Kardinal Scönborn: Scharfe Kritik am Deutsch-Synodalen Weg

Quelle: FSSPX Aktuell

In einem Interview mit der theologische Zeitschrift communio hat der Wiener Erzbischof, Christoph Kardinal Schönborn, deutliche Worte über den deutschen „Synodalen Weg“ gefunden.

„Man stelle sich Diskussionen im Judentum unter Absehung von der Tora vor. Und man stelle sich einen Synodalen Weg unter Absehung vom depositum fidei vor. Das ist nicht mehr Synodalität, das ist ein anderer Weg, aber sicher nicht Synodalität im Sinne der Kirche".

Der Dominikaner-Kardinal wandte sich gegen eine von den Medien verbreitete Meinung, die Kirche werde, wenn sie sich jetzt nicht modernisiere und dem Zeitgeist öffne, zugrunde gehen. Ein solcher Alarmismus produziere lediglich eine ungute Untergangsstimmung. 

Er erinnerte an die fehlende Vollmacht der Kirche, Frauen mit dem Priestertum Jesu Christi zu bekleiden: „Vielleicht ist hier ein Sinngehalt, der sich mir jetzt und auch der Mehrheit der Gesellschaft heute nicht erschließt, den aber zu hüten vielleicht die Kirche beauftragt ist.“

„Wie kommt es, dass auf dem Synodalen Weg in Deutschland auf der einen Seite gefordert wird, dass das Weiheamt geöffnet wird, und auf der anderen Seite so viele fordern, dass diskutiert wird, ob ein Weiheamt für die Kirche künftig überhaupt noch notwendig ist?”

Der 77 Jahre alte Purpurträger warnte vor einer Instrumentalisierung der zum Himmel schreienden schweren Sünden von Klerikern gegenüber Schutzbefohlenen und dem Missbrauch von Kindern und Jugendlichen durch geweihte Priester.

Ihn befremde, „dass man so schnell vom Missbrauchsthema zu Kirchenverfassungsfragen“ übergehe. Dabei sei „die Evidenz dieses Konnex“ bei weitem nicht bewiesen. „Ist das wirklich ein direkter Konnex, dass Missbrauch in der Kirche geschehen ist, weil es keine Gewaltenteilung im Sinne demokratischer Rechtsstaaten gibt? Ich bezweifle das“, so der Kardinal gegenüber der Zeitschrift.

Es würden missbräuchliche Verhaltensweisen eingesetzt, um Forderungen der Kirchenreform zu behandeln und versuchsweise zu entscheiden. „Dabei ist es doch sehr fraglich, ob damit dem Missbrauchsthema und den Betroffenen wirklich Gerechtigkeit widerfährt.”

Der Dominikaner Christoph Schönborn ist seit 1995 Erzbischof von Wien. Im Jahr 1998 wurde er von Papst Johannes Paul II. zum Kardinal kreiert. Der ehemalige Theologie-Professor im Schweizer Fribourg, der vielen neuen geistlichen Gemeinschaften nahesteht, gehört zum Herausgebergremium von communio.

Communio  ist eine internationale Zeitschrift für katholische Theologie mit 17 verschiedenen Landesausgaben. Sie wurde 1972 von Hans Urs von Balthasar, Josef Ratzinger und Kardinal Lehmann aus der Taufe gehoben. Sie sah sich als Sprachrohr der „nouvelle théologie“ und grenzte sich von der radikal-progressistischen Zeitschrift Concilium ab, die sich der Theologie von Karl Rahner SJ verpflichtet fühlt.