Ein gutes Zeichen des Selbstbewußteins

Quelle: FSSPX Aktuell

Bischof Pierbattista Pizzaballa, Lateinischer Patriarch von Jerusalem

Papst Franziskus hat beschlossen, Erzbischof Pierbattista Pizzaballa zum Kardinal zu ernennen. Dies ist das zweite Mal, dass ein Patriarch seit der Wiedereinführung des lateinischen Patriarchats von Jerusalem Kardinal wird. Eine starke Botschaft an Israel zu einem Zeitpunkt, an dem sich das Leben der Christen im Heiligen Land seit der Rückkehr von Benjamin „Bibi“ Netanjahu an die Macht deutlich verschlechtert hat.

Franziskus Entscheidung: Erzbischof Pierbattista Pizzaballa wird beim nächsten öffentlichen ordentlichen Konsistorium, das am 30. September 2023 im Vatikan stattfinden soll, zum Kardinal kreiert. „Es war eine große Überraschung für mich“, kommentierte dieser die päpstliche Ankündigung vom 9. Juli dieses Jahres.  

Filippo Camassei war seit der Wiedereinführung des lateinischen Patriarchats von Jerusalem im Jahr 1847 der einzige Bischof, dem eine solche Ehre zuteilwurde. Das war im Jahr 1919. Es gibt mehrere Gründe für die nunmehrige Entscheidung des römischen Pontifex. 

Erstens will der Heilige Stuhl durch die Stärkung des Status des lateinischen Patriarchen die Bedeutung der katholischen Präsenz in Jerusalem zu einem Zeitpunkt unterstreichen, zu dem die palästinensischen Katholiken in der Altstadt zahlreichen Schikanen seitens fundamentalistischer Juden ausgesetzt sind, die von der Regierung Benyamin Netanyahus unterstützt werden. Unzählige Kirchen und Friedhöfe wurden geschändet, Geschäfte geplündert, Gläubige und Priester beleidigt und körperlich angegriffen. 

Ganz zu schweigen von den versuchten Enteignungen von Immobilien, denen Christen und sogar die Kirche zum Opfer fallen. Die Entscheidung des Heiligen Stuhls könnte somit die laufenden Verhandlungen mit dem jüdischen Staat über eine Befreiung der Kirchen im Heiligen Land von der Wohnsteuer erleichtern. Vorausgesetzt, der Status eines Kardinals könnte die Verhandlungsführer beeindrucken. 

Zweitens wird es die Ernennung des derzeitigen Patriarchen zum Kardinal dem Vatikan ermöglichen, sein Engagement in der Region zu verstärken und vielleicht die Kontrolle über einen Friedensprozess zurückzugewinnen, der mehr denn je ins Stocken geraten zu sein scheint. So rief Papst Franziskus bei der Ankündigung eines bevorstehenden Konsistoriums angesichts der Spannungen im Westjordanland zur Ruhe auf. 

Schließlich könnte es sein, dass die Erhebung von Erzbischof Pizzaballa den Boden für einen weiteren apostolischen Besuch des argentinischen Papstes im Heiligen Land bereiten soll. Der letzte Besuch fand im Jahr 2014 statt. Im vergangenen Jahr wollte der Heilige Vater das Land Israel betreten, doch sein Besuch wurde aufgrund des beginnenden Krieges in der Ukraine abgesagt.