Evangelisation aus dem Orbit

Quelle: FSSPX Aktuell

Es ist schon seltsam, dass die Botschaft des Papstes am 27. März 2020, mitten im Corona-Lockdown, auf einem leeren, durch Regen und Wind unwirtlich gewordenen Petersplatz verkündet wurde. Franziskus forderte darin den „Mut, Räume zu öffnen, in denen sich alle berufen fühlen können, und neue Formen der Gastfreundschaft und Brüderlichkeit sowie der Solidarität zu ermöglichen“. Doch was sind diese neuen Räume?

Am 7. Juni 2022 wurde die päpstliche Botschaft in die „Schatztruhe biologischer Vielfalt“ [Svalbard Global Seed Vault ] auf der norwegischen Insel Spitzbergen gelegt. Dort liegt sie zusammen mit den Samen aller Nutzpflanzenkulturen der Welt, die bei einer Temperatur von -18° Celsius aufbewahrt wurden. 

Am 12. Juni 2023 wurde die gleiche Botschaft in dem Satelliten ‚Spei Satelles‘ platziert. Sie befindet sich nun in einer Umlaufbahn in einer Höhe von 525 km in einer Nano-Buch-Version. Jeder, der über ein Amateurfunkgerät im UHF-Band verfügt, kann eine Sendung des Satelliten auf 437,5 MHz empfangen und Auszüge aus der Botschaft des Papstes hören, wenn der Satellit über seinen Kopf hinwegfliegt. Doch tatsächlich ist zu befürchten, dass die humanitäre Botschaft die Köpfe vieler Menschen nicht erreichen wird.  

Auf einer Website kann man den Fortschritt der Weltraummission verfolgen und seinen Namen auf einem Speicherchip an Bord von Spei Satelles eintragen lassen. „Um eine virtuelle Bordkarte zu erhalten, müssen sich Interessierte verpflichten, ein Werk der Barmherzigkeit im Namen des Friedens und der Hoffnung zu vollbringen“, heißt es auf der Website, und: „Jeder Beteiligte kann so zu einem konkreten Samen der Hoffnung in seinem Alltag werden.“ 

Ist dieser Samen der Hoffnung des Papstes, der bei -18° C gelagert und in 525 km Höhe geschleudert wurde, die neue Evangelisierung, die Franziskus fördern möchte? Ist dies Sinnbild einer „Kirche im Aufbruch“, auf der Suche nach den „Peripherien“ ... eiskalter Weltraum oder in Planetenumlaufbahnen? Ist es nicht an der Zeit, endlich wieder zu landen und zum Evangelium „ganz einfach“ zurückzukehren, wie es der heilige Franz von Sales sagte? 

Jesus hat uns dieses Gleichnis hinterlassen: „Das Himmelreich gleicht einem Senfkorn, das ein Mensch nahm und auf seinen Acker säte. Es ist das kleinste aller Samenkörner; wenn es aber gewachsen ist, ist es größer als alle Gemüsepflanzen und wird zu einem Baum, so dass die Vögel des Himmels kommen und in seinen Zweigen Schutz suchen.“ (Mt 13,31-32). 

Das evangelische Senfkorn darf weder eingefroren noch in den Weltraum geschossen werden. Es muss in die Seelen der Getauften gesät werden, damit es Frucht tragen kann.

Pater Alain Lorans