
Seit Jahrzehnten ist das Thema „Krippen“ in Frankreich jedes Jahr zur Weihnachtszeit wieder ein Aufreger in den Medien. Denn seit langem werden Krippen trotz des “Gesetzes über die Trennung von Staat und Religion” an öffentlichen Orten wie Rathäusern oder großen Plätzen aufgestellt und von den Steuerzahlern bezahlt. Sie werden jedoch im Namen eines aggressiven Laizismus nicht-christlicher Kulturkreise zunehmend angefochten.
Dieses Jahr war leider keine Ausnahme, als im Rathaus von Perpignan eine Krippe Gegenstand von Auseinandersetzungen wurde. Dem Bürgermeister Louis Aliot wurde vom Verwaltungsgericht Montpellier eine Geldstrafe von „hundert Euro pro Tag Verspätung“ angedroht, wenn er die Krippe, die er zu Weihnachten hatte aufstellen lassen, nicht abbauen lasse. Andere Rathäuser und Bürgermeister befanden sich in der gleichen Situation.
Die Gerichtsentscheidungen stützen sich auf einen Artikel des Gesetzes von 1905, dem Gesetz über die Laizität, in dem es in Artikel 28 heißt, dass es „künftig verboten ist, religiöse Zeichen oder Embleme an öffentlichen Denkmälern oder öffentlichen Plätzen zu erheben oder anzubringen, mit Ausnahme [...] von Museen oder Ausstellungen“. In jüngeren Entscheidungen des Staatsrats (2016) wurde dieser Grundsatz etwas abgemildert.
Es kommt allerdings vor, dass das Gericht Entscheidungsspielräume hat. Genau deswegen haben rund dreißig Senatoren in Frankreich am 22. Dezember einen Gesetzesvorschlag zur Änderung des Gesetzes von 1905 eingereicht, um „Krippen“, aber auch „zeitlose Traditionen der französischen Nation“ zu bewahren.
„Die Symbole unserer Traditionen werden von einer extremistischen und wokistischen politischen Bewegung angegriffen, die darauf abzielt, zu dekonstruieren, was wir sind. Weihnachtsbäume, Krippen, Krippenfiguren und sogar Ostereier sind das Ziel“, so die Verfasser des Entwurfs, die vorschlagen, Artikel 28 des Gesetzes zu ergänzen, „indem Ausnahmefälle im Zusammenhang mit den Traditionen Frankreichs hinzugefügt werden, nämlich die vorübergehende Präsenz“ dieser „kulturellen und nicht kultischen Symbole“.
Die Debatte ist im französischen Senat noch nicht zu Ende. Für den kommunistischen Senator des Departements Hauts-de-Seine, Pierre Ouzoulias, verbirgt sich hinter dem Gesetzentwurf eine „falsche, sehr zielgerichtete Neutralität“, berichtet der Fernsehkanal des Senats.
Was den Bürgermeister von Perpignan betrifft, so erklärte dieser, dass er beim Staatsrat Berufung einlegen werde und dass die Krippe bis Januar stehen bleiben werde, wobei er sich auf eine alte Tradition berief. Einige seiner Bürger erklärten sich im übrigen bereit, die Bußgelder zu zahlen.
Es ist bei den ganzen unerfreulichen Vorfällen auf jeden Fall erfreulich zu sehen, dass ein Teil der politischen Klasse entschlossen ist, die Weihnachtskrippe zu verteidigen, und bereit ist, sich sinnlosen Gesetzen entgegen zu stellen. Dies geschieht jedoch leider im Namen einer Kultur- und Traditionsbewahrung, lässt das Wichtigste - das Geheimnis der Geburt Christi – dabei jedoch aus taktischen Gründen im Dunkeln. Leider ist es wohl die Kultur- und Traditionspflege, die die meisten unserer Zeitgenossen rund um den Weihnachtsbaum und die Krippe bewegt, und nicht die Lehre vom Christkönig, der an diesem Weihnachtstag von der Jungfrau Maria geboren wird.