Maria, Mutter Gottes

Quelle: FSSPX Aktuell

„Wer auf mich hört, wird nicht zuschanden werden, und wer um mich sich müht, sündigt nicht. Wer mich verherrlicht, erhält das ewige Leben.“ Mit diesem Vers aus Ecclesiasticus 24, 22 preist die Kirche die Heilige Jungfrau Maria.

Durch die folgenden Betrachtungen wollen wir das Geheimnis der Gottesmutter ans Licht bringen, indem wir es in all seinen Facetten betrachten. Mit anderen Worten, wir wollen einen Katechismus halten über die Gottesmutter, dem wir dann den Namen Mariologie geben können.

Bevor wir beginnen, müssen wir zuerst festlegen was das Herzstück unserer Frage ist, von dem aus sich alles erklärt. Bei unserem Thema ist es leicht einzusehen, dass dieses Herzstück in der göttlichen Mutterschaft zu finden ist.

Bevor wir uns in das übernatürliche Geheimnis vertiefen, und als eine Art Vorspann, betrachten wir zuerst die natürliche Mutterschaft. Gott hat, sozusagen alle menschlichen Möglichkeiten ausgeschöpft, sie zur Vollkommenheit geführt, wo er sich dem menschlichen Werden unterworfen hat, um selbst Mensch zu werden.

Das Hervorgehen der menschlichen Natur ist in der Ordnung der geschaffenen Dinge das größte Geheimnis. Es rührt selbst in das göttliche Leben hinein. Bevor Christus seiner menschlichen Natur nach aus einer Frau geboren wurde, war er schon geboren aus der göttlichen Natur des Vaters.

Die menschliche Zeugung Christi kennt von Natur aus zwei untrennbare Aspekte: die Vereinigung von zwei Wesen in einem einzigartigen Zeugungsakt und den Zeugungsakt selbst. Letzterer bedeutet, die eigene Natur einem anderen zu übertragen, wodurch ein neues Wesen entsteht.

Das Wesen der Zeugung besteht also darin, aus sich selbst heraus ein neues Individuum der gleichen Art hervorzubringen. Die Zeugung ist erst abgeschlossen, wenn es den anderen gibt, der vom Zeugenden ausgeht.

Die Idee dieses Hervorgehens ist so wesentlich, dass sie sogar in Gott zu finden ist. Aus einem anderen geboren zu werden, aus ihm hervorzugehen, ist also ein tiefes Geheimnis, das sich auf unendliche, vollkommene und reine Weise verwirklichen kann. In der göttlichen Zeugung finden wir kein Abhängigkeitsverhältnis, keine Materie, und keine Teilung der Natur, sondern die Mitteilung ein und derselben Natur an eine andere Person.

In der menschlichen Natur sind Vater und Mutter der gemeinsame Ursprung des neuen Wesens, das aus ihnen hervorgeht. Aber dann wirkt die Mutter bei der Fortsetzung dieses gemeinsamen Zeugungsaktes weitgehend allein.

Die lange Dauer der Entwicklung, die Stetigkeit, die Wechselbeziehung, die zwischen Mutter und Kind entsteht, verleihen dieser Fortsetzung der Zeugung eine große Bedeutung. Die Mutter ist viel mehr als der Vater für das Kind zuständig. Die Geburt ist eine echte Trennung, weil die Schwangerschaft eine lebendige Verbindung geschaffen hat, wenn auch nur auf physischer Ebene.

Aber die menschliche Natur ist nicht nur körperlich, sondern auch und vor allem geistig. Der von den Eltern gezeugte Körper ist zwar körperlich, aber er erfordert eine menschliche Seele, die das Eingreifen des Schöpfers erfordert, was ganz natürlich geschieht. Die unmittelbare Verantwortung für das neue Wesen liegt also bei seinen Eltern.

Aus all dem folgt, dass die menschliche Zeugung eine Person zum Mittelpunkt hat und aus der eine Person entsteht. Dieser Grundsatz ist in der Mariologie von großer Bedeutung, denn er begründet eine ganz besondere Beziehung zwischen der Jungfrau Maria und ihrem göttlichen Sohn; daher kann sie auch Mutter Gottes genannt werden.