
Der ehemalige Gouverneur von Lagos, Bola Ahmed Tinubu, gewann die Präsidentschaftswahlen in Nigeria am 25. Februar 2023. Die Ergebnisse wurden am 1. März von der Unabhängigen Wahlkommission (INEC) veröffentlicht und von den Oppositionsparteien umgehend angefochten.
Bola Ahmed Tinubu, Mitglied des Progressive Congress (APC), der Partei seines Vorgängers Muhammadu Buhari, erhielt 8,8 Millionen Stimmen und ließ damit seine Hauptkonkurrenten Atiku Abubakar von der People's Democratic Party (PDP) mit 6,9 Millionen Stimmen und den Außenseiter Peter Obi von der Labour Party (6,1 Millionen Stimmen), dessen Popularität bei der Jugend alle überrascht hat, hinter sich.
Insgesamt eine Wahl, deren Ergebnis sofort von den Oppositionsparteien angefochten wurde, die der Meinung waren, dass die Stimmenauszählung „stark verfälscht und manipuliert“ worden sei. Sie forderten eine „sofortige Annullierung“ der Wahl und riefen zu einer „neuen Wahl“ auf.
Die Nigerianische Bischofskonferenz zeigt sich ebenfalls zweifelnd und stellt die Integrität der Unabhängigen Wahlkommission in Frage: „In vielen Wahllokalen haben menschliche Schwächen die erwarteten Vorteile der Neuerungen des neuen Wahlgesetzes untergraben“, sagte Lucius Iwejuru Ugorji, Erzbischof von Owerri und Vorsitzender der Nigerianischen Bischofskonferenz (CBCN). Der Prälat spielt hier auf die Einführung der elektronischen Stimmabgabe an, die anfällig für zahlreiche Manipulationen ist.
„Darüber hinaus“, so der Erzbischof von Owerri, „hat die Verzögerung bei der elektronischen Übermittlung der Ergebnisse aus den Wahllokalen an das Ergebnisabfrageportal der Kommission vor ihrer Verkündung bei vielen Menschen den Verdacht geweckt, dass der gesamte Prozess nicht transparent ist. Es liegt also eine spürbare Spannung in der Luft und es herrscht Unruhe nicht nur in einigen politischen Parteien, sondern auch in einem erheblichen Teil der nigerianischen Bevölkerung."
Dazu muss gesagt werden, dass die katholische Kirche die Personalie Bola Ahmed Tinubu an der Spitze des nigerianischen Staates nicht sehr positiv sieht. Als der Nachfolger von Muhammadu Buhari am 11. Juli 2022 seine Kandidatur bekannt gab, setzte er eine ungeschriebene Regel außer Kraft, die in Nigeria seit mehreren Jahren gilt. Zum ersten Mal schlug nämlich eine der größten politischen Parteien des Landes für die Präsidentschaftswahlen 2023 einen Kandidaten und seinen Mitbewerber vor, die derselben Religion angehören. Bola Tinubu, ehemaliger Gouverneur des Bundesstaates Lagos und Kandidat der APC und Muslim, wählte einen anderen Muslim, Kashim Shettima, Senator und ehemaliger Gouverneur des nordöstlichen Bundesstaates Borno, zu seinem künftigen Vizepräsidenten. Gleichzeitig warnte die Christliche Vereinigung Nigerias (CAN) vor einem „muslimisch-muslimischen Ticket“ in einem bereits stark polarisierten Land, wobei einige Christen Bola Tinubu sogar die Absicht unterstellten, das Land islamisieren zu wollen. Diese Anschuldigung wies er am 16. November zurück: „Meine Frau ist Protestantin, ich habe kein verstecktes Ziel, das Land zu islamisieren“, erklärte der Kandidat der APC.
Nigeria ist ein englischsprachiges westafrikanisches Land mit 216 Millionen Einwohnern, von denen 54 Prozent Muslime und 45 Prozent Christen sind. Es wird erwartet, dass es bis 2050 das drittbevölkerungsreichste Land der Welt sein wird und dass es von der Ausbreitung dschihadistischer Gewalt besonders bedroht sein wird.