Folgt auf Franziskus ein Franziskus II.? (1)

27. Mai 2022
Quelle: fsspx.news
Mgr Nicola Bux

Der Gesundheitszustand von Papst Franziskus scheint Anlass zu Besorgnis zu bieten. Nach entsprechenden Äußerungen und einem Auftritt im Rollstuhl wurde zuletzt eine geplante Libanonreise verschoben. Beobachter Roms machen sich nun zunehmend Gedanken über den künftigen Papst.

Der italienische Priester und Theologieprofessor Nicola Bux, ehemaliger Berater der Kongregation für die Glaubenslehre, ging nun in einem Interview mit Diane Montagna für The Remnant vom 16. April auf ein mysteriöses Memorandum mit der Unterschrift „Demos“ ein, das vom italienischen Journalisten Sandro Magister veröffentlicht wurde (DICI Nr. 419, April 2022). 

Der in Bari lehrende Theologe findet deutliche Worte zum derzeitigen Pontifikat: „Für die meisten Vatikanisten zeigt die Bilanz des Pontifikats von Franziskus im Vergleich zu seinen Vorgängern ein Defizit – von der Glaubenslehre bis zu Moral, von den Finanzen ganz zu schweigen. Dieses Pontifikat hat dazu beigetragen, die Säkularisierung des Westens noch zu verschärfen, da der Papst auf sozialer und politischer Ebene interveniert und eine Spiritualität ohne Identität unterstützt hat. Es stellt sich also die Frage: Was ist das Petrusamt?“ Monsignore – er ist päpstlicher Ehrenkaplan - Bux stellt zudem fest, dass „viele, die anfangs Bergoglianer waren, sich vom derzeitigen Pontifikat distanziert haben und es als chaotisch und despotisch betrachten“. Er zeigt auf, wie sich die Entchristlichung des südamerikanischen Kontinents konkret äußert: „Im Vatikan ist man sich der Apostasie der lateinamerikanischen Katholiken, die auf 52 Prozent gefallen sind, sehr wohl bewusst, während die Sekten um 25 Prozent gewachsen sind.“ 

Am 13. Januar titelte das Wall Street Journal (da die Kirche dabei ist, Lateinamerika zu verlieren): „Die katholische Kirche hat sich für die Armen entschieden und die Armen haben sich für die Pfingstler entschieden.“ Dies ist ein enormer Beitrag zum Prozess der Selbstzerstörung, von dem Paul VI. sprach.  

Die Kirche wurde in eine Agentur zur Lösung sozialer, wirtschaftlicher, psychologischer und sogar ökologischer Probleme umgewandelt und hat ihre Aufgabe, die Seelen zu retten, aufgegeben. Auf der Amazonas-Synode ging es nicht um die Neuevangelisierung der Region, sondern um die Umwelt, und auch nicht um die Förderung der persönlichen Begegnung mit dem Herrn, sondern um politische und soziale Fragen. Kurz gesagt: Während die Gläubigen nach mehr Religion verlangen, schlagen die Bischöfe den Sozialismus vor.“ 

Auf die Frage, welchen Einfluss dieses Memorandum auf das nächste Konklave, das den zukünftigen Papst wählen wird, haben könnte, antwortete Nicola Bux: „Wie jeder Christ ist der Papst dem geoffenbarten göttlichen Gesetz unterworfen, vor allem dem Naturgesetz, und dann dem Kirchenrecht, das ihn in Bezug auf die Lehre und die wesentliche Verfassung der Kirche, die nicht synodal, sondern hierarchisch ist, bindet. Das Memorandum scheint sich daran zu erinnern.“ 

In Bezug auf die Prioritäten, die der nächste Papst setzen sollte, erinnert der römische Theologe an die Notwendigkeit, „einen Papst zu wählen, der den katholischen Glauben fördert und dem Rückgang der Zahl der Priester und Gläubigen im Westen ein Ende setzt, der durch die Säkularisierung, die in die Kirche eingedrungen ist, verursacht wird“. 

Nicola Bux prangert in der gegenwärtigen Krise für die Lehrverkündigung „eine politisch korrekte Sprache, die von jeder religiösen Konnotation frei ist, den Verlust des Sinns für Grenzen (Abtreibung, der sogenannten „Homo-Ehe“, Gender, Euthanasie), den Verlust des Heiligen und die Umwandlung des religiösen Glaubens in eine ‚humanitäre‘ Religion, des Evangeliums in Moralismus und der Predigt in eine politische Versammlung.“ Darüber hinaus „besteht die Priorität des [künftigen] Konklaves darin, einen katholischen Papst zu wählen, da sonst der Verlust des Glaubens nicht nur die Wirkung, sondern auch die Ursache für die Säkularisierung des Christentums sein wird, das schließlich bedeutungslos werden wird.“ Er fügte hinzu: „Das nächste Konklave muss klären, was es bedeutet, 'pastoral' zu sein: Bisher weiß das niemand, und dieses Wort wird wie ein Passepartout benutzt, um alles in der Kirche zu rechtfertigen.“ 

Prof. Bux betont: „Der nächste Papst muss die Förderung und das Wachstum des Glaubens ganz oben auf seiner Agenda haben, damit die christlichen Familien und die Priester- und Ordensberufungen gedeihen können. Man muss zum Lehramt zurückkehren, das unfehlbar über Fragen der Familienmoral entscheidet, und Bischöfe ernennen, die die apostolische Tradition akzeptieren. Das nun latente Schisma wird wahrscheinlich abgeschwächt werden, auch wenn die Verfolgung durch die säkularen Medien zunehmen wird.“ 

Der Prälat wünscht sich „ein Pontifikat, das sich einem Katholizismus zuwendet, der die Kirchen mit glühenden Gläubigen und den öffentlichen Platz mit Zeugen des Glaubens und des Lebens füllt und zeigt, dass er 'funktioniert', weil er Bekehrungen hervorbringt“. 

„Die katholische Kirche muss einen Papst haben, der sagt und tut, was katholisch ist – moralisch, doktrinär und liturgisch. Erinnert sei an die Titelseite des Time Magazine: ‚Ist der Papst katholisch?‘ Wäre es seltsam, wenn die katholische Kirche das Recht auf einen katholischen Papst hätte?“ 

Und er schloss wenig diplomatisch: „Um der Verwirrung in der Kirche ein Ende zu setzen, muss das nächste Konklave nach Kandidaten suchen, die den Dubia zu Amoris lætitia entsprechen, Evangelii gaudium korrigieren, wo es heißt, dass das schlimmste soziale Übel die Ungleichheit ist, das heißt eine schlechte Verteilung des Reichtums, und nicht die Sünde; ‚Laudato si‘, wo der neomalthusianische Ökologismus verherrlicht wird, der stattdessen die Quelle aller Probleme der letzten fünfzig Jahre ist; ‘Fratelli tutti’, das das Ende des Kapitalismus erklärt, dann vorschlägt, wie man überleben kann, und sich mit den Zauberwörtern ‚Inklusion‘ und ‚Nachhaltigkeit‘ verkleidet.“