Offene Türen im Lateran – Nun auch für die Orthodoxen

Quelle: FSSPX Aktuell

Papst Franziskus und der koptisch-orthodoxe Patriarch Tawadros II

Am 18. April 2023 feierte ein anglikanischer Prälat mit 50 anglikanischen Geistlichen einen Gottesdienst am Hochaltar in der Patriarchalbasilika St. Johannes im Lateran, der Bischofskirche von Rom.

Doch dieser „Bischof“ und diese „Priester“ hätten die Messe nicht gültig feiern können, da die anglikanische Konfession die apostolische Sukzession verloren hat, wie Papst Leo XIII. erklärt hat [Apostolicæ curæ, 13. September 1896]. Sie können daher keine Sakramente spenden.“  

Der anglikanische Prälat heißt Jonathan Baker, ist geschieden und wiederverheiratet, „und zu allem Überfluss ist er ein notorischer und bekennender Freimaurer – wie übrigens ein großer Teil des hohen anglikanischen Klerus.“ Guerino Di Torra, der Vikar des Erzpriesters der Basilika, erklärte in entlarvender Weise, dass den Anglikanern aufgrund eines „Kommunikationsfehlers“ (sic!) die Erlaubnis erteilt worden sei, die Messe zu feiern. 

Immerhin ließ Papst Franziskus am nächsten Tag, dem 19. April, Teile des wahren Kreuzes an Karl III. von England, dem Oberhaupt der anglikanischen Konfession, überreichen. Diese Reliquien wurden in das „Walisische Kreuz“ gelegt, mit dem die feierliche Prozession zur Westminster Abbey bei der Krönung am 6. Mai eröffnet wurde. 

Wie Andrea Cionci auf Libero Quotidiano vom 22. April betonte, ist dies nicht das erste Mal, dass der Papst verschwenderisch ist, wenn es darum geht, Reliquien von Heiligen an Schismatiker zu verschenken: Im November 2022 übergab er die Reliquien des heiligen Apostels Thomas, die seit Jahrhunderten in der Kathedrale von Ortona aufbewahrt wurden, an den schismatischen Patriarchen der Assyrischen Kirche des Ostens. Damit nicht genug: Schon im September 2019 übergab er dem schismatischen orthodoxen Patriarchen Bartholomäus I. neun Teile der Gebeine des Heiligen Petrus. Im November 2016 schenkt er dem schismatischen orthodoxen Patriarchen von Moskau, Kyrill, zum 70. Geburtstag eine Reliquie des heiligen Franz von Assisi. 

Vom 9. bis 14. Mai hält sich nun der koptisch-orthodoxe Patriarch von Alexandria Tawadros II [Theodor II] in Rom auf, um den 50. Jahrestag des Treffens zwischen Papst Paul VI. und Patriarch Shenouda III. am 10. Mai 1973 zu begehen. Aus diesem Anlass feiert er am Sonntag, den 14. Mai, eine Messe für die koptisch-orthodoxen Gläubigen in St. Johann im Lateran. 

In katholisches.info vom 27. April spricht der Vatikanist Giuseppe Nardi von einem „ökumenischen Gedränge in der Hauptkirche der Christenheit“: Nach den Anglikanern wird jetzt „Tawadros II, dem Papst der koptisch-orthodoxen Kirche, „im ökumenischen Geist“ die Laterankirche, das heißt die Kathedrale des Bischofs von Rom und die Hauptkirche der katholischen Kirche, „geliehen“, damit er die Möglichkeit hat, dort eine koptisch-orthodoxe Messe zu feiern, obwohl er nicht mit dem Stuhl Petri vereint ist.“  

Nardi fragt sich völlig richtig: „Der Vorgang ist beispiellos: Dem Oberhaupt einer nicht-katholischen Gemeinschaft wird die Haupt- und Mutterkirche der katholischen Kirche zugewiesen. Sind alle doktrinären und liturgischen Fragen, die die Kopten seit vielen Jahrhunderten von der römischen Kirche trennen, geklärt worden? Bisher wurde von keiner wiedergefundenen Einheit berichtet. Warum ist die Ordnung dann erschüttert?“ 

Es ist daran zu erinnern: „Die sogenannten „orthodoxen“ Kopten bekennen sich zu einer häretischen Lehre, dem Monophysismus, das heißt der Einheit der Natur in Christus, auch wenn sie sich mehr oder weniger dagegen wehren; [deshalb] gehören sie nicht zur katholischen Kirche. Dagegen gibt es eine koptisch-katholische Kirche.“ Warum also die Erlaubnis, im Lateran einen schismatischen Ritus zu zelebrieren? 

Die Antwort ist in der gegenwärtigen ökumenischen Praxis zu suchen. Giuseppe Nardi schreibt: „In Rom bezieht man sich inoffiziell auf Nummer 137 des Direktoriums für die Anwendung der Prinzipien und Normen über den Ökumenismus vom 25. März 1993, kurz Ökumenismus-Direktorium genannt. Dieses wurde vom Päpstlichen Rat zur Förderung der Einheit der Christen herausgegeben. 

Darin heißt es: „Katholische Kirchen sind geweihte oder gesegnete Gebäude, die eine wichtige theologische und liturgische Bedeutung für die katholische Gemeinschaft haben. Daher sind sie im Allgemeinen (sic) dem katholischen Gottesdienst vorbehalten. Wenn jedoch Priester, Geistliche oder Gemeinschaften, die nicht in voller Gemeinschaft mit der katholischen Kirche stehen, weder einen Ort noch die notwendigen liturgischen Gegenstände haben, um ihre religiösen Zeremonien würdig zu feiern, kann der Bischof der Diözese ihnen erlauben, eine Kirche oder ein katholisches Gebäude zu benutzen, und ihnen auch diese notwendigen Gegenstände für ihre Dienste leihen.“ [§ 137]“ 

Kurz gesagt, es gibt keine Einheit in der Lehre, sondern offenbar hat bei den derzeitigen römischen Sitten die liturgische Praxis Vorrang vor der Lehre.