Reform und Souveränitätsverlust des Malteserordens

Quelle: FSSPX Aktuell

Kardinal Gianfranco Ghirlanda

Franziskus hat Kardinal Gianfranco Ghirlanda zum Nachfolger von Kardinal Raymond Burke als „Patron“ des Souveränen Malteserordens ernannt. Der hochrangige Prälat ist ein bekannter Kanonist, der die Reform der Kurie überwacht hat und auch die Neuaufstellung der Legionäre Christi und des Opus Dei in dem vom Papst gewünschten Sinne durchgeführt hat.

Als Mann seines Vertrauens hat Papst Franziskus dem 80jährigen die Aufgabe übertragen, den Malteserorden zu überwachen. Pater Gianfranco Ghirlanda ist ein Jesuit, der als Kardinal mit dem Purpur, aber nicht mit dem Episkopat ausgestattet ist. Er ist Kirchenrechtler und war Rektor der Päpstlichen Universität Gergoriana. 

Sein neues Amt wird in Artikel 5 der der neuen Verfassungscharta des Malteserordens wie folgt definiert: „Der Papst ernennt als seinen Vertreter beim Orden einen Kardinal mit dem Titel Cardinalis Patronus, der mit besonderen Befugnissen ausgestattet werden kann. Der Kardinal hat als Zeichen der Sorge des Heiligen Vaters für den Orden die Aufgabe, das geistliche Wohl des Ordens und seiner Mitglieder sowie die Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Orden zu fördern.“ 

Zwischen den Zeilen wird deutlich, dass die Macht des Kardinalpatrons innerhalb des Ordens von großem Spielraum ist und dass er über die vollen Befugnisse verfügt, um eine Reform umzusetzen, die am 3. September 2022 unter Schmerzen geboren wurde. Immerhin eine Revision, die vom Nachfolger Petri auferlegt wurde und die die Ritter tief gespalten hat. 

Als Beweis dafür hat Franziskus dem Kardinalpatron neue Vorrechte übertragen: „Einberufung“ und „Ko-Vorsitz“ des außerordentlichen Generalkapitels, wobei er Ad-hoc-Regularien festlegt, wie etwa die Genehmigung der Verfassungscharta und die Einberufung des Staatsrates zur Wahl des Großmeisters. Das heißt, dass die Fakultäten von Fra' John Dunlap, dem am 3. Mai gewählten Großmeister, nun zu einem guten Teil der kirchlichen Macht untergeordnet sind, was eine kleine Revolution in einem souveränen Orden darstellt. 

Kardinal Gianfranco Ghirlanda ist kein unbeschriebenes Blatt: Der ehemalige Rektor der Päpstlichen Universität wurde als „Päpstlicher Berater“ für die Legionäre Christi damit beauftragt, nach der Aufdeckung der Missbräuche ihres Gründers für Ordnung zu sorgen und den Reformprozess der Kongregation einzuleiten. 

Er war es auch, der einen Großteil der rechtlichen Aufsicht über die neue Kurienverfassung übernahm. Insbesondere setzte er sich beim römischen Pontifex stark für die Entkopplung der Bischofsweihe von der Regierungsgewalt ein und ebnete damit den Weg dafür, dass Laien in der Römischen Kurie künftig Regierungsgewalt ausüben können. 

Die Überarbeitung der Statuten des Opus Dei ist ebenfalls das Ergebnis der Arbeit von Pater Ghirlanda. Auch diese Reform ist schmerzhaft, da die persönliche Prälatur nun nicht mehr dem Dikasterium für Bischöfe untersteht, sondern dem Dikasterium für den Klerus. Ein Weg, um die Leitung eines Instituts, über das der Generalprälat früher eine immense Macht ausübte, grundlegend zu verändern. 

Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass Kardinal Ghirlanda dem von Jose Maria Escriva de Balaguer gegründeten Institut eine neue Maßgabe auferlegt hat. Das Institut muss der Kurie nun nicht mehr alle fünf Jahre, sondern jährlich einen Tätigkeitsbericht vorlegen.  

Unnötig zu erwähnen, dass die Ernennung des neuen Kardinalpatrons des Malteserordens bei vielen Rittern Unmut hervorrufen dürfte. Sie beklagen mit Sicherheit den erfolgreichen Angriff auf ihre Souveränität, die nunmehr der Vergangenheit angehört.