
Während einer Demonstration am 15. Mai griffen Muslime die Kathedrale und eine katholische Kirche in der nigerianischen Stadt Sokoto an. Hintergrund der religiös motivierten Unruhen waren Vorfälle rund um den Mord an einer Christin: Am 12. Mai 2022 wurde Deborah Samuel, eine Studentin am Shehu Shaqari College of Education in Sokoto, von ihren Kommilitonen der Blasphemie gegen Mohammed beschuldigt. Die Studentin, die im zweiten Jahr Hauswirtschaft studierte, wurde gesteinigt und samt Lehrgebäude verbrannt.
In den sozialen Medien wurde die barbarische Bluttat in einem Video geteilt. Augenzeugen berichteten, dass die Täter während des Filmens "Allah Akbar" riefen. Obwohl in zwölf Staaten Nordnigerias die Scharia, das islamische Recht, parallel zur staatlichen Justiz eingeführt wurde, war die Reaktion auf die furchtbare Tat nahezu einhellig. Der Gouverneur des Bundesstaates Sokoto, Aminu W. Tambuwal, ordnete die sofortige Schließung der Schule und eine Untersuchung des Vorfalls durch das Ministerium für höhere Bildung und die Sicherheitsbehörden an.
Der Gouverneur versicherte, dass die Regierung nach der Untersuchung geeignete Maßnahmen ergreifen werde. Die Festnahme zweier Verdächtiger löste einen regelrechten Aufruhr unter den Muslimen aus. Doch auch Muhammad Sa'ad Abubakar, der Sultan von Sokoto und führender islamischer Prediger in Nigeria, verurteilte den Mord und forderte, die Schuldigen vor Gericht zu stellen.
Nichtsdestotrotz griffen junge Muslime die Kathedrale der Diözese Sokoto an. Sie zerstörten Gebäudeteile des Gotteshauses und Teile des Sekretariats des Bischofs. Anschließend griffen sie die katholische St.-Kevin-Kirche an, die teilweise niedergebrannt wurde. Die Fenster des im Bau befindlichen neuen Krankenhauskomplexes wurden ebenfalls eingeschlagen.
Die Regierung des Bundesstaates Sokoto verhängte daraufhin am selben Tag ganztägige Ausgangssperren, um die Ausschreitungen in den Griff zu bekommen.
Der Bischof der Sokotischen Diözese, Matthew Kukah, erklärte: „Wir verurteilen diesen Vorfall aufs Schärfste und fordern die Behörden auf, diese Tragödie zu untersuchen und dafür zu sorgen, dass alle Schuldigen vor Gericht gestellt werden.“ Die Repräsentanten der verschiedenen christlichen Strömungen des Landes, haben Präsident Muhammadu Buhari, der das Land seit 2015 regiert, schon mehrfach in der Vergangenheit durchaus begründet vorgeworfen, nicht entschieden genug gegen die Gewalt gegen Christen vorzugehen.