Die Familie ist in den USA ins Abseits geraten

Quelle: FSSPX Aktuell

Hat das traditionelle “Familienmodell” in den USA ausgedient? Ja, wenn man der neuesten Umfrage des Pew Research Center unter mehr als 5.000 Erwachsenen Glauben schenkt, die am 14. September 2023 veröffentlicht wurde.

Die erste Erkenntnis der Umfrage ist, dass die Amerikaner nicht mehr wirklich daran glauben, dass die Familie im Jahr 2023 einen zentralen Platz in der Gesellschaft einnehmen sollte: 40 Prozent von ihnen sind sogar eher pessimistisch, was die Institution der Ehe angeht, die ja eigentlich das Fundament der Familie bildet. 

Patrick Brown, Experte für Familienpolitik am Zentrum für Ethik und öffentliche Politik, kommentiert diesen Trend folgendermaßen: „Wir treten in ein neues Zeitalter ein, in dem die Familie als Institution aufgrund eines Mentalitätswandels bedroht ist, an dessen Ende die Ehe und das Kinderkriegen als nebensächlich für das individuelle Wohlergehen angesehen werden.“  

Für 71 Prozent der Befragten ist ein Arbeitsplatz der wichtigste Faktor für die persönliche Entwicklung, während Kinder und Ehe nur für 26 Prozent beziehungsweise 23 Prozent der Befragten eine Rolle spielen. 

Was die verschiedenen, von der heutigen Gesellschaft geförderten Formen der Ehe angeht, so halten die meisten Amerikaner zwar nach wie vor an der Ehe zwischen Mann und Frau fest (90 Prozent), aber viele haben den Begriff der gleichgeschlechtlichen Partnerschaft akzeptiert (66 Prozent) und gestehen diesen Paaren das Recht zu, Kinder aufzuziehen (47 Prozent dafür, 12 Prozent dagegen). 

„Als Katholiken werden wir weiterhin die grundlegende Stellung der Familie als Schlüsselinstitution der Gesellschaft erklären müssen, einer Familie, die im Wesentlichen auf die Erzeugung und Bildung neuen menschlichen Lebens ausgerichtet ist“, betont Patrick Brown. Für ihn ist es wichtig, den Kampf nicht aufzugeben: „Das ist keine Botschaft, die viele in unserer Kultur im Moment hören wollen. Es gibt aber auch eine weit verbreitete Unzufriedenheit mit den Auswirkungen der sexuellen Revolution auf die Familie. Das zeigt sich in den Diskussionen, die sich um sogenannte „Online-Dating“-Seiten, Pornografie oder sogar Fragen wie die Leihmutterschaft drehen.“ 

Danach gefragt, ob Seitensprünge in der Ehe möglich sein sollten, äußerten sich 50 Prozent der Amerikaner dagegen. 33 Prozent sind für eine gewisse eheliche „Freiheit“, man solle durchaus andere „Erfahrungen“ außerhalb der rechtmäßigen Partnerschaft machen dürfen. Diese besorgniserregende Zahl veranlasst Patrick Brown zu der Aussage: „Wenn ein Drittel der Amerikaner dies moralisch akzeptabel findet, unterstreicht dies nur, wie sehr das Verständnis für die Ehe in der heutigen Gesellschaft abgenommen hat.“ Brown schlussfolgert, dass der Ball nun im Feld der Katholiken liegt: „Diese Ergebnisse unterstreichen die Tatsache, dass die Welt mehr denn je darauf angewiesen ist, dass die Kirche eine attraktive Vision des Familienlebens verkündet, die sowohl nicht auf den Klischees der 1950er Jahre beruht als auch nicht im Sumpf des zeitgenössischen Individualismus verloren geht.“ 

Eine attraktive Vision wäre die, die nicht die Grundsätze des Glaubens in Frage stellt. Das könnte ein wichtiges Thema für die Teilnehmer der nächsten Phase der Synode über die Synodalität sein ...