
Der Apostolische Vikar von Anatolien berichtete, dass sich die Stadt „noch immer in einer Notsituation“ befinde. Die Erde bebt weiter und die Zahl der Todesopfer in Syrien und der Türkei ist auf über 55.000 gestiegen. Die Frage des Wiederaufbaus stellt sich dringender denn je.
Die Türkei, die am 6. Februar von einem verheerenden Erdbeben heimgesucht wurde, lebt immer noch in völliger Not, allerdings mit einigen regionalen Unterschieden: In Iskenderun versuchen die Menschen, die Grundversorgung wieder herzustellen, anderswo, wie in Antiochia, „ist die Situation wirklich tragisch“. Dies erklärte Bischof Paolo Bizzeti, Apostolischer Vikar von Anatolien, gegenüber AsiaNews. Ein Apostolischer Vikar verwaltet im direkten Auftrag des Papstes ein Missionsgebiet, das noch nicht genug oder nicht mehr genug Gläubige hat, ein eigenständiges Bistum zu bilden.
Die aktualisierte Zahl der Opfer, die am 15. März vom türkischen Innenministerium veröffentlicht wurde, beläuft sich auf 48.448 Tote. In Syrien beläuft sich die Schätzung auf 7.259 Tote bei einer Gesamtzahl von 55.707 Toten in den beiden Ländern. Und die Erde bebt weiter: „Das macht Angst und hat starke psychologische Auswirkungen“, räumt Bischof Bizzeti ein.
Der Hohe Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen, Filippo Grandi, zeichnet ein Bild von „schockierender Verwüstung und apokalyptischer Zerstörung“. Gleichzeitig ruft er zu mehr „Ressourcen“ und einer „größeren humanitären Reaktion auf, damit die Menschen wieder leben können“ auf.
Für den Apostolische Vikar von Anatolien ist das Herz der Tragödie nach wie vor Antiochia, wo nach seinen Angaben „berechnet wurde, dass 1,6 Millionen Tonnen Schutt weggeräumt werden müssen“ in einer „dem Erdboden gleichgemachten“ Stadt. Die Gebäude, die noch stehen, sind nicht bewohnbar und es wird „eine enorme Anstrengung erfordern, um zu räumen“ und einen Plan für den Wiederaufbau zu starten. Er fuhr fort: „Wir sind uns bewusst, dass eine Ära zu Ende geht: Das gesamte alte Antiochia mit seinen alten Häusern im syrischen Stil ist verschwunden und kann nicht wieder aufgebaut werden. Selbst aus touristischer Sicht sind die interessantesten Orte verschwunden... Jahrtausende der Geschichte dem Erdboden gleichgemacht! Fast die gesamte Bevölkerung ist geflohen, lebt in Zelten oder hat in den Bergen Zuflucht gefunden.“ Die Zukunft sieht nicht besser aus: „Elektrizität, Kanalisation, Wasser, Kommunikation: Alles muss wieder aufgebaut werden, selbst das Museum, einst die Hauptattraktion, weiß nicht, ob und wann es wieder eröffnet wird, während an den weltberühmten Statuen aus der Hethiterzeit gearbeitet wird, um zu versuchen, sie in Käfige zu packen, um sie zu erhalten.“
In Iskenderun bleibt die Lage ebenfalls prekär: „Die Banken sind geschlossen, es fehlt an Dienstleistungen und es ist nicht einfach, zu versuchen, zu einem nachhaltigen Leben zurückzukehren. Die Menschen sind angeschlagen und haben Angst, in ihren Häusern zu schlafen, selbst wenn diese intakt und nutzbar sind“, fügt der Apostolische Vikar hinzu, „denn wir befinden uns immer noch mitten im Erdbeben.“
Doch es gibt auch positive Nachrichten: „Im April sollen Container ankommen, um Banken und Postämter zu eröffnen, um wieder mit der Erbringung grundlegender Dienstleistungen zu beginnen und die Isolation zu durchbrechen, die in den umliegenden Dörfern und Städten noch größer ist.“ Die Arbeit der Caritas Türkei, deren Vorsitzender Bischof Bizzeti ist, konzentriert sich auf die Umgebung von Antiochia. Schließlich erklärt der Prälat, dass „sich bald die Frage nach dem Wiederaufbau der Kirche in Iskenderun stellen wird, die wir sicherlich nicht so wieder aufbauen können, wie sie einmal war. Dies könnte eine Gelegenheit sein, die Architektur der Kathedrale zu überdenken, um sie dem türkischen Geschmack anzupassen, indem man sich auf Kirchen stützt, die zur türkischen Kultur und Architektur passen“, schloss er.