„Arbeitsessen“ zum Thema Lebensende im Elysée-Palast

16. März 2023
Quelle: fsspx.news

Der französische Staatschef ist aktuell durch eine Rentenreform, die in der Öffentlichkeit gar nicht gut ankommt, in ein Umfrage-Tief gefallen. Daher will er in der Frage der Legalisierung der Sterbehilfe punkten.

Dies jedenfalls könnte der Sinn der vom Elysée-Palast am 9. März 2023 veranstalteten Dinner-Debatte sein, zu der die Vertreter der wichtigsten französischen Glaubensgemeinschaften zusammen mit Philosophen und Fachleuten aus dem Gesundheitswesen eingeladen wurden. „Es ist ein riesiger Kampf zwischen Eros und Thanatos...“ – der Staatschef hantierte nach Herzenslust mit Pathos – und rief sogar den Erfinder der Psychoanalyse herbei – , als er am 9. März zum Abschluss des Abendessens zum Thema Lebensende sprach. Die Kritiker werden sagen, dass es darum ging, den an diesem Abend anwesenden Religionsführern die Euthanasie-Pille zu verabreichen und dabei die Illusion einer Konzertierung zu erwecken. 

Anwesend waren jedenfalls der Vorsitzende der Französischen Bischofskonferenz (CEF), Mgr. Eric de Moulins-Beaufort, der Vorsitzende der Protestantischen Föderation Frankreichs, Christian Krieger, der Oberrabbiner von Frankreich, Haim Korsia, sowie der Rektor der Großen Moschee von Paris, Chems-Eddine Hafiz. Jede Religion hatte die Gelegenheit, die ganze Palette der Grautöne in Bezug auf die Legalisierung der Sterbehilfe auszubreiten. 

Da er es vermied, vor der Presse auf den Kern der Debatte einzugehen, beschränkte sich der Chef des französischen Episkopats vor allem darauf, zu betonen, dass man „die Pflegekräfte respektieren muss, die man nicht bitten kann, den Tod zu geben“, denn „man kann sie nicht in Widersprüche verwickeln, die schwer zu leben sind“, erklärte Mgr. de Moulins-Beaufort, der sich auf die von 800.000 Pflegekräften unterzeichnete Erklärung in der Tageszeitung Le Figaro vom 16. Februar stützen kann. 

Der Rektor der Großen Moschee von Paris, der sich mehr auf die Religion bezog, versicherte, er habe „an die großen Grundsätze des Islam erinnert, nach denen Selbstmord von einem Gläubigen nicht in Betracht gezogen werden darf.“ 

Lakonischer war der Anführer der Protestanten, der an die große Verantwortung der Exekutive erinnerte: „Die Gesetze bilden die Werte der Gesellschaft ab“, sagte Christian Krieger, Präsident der Fédération protestante de France, der an die „Unterstützung“ und „Begleitung“ von Patienten am Lebensende appellierte. 

Der ebenfalls anwesende derzeitige Gesundheitsminister François Braun erklärte, dass in seinen Augen als ehemaliger Notarzt Sterbehilfe nicht als Pflege angesehen werden könne. 

Professor Jean-François Delfraissy, Vorsitzender des Nationalen Beratenden Ausschusses für Ethik (CCNE) und einer der Haupttheoretiker des strikten Einschlusses im März 2020, versuchte den Eindruck zu erwecken, dass die Eröffnung der Möglichkeit des assistierten Suizids den Patienten „eine größere Freiheit zur Meinungsänderung“ im Moment der letzten Entscheidung lassen würde, als dies bei der Euthanasie möglich wäre. Ein schöner Trugschluss, wenn man sich die Auswüchse des assistierten Suizids bei unseren belgischen Nachbarn ansieht. 

Vorsichtig sprach der Staatschef abschließend von „rettenden Zweifeln“, der Notwendigkeit der „Reifung“ und des „Dekantierens“ zu so komplexen Themen wie dem Lebensende. Aber wie bei den meisten gesellschaftlichen Themen, die von Macron ausgebreitet werden, scheint alles von vornherein entschieden zu sein, und die in ihren Grundzügen bereits bekannten Schlussfolgerungen des Bürgerkonvents, die am 2. April veröffentlicht werden sollen, werden der Exekutive garantiert die Gelegenheit geben, sich zu Lasten der Lebenskultur auf einen künstlichen Konsens zu berufen.