Papst Franziskus gibt bei der Ernennung des Bischofs von Shanghai nach

Quelle: FSSPX Aktuell

Die St.-Ignatius-Kathedrale in Shanghai

Das vatikanische Presseamt gab bekannt, dass der Papst Joseph Shen Bin zum Bischof von Shanghai (China) ernannt und ihn von der Diözese Haimen (Jiangsu) weg versetzt hat. Gleichzeitig gab Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin ein ungewöhnliches Interview „mit den Medien des Vatikans“. Diese Formulierung deutet auf eine echte Erklärung, ohne Formalitäten oder offiziellen Charakter hin.

In der Ernennungsankündigung wurde erklärt, dass der Papst mit der Ernennung von Shen Bin das Beste für die Diözese wolle. Doch die Intervention von Kardinal Parolin zeigt die Enttäuschung des Heiligen Stuhls über die Situation, die ihm aufgezwungen wurde. Es ist schwer vorstellbar, dass die chinesischen Behörden, die auf ihre Politik der „Sinisierung“ der Religionen fixiert sind, auf weitere Zugeständnisse verzichten. 

Einigen Beobachter war klar, dass es früher oder später soweit kommen würde, dass die Entscheidung der chinesischen Behörden vom April letzten Jahres, wenn auch widerwillig, bestätigt werden würde. Viele Katholiken in Hongkong und anderswo betrachteten die päpstliche Entscheidung als eine weitere Kapitulation vor den Missbräuchen der Religionspolitik Pekings, die das zweimal erneuerte Abkommen von 2018 mit Füßen tritt.  

Indem er den Wechsel von Shen Bin nach Shanghai akzeptiert, will der Papst trotz allem weiterhin auf den Dialog mit China setzen. Kardinal Parolin möchte parallel die Einrichtung eines zuverlässigen Kommunikationsbüros zwischen den beiden Parteien. Der Heilige Stuhl glaubt – trotz allem – weiterhin an den Dialog, aber befindet sich der Gesprächspartner auf der gleichen Wellenlänge? 

Kann ein Kommunkationsbüro das lösen, was auf chinesischer Seite auf der Basis strategischer Entscheidungen verfolgt wird, nämlich die einseitige Fortsetzung einer von „Sinisierung“ geprägten Religionspolitik? Es ist nicht so sehr der Mangel an Verbindungsinstrumenten, sondern vielmehr die fehlende Dialogbereitschaft der chinesischen Behörden, die die Dinge schwierig macht. Und es ist schwer vorstellbar, dass die Episode in Shanghai die letzte sein wird. 

Auf jeden Fall ist es nicht nur die Sorge um die Wahrung des Abkommens, die die formelle Kommunikation zwischen dem Heiligen Stuhl und China belastet. Der Vatikan ist besonders besorgt über die schreckliche kirchliche Situation, in der sich die Diözese Shanghai befindet. 

Das Interview von Kardinal Parolin enthält einen Hinweis auf die Person von Joseph Shen, dem jungen Bischof von Shanghai, der laut vatikanischer Pressemitteilung auch Vorsitzender des Kollegiums der katholischen Bischöfe Chinas ist. Das ist ein Organ, das unter der Kontrolle der Partei steht. Shen wird als „angesehener Geistlicher“ beschrieben, obwohl er offenbar den Heiligen Stuhl zum Zeitpunkt der Versetzung über den Lauf der Ereignisse nicht informiert hatte.  

Shanghai ist seit gut zehn Jahren ohne Oberhirten. Der letzte Bischof, Aloysius Jin Luxian, ist am 27. April 2013 verstorben. Die beiden Weihbischöfe werden von den Behörden an der Ausübung ihres Amtes gehindert. Bischof Thaddeus Ma Daqin, befindet sich immer noch in Zwangshaft im Priesterseminar von Sheshan, und die politischen Behörden hatten sogar versucht, seinen bischöflichen Status abzuschaffen! Was Bischof Joseph Xing Wenzhi betrifft, so hat er sich „ins Privatleben zurückgezogen“. Kardinal Parolin legte Wert darauf, diese beiden Bischöfe im Interview zu erwähnen.  

Was wird Bischof Shen Bin nun tun, nach der päpstlichen Anerkennung und mit der Unterstützung der politischen Behörden? Er könnte die Position seiner beiden Weihbischöfe klären und ihnen ein standesgemäßes Leben ermöglichen. Es wird wichtig sein, die Reaktionen aller Katholiken in Shanghai zu betrachten, einschließlich derer, die sich nicht mit den Positionen der Regierung abfinden wollen. Den die katholische Gemeinde in Shanghai wurde 1607 von Paul Xu Guangqi, dem besten Freund, Mitarbeiter und Schüler von Matteo Ricci und selbst eine der Säulen des chinesischen Katholizismus, gegründet. Auf ihrem weiteren Weg liegt ein neuer, schwieriger und ungewisser Abschnitt. Möge Gott sie in seine Obhut nehmen ... und die römischen Behörden in ihrer Beziehung zum roten Drachen erleuchten.

Der Text stammt auszugsweise aus einem Artikel des Sinologen Pater Gianni Criveller vom Päpstlichen Institut für Auslandsmissionen (PIME).