Ehemaliger Generalvikar tritt aus der Kirche aus 

21. Mai 2022
Quelle: fsspx.news
Andreas Sturm, als er noch Generalvikar der Diözese Speyer war

Ein deutscher Priester erklärte, nicht mehr katholisch sein zu wollen. Er begründete dies mit dem mangelnden Reformwillen der Kirche und dem Umstand, dass er sein Zölibatsversprechen gebrochen habe und mit seiner Enttäuschung über den Mangel an Reformen in der Kirche.

Andreas Sturm, ehemaliger Generalvikar der Diözese Speyer, der offenbar der altkatholischen Gemeinschaft in Deutschland beitrat, erklärte laut CNA Deutsch am 13. Mai 2022, dass er „nach und nach die Hoffnung und das Vertrauen verloren hat, dass die römisch-katholische Kirche sich wirklich verändern kann“. 

„Gleichzeitig“, so fügte er hinzu, „sehe ich, wie viel Hoffnung in laufende Prozesse wie den Synodalen Weg gesetzt wird. Aber ich bin nicht mehr in der Lage, diese Hoffnung ebenfalls zu verkünden und ehrlich und aufrichtig zu teilen, weil ich sie einfach nicht mehr habe“. 

Der ehemalige Generalvikar nannte die wichtigsten Themen, die seiner Meinung nach nicht wirklich angesprochen werden: „die Weihe von Frauen zum Priestertum, die Abschaffung des Pflichtzölibats, der Umgang mit homosexuellen Menschen, die Co-Leitung von Laien, Segnungszeremonien für Homosexuelle und die allgemeine Sexualmoral in der Kirche“ Das, obwohl die Teilnehmer des deutschen Synodenwegs für Textentwürfe stimmten, die Segnungen für gleichgeschlechtliche Personen und Änderungen des Katechismus zum Thema Homosexualität sowie weibliche Priester forderten. 

In einem Interview mit dem Mannheimer Morgen gab Sturm zu, das Zölibatsversprechen gebrochen zu haben, und erklärte, er habe lange Zeit daran gezweifelt, dass die katholische Kirche „eine gute Wahl“ für ihn sei – selbst im Priesterseminar und als Seelsorger. 

„Aber im Büro des Generalvikars war es für mich leichter, über diese Zweifel nachzudenken und an einen Rücktritt zu denken“, fuhr Sturm fort, der die Diözese Speyer mehrere Monate lang während der längeren Abwesenheit seines Bischofs aus gesundheitlichen Gründen leitete. 

In mehreren Interviews kündigte Sturm an, ein Buch über seine Erfahrungen auf den Markt bringen zu wollen. Der Titel der Publikation, die im Juni erscheinen soll, lautet: „Ich muss aus dieser Kirche austreten“. Untertitel „Weil ich ein Mensch bleiben will. Ein Generalvikar meldet sich zu Wort“ 

Laut einer Pressemitteilung des Verlags Herder fügte der Autor hinzu:

Für mich gab es immer nur die römisch-katholische Kirche und mein Leben in ihr und mit ihr. Doch seit einiger Zeit frage ich mich, ob ich nicht von dieser Kirche mitabhängig bin. Dieses Bild kam mir in den Sinn, weil mir immer wieder Leute schreiben: 'Dank dir werde ich nicht aus der Kirche austreten. Aber will ich das überhaupt?

Die Gemeinschaft der Altkatholiken 

Die Altkatholiken, die vor allem in den Niederlanden, Deutschland und der Schweiz vertreten sind, haben sich nach dem Ersten Vatikanischen Konzil von der Kirche getrennt. Sie weigerten sich, die päpstliche Unfehlbarkeit in dogmatischen Fragen anzuerkennen. In den altkatholischen Gemeinden können Frauen ordiniert werden, Wiederverheiratung nach einer Scheidung ist möglich und gleichgeschlechtliche Partnerschaften werden gesegnet. 

Sturm ist nicht die einzige deutsche katholische Persönlichkeit, die sich den Altkatholiken anschließt. Auch Anselm Bilgri, ehemaliger Prior der Abtei Andechs, trat 2020 zu den Altkatholiken über. Seitdem hat er seine „Vereinigung“ mit einem Mann gefeiert. Auch Frank Ewerszumrode, ein ehemaliger Dominikanerbruder, schloss sich vor einigen Monaten den Altkatholiken an. Zuvor hatte er an verschiedenen Hochschulen und Universitäten katholische Theologie unterrichtet. Wie Bilgri ist auch Ewerszumrode offen homosexuell, wie CNA Deutsch berichtete. 

Die Zahl der Altkatholiken in der einzigen deutschen Diözese der Gemeinschaft wurde 2017 auf 15.500 geschätzt. Matthias Ring, der Bischof der Altkatholiken in Deutschland, sagte im April, dass es ein allgemeines Wiederaufleben des Interesses unter den deutschen Katholiken gegeben habe, wie katholisch.de, eine von der Deutschen Bischofskonferenz finanzierte und betriebene Website, berichtet. 

Leider besteht die Gefahr, dass sich dieses Wiedererstarken mit dem beinahe konstituierten deutschen Schisma und den tiefen Enttäuschungen, die die Situation unweigerlich hervorrufen wird, wenn die falschen Versprechungen des Synodenweges in ihrer Inkonsistenz und Eitelkeit offenbar werden, noch verstärken wird. Die Verantwortlichen werden nicht weit entfernt zu suchen sein.