„Zurechtweisung wegen Häresie“ - Erste Reaktionen aus Rom

Quelle: FSSPX Aktuell

Kardinal Müller distanziert sich; Pressestelle des Heiligen Stuhles voll Ironie; Klarstellung von Kardinal Burke: FSSPX.news kommentiert einige der jüngsten Reaktionen auf die „Zurechtweisung von Söhnen wegen Häresie“, welche am 24. September veröffentlicht wurde.

„Einerseits verdient der Nachfolger Petri Respekt, sowohl in seiner Person als auch wegen des göttlichen Amtes, das ihm übertragen wurde; andererseits erfordert die Kritik, wenn sie mit Respekt vorgetragen wird, eine adäquate Antwort.“ Mit diesen Worten hat sich der emeritierte Präfekt der Glaubenskongregation gegenüber der Tageszeitung „The Register“ geäußert, ohne dabei ausdrücklich auf die „Correctio filialis“ Bezug zu nehmen, die dem Papst am 11. August überreicht und am 24. September veröffentlicht worden war.

Für Kardinal Müller braucht die Kirche „mehr Vertrauen und gegenseitigen Dialog“ und weniger „kleine Gruppen und Polemik“. Eine Lösung für die Kontroverse sieht der Prälat daher darin, dass der Papst eine Gruppe von Kardinälen bestimmt mit dem Auftrag, einen echten „theologischen Disput“ zu führen mit den Vertretern von seriösen Einwänden gegen Amoris Laetitia.

Von besonderer Wichtigkeit ist es für den emeritierten Präfekt, „ein neues Schisma im Schoß der Kirche zu vermeiden. Das Fundament der Einheit und der Gemeinschaft mit Jesus Christus in der Kirche wird verkörpert in Papst Franziskus und den Bischöfen, die in voller Einheit mit ihm stehen“.

Ist es erlaubt an dieser Stelle darauf hinzuweisen, dass der Kardinal einen wichtigen Punkt übersehen hat? Der Auftrag, den Christus dem Nachfolger Petri erteilt hat, ist unlösbar verknüpft mit der Verpflichtung, die Lehre des Evangeliums des göttlichen Stifters in seiner Gesamtheit und Reinheit zu überliefern.

„The Register“ glaubt zu wissen, dass der Heilige Stuhl nicht auf die „Zurechtweisung von Söhnen“ antworten wird, und zwar aus zwei prinzipiellen Überlegungen heraus: Zunächst, weil die Unterzeichner an Zahl und Stellung eine „zu vernachlässigende Gruppe“ darstellen; andererseits weil einer der Unterzeichnenden „Bischof Bernard Fellay [ist], ein Rebellenbischof, der eine Priesterbruderschaft leitet, die sich in Bruch mit Rom befindet.“

Dessen ungeachtet hat der Generalobere in einem Interview gegenüber FSSPX.news am 26. September festgehalten, dass es „nicht so sehr die Namen der Unterzeichner sind, als vielmehr der objektive Wert der dargelegten Argumente, den es zu berücksichtigen gilt“.

Trotzdem hat die „Correctio filialis“ auch ganz oben in der Kirche Staub aufgewirbelt: Greg Burke, Leiter der Pressestelle des Heiligen Stuhls, machte in der Tageszeitung „Il Giornale“ eine ironische Anspielung. Als im Laufe dieses Montags Gerüchte immer lauter wurden, der Vatikan habe auf seinem Territorium den Zugriff auf die Seite der „Correctio filialis“ blockiert, meinte er: „Glauben Sie wirklich, es lohne sich, eine Webseite zu blockieren wegen eines Briefes mit 60 Unterschriften?“ Ist diese Aussage nicht eher der Beweis dafür, dass der Text sein Ziel sehr wohl empfindlich getroffen hat?

„Die Correctio filialis ist eine Initiative, die unabhängig von dem veröffentlicht wurde, was die verstorbenen Kardinäle Caffara und Meisner, sowie Kardinal Brandmüller und ich selbst in den Dubia geäußert haben.“ So lautete die Reaktion seitens Kardinal Burke in der Ausgabe des „The Register“.

Professor Joseph Shaw, Sprecher der „Correctio filialis“, hat in derselben Zeitung erklärt, dass man bewusst die Autoren der „Dubia“ nicht in die Zahlt der Unterzeichner aufgenommen habe, um den unabhängigen Charakter der Initiative nicht zu gefährden. Robert Royal, Präsident des Instituts für Glaube und Vernunft hat in seiner Art und Weise die Situation auf den Punkt gebracht: „Ich kann dem Vatikan keinen Ratschlag geben. Respekt und Rücksichtnahme gegenüber jenen, die während so vieler Jahre der Lehre der Kirche treu waren, wäre ein gutes Signal um den vielgerühmten Dialog wieder herzustellen, von dem man allerorten spricht.“