Madagaskar und der Heilige Stuhl auf der Suche nach gegenseitiger Anerkennung

Quelle: FSSPX Aktuell

Papst Franziskus mit Präsident Andry Rajoelina

Der Besuch des derzeitigen starken Mannes von Madagaskar im Vatikan im Hochsommer war kein Zufall. Andry Rajoelina, Präsident von Madagaskar, der im November 2023 wiedergewählt werden soll, muss sein Image aufpolieren. Die katholische Kirche sucht währenddessen auf der Insel nach mehr Präsenz, um der Herausforderung durch die Zunahme protestantischer Sekten zu begegnen.

„Eine spirituelle Erneuerung“ – So stellte der Präsident der Republik Madagaskar seinen Besuch im Vatikan im Hochsommer vor. Andry Rajoelina wurde am Morgen des 17. August 2023 etwa 20 Minuten lang in Privataudienz vom Pontifex empfangen. Anschließend besprach das madagassische Staatsoberhaupt die eher technischen Aspekte der diplomatischen Herausforderungen mit Erzbischof Miroslaw Wachowski, der den durch einen Besuch im Südsudan verhinderten Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin vertrat. 

Auf der Tagesordnung standen der Krieg in der Ukraine und seine weltweiten Auswirkungen, die aktuelle Krisensituation auf dem afrikanischen Kontinent, insbesondere in Niger, und vor allem die Prüfung eines bilateralen Abkommens zwischen Antananarivo [Hauptstadt Madagaskars] und dem Heiligen Stuhl. 

Um die Interessen der Kirche in den verschiedenen Staaten, in denen sie apostolisch tätig ist, voranzutreiben, muss der Heilige Stuhl auf dem diplomatischen Parkett allgegenwärtig sein, denn in diesem Bereich, wie auch im spirituellen Leben, gilt, wer nicht voranschreitet, wird zurückfallen. 

Auf einer Insel, auf der sich 34 Prozent der Einwohner zum Katholizismus bekennen, ist die Sichtbarkeit der Kirche von größter Bedeutung, während protestantische Sekten wie die „Evangelikalen“ oder die Mitglieder der „Kirche der Apokalypse“ zunehmend „Terrain erobern“, zumal das Land von extremer Armut betroffen ist und seine Einwohner selbsternannten Gurus ausgeliefert sind, die ihren Anhängern eine rosige Zukunft versprechen. 

Im Oktober 2022 rief der Papst die Bischöfe Madagaskars bei ihrem Ad-limina-Besuch dazu auf, „das Geschwätz zu beenden“ und „Einheit zu zeigen“.  

Auch für das derzeitige Staatsoberhaupt kam die Papstaudienz genau zum richtigen Zeitpunkt, da seine zweite Amtszeit im November endet und Andry Rajoelina ein drittes Mal für das höchste Amt kandidieren will. Der Besuch in Rom hilft, sein Image als glaubwürdiger Staatsmann in den Augen der Bevölkerung zu festigen. 

Zum Abschluss seines Besuchs schenkte der Madagasse dem Kirchenoberhaupt ein mit kostbarem Marmor besetztes Spiel „Solitaire“. Ein schönes Symbol-Geschenk für die strategisch-taktische Ausübung von Macht, über die der argentinische Pontifex sicherlich nachdenken wird.