
Mit dem Januar 2023 ist der Geburtenrückgang zu einer Konstante in der französischen Demografie geworden, die auch durch die jüngsten Zahlen vom April 2023 nicht widerlegt wird. Ein Phänomen, das Experten zufolge mit der jahrzehntelangen Verschlechterung der Familienpolitik zusammenhängt.
Im April 2023 wurden laut den vom Institut national de la statistique et des études économiques (Insee; deutsch Nationales Institut für Statistik und Wirtschaftsstudien) erhobenen und am 25. Mai veröffentlichten Daten durchschnittlich 1.788 Geburten pro Tag verzeichnet. Dies entspricht einem Rückgang von sieben Prozent im Vergleich zum April 2022 und von sieben Prozent im Vergleich zum April 2020. Der Trend der letzten zehn Jahre zeigt also, dass die Zahl der Geburten in Frankreich auf einen historischen Tiefstand gesunken ist.
Um genauer zu sein, sinkt die Geburtenrate zwar in allen Regionen des Mutterlandes, es gibt jedoch einige regionale Unterschiede: So sind Okzitanien und die Ile-de-France die Regionen, in denen der Rückgang der Geburtenrate am stärksten ist.
Auch in Burgund-Franche-Comté (minus 12 Prozent) ist der Rückgang stärker als anderswo, in der Bretagne und der Normandie (minus drei Prozent) jedoch weniger stark ausgeprägt. In den französischen überseeischen Departements stiegen die Geburtenzahlen hingegen in Martinique, aber auch in Mayotte an.
Dieser Rückgang ist auf den ersten Blick erstaunlich: die Zunahme der Eheschließungen nach der Covid-Pandemie, der Rückgang der Arbeitslosenquote, die Wirtschaftslage... All diese Lagen – rein materielle oder statistische – könnten die Demografen eigentlich an ein von Neugeborenen bevölkertes Morgen glauben lassen.
Aber Statistiken sind keine Kristallkugeln. Wenn man den Rückgang der Fertilitätsrate mit der objektiven Verschlechterung der Familienpolitik in den letzten Jahrzehnten in Zusammenhang bringt, ist die Kausalitätsbeziehung vollkommen klar: Jedes Mal, wenn es positive familienpolitische Maßnahmen gab, stieg die Fertilität an, und im umgekehrten Fall ging sie systematisch zurück.
Als jüngste geburtenfeindliche Maßnahmen ist die Nivellierung des Kindergeldsatzes zu nennen, die im Haushaltsplanungsgesetz 2018 verankert wurde. Ein schwerer Schlag für die Familien, der seinerzeit von den katholischen Familienverbänden angeprangert wurde.
Bemerkenswert ist auch die Reform des Elternurlaubs – die angeblich die Rückkehr von Frauen in den Beruf fördern sollte, indem sie Männer dazu bringt, ihre Arbeit zu unterbrechen, um sich um ihr kleines Kind zu kümmern –, die allerdings tatsächlich häufig nur zu Einkommenseinbußen geführt hat. Ganz zu schweigen von dem immer niedrigeren Familienquotienten – hätte man französische Paare davon abhalten wollen, ein Kind zu bekommen, hätte man es nicht besser machen können.
Aber es gibt noch Schlimmeres: Der Staat hat die Gebietskörperschaften in Bezug auf die Finanzzuweisungen auf Diät gesetzt, und die Budgets für Kindertagesstätten sind oft als erstes betroffen. Ganz zu schweigen von einer engstirnigen Wohnungspolitik, die Familien, die sich vergrößern wollen, entmutigt.
Der Staatschef beklagte sich kürzlich über die „Dezivilisierung“, die in unserem Land am Werk sei, ein Neologismus, der ihm laut Informationen von Le Monde von dem Soziologen Nicolas Fourquet, einem abendlichen Besucher des Elysée-Palastes, eingeflüstert worden sei.
Die Priorität besteht also offenbar darin, das Land zu „rezivilisieren“, aber zunächst muss es wieder mit christlichen Familien bevölkert werden. Ganz in der Tradition derjenigen, die zu Tausenden durch die Ebenen der Beauce marschiert sind, um den Heiligen Geist und die Jungfrau Maria zu preisen.