
Bisher lebten in der Trappistenabtei Notre-Dame-des-Neiges nur noch etwa zehn Mönche. Sie beschlossen Weihnachten 2021, sich einer anderen Abtei des Ordens der Zisterzienser der strengen Observanz anzuschließen. Nun gelangt das ehrwürdige Klostergebäude in neue Hände.
Der Abt von Notre-Dame des Neiges gab zu Ostern dieses Jahres bekannt, dass es mit der Abtei Sainte-Marie de Boulaur im Hinblick auf eine Übernahme der Räumlichkeiten durch Zisterzienser-Nonnen einen Abstimmungsprozess gegeben habe. Auf Einladung des Bischofs von Viviers, Jean-Louis Balsa, und mit der Unterstützung der Generaläbte der beiden Zisterzienserorden (Zisterzienser und Trappisten) wurde am 21. März von der Nonnengemeinschaft über das Stiftungsprojekt abgestimmt. Nun ist klar: Wenn die Generalkapitel der Zisterzienser der strengen Observanz (Ordo Cisterciensium Reformatorum sive Strictioris Observantiae, OSCO) und der Zisterzienser (Sacer Ordo Cisterciensis, OCist) diese Entscheidung bei ihrem Treffen im kommenden Herbst billigen, werden acht Nonnen aus Boulaur ab dem 1. Dezember 2022 der Abtei Notre-Dame-des-Neiges beitreten.
Beide Orden dürften sich seit ihrer Scheidung in zwei durch Leo XIII. als legitime Nachfolge des Ordens des hl. Bernhard betrachten.
Der Kontakt zwischen den Mönchen und den Ordensschwestern „verlief sehr gut“. Da die Schwestern der Abtei Sainte-Marie de Boulaur seit mehreren Jahren klösterliche Berufungen aufnehmen konnten, suchten sie nach einem Ort, an dem sie sich ausbreiten konnten. „Die Gemeinschaft von Boular besteht aus 31 Schwestern im Alter von 25 bis 94 Jahren, darunter 9 Postulantinnen“, heißt es auf der Website der Abtei. Die Schwestern stimmten denn auch einstimmig für die neue Stiftung. Nachdem sie ihr umfangreiches Projekt zur Renovierung eines zisterziensischen Wirtschaftsgebäudes abgeschlossen hatten, begannen sie mit der Schaffung einer Art „Ökotons“: ein Ort des Austauschs und der Begegnung, also so etwas wie eine Übergangszone zwischen der Außenwelt und dem Klosterleben. „Die beiden ‚Ökosysteme‘ müssen erhalten bleiben und ihre eigenen Merkmale behalten“, begründen sie ihre Entscheidung.
Die Abtei Notre Dame des Neiges befindet sich in der Ardèche, in der Nähe der Lozère in der Diözese Viviers. Sie ist von großen Wäldern und Tälern umgeben, liegt etwa 100 km von Viviers entfernt und wurde 1852 von der Abtei Aiguebelle gegründet. Charles de Foucauld trat am 16. Januar 1890 nach seiner Bekehrung als Novize in die Abtei ein. Er blieb dort sieben Monate, bevor er sich dem Trappistenkloster Notre-Dame du Sacré-Cœur in Akbes in der Nähe von Aleppo in Syrien anschloss, das 1884 von Notre-Dame des Neiges gegründet worden war. „Ich habe ganz Notre-Dame des Neiges in meinem Herzen behalten“, erklärte er seinerzeit.