
In einer Rede vor der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften hat der Erzbischof von Yangon in Myanmar, S. Em. Charles Maung Kardinal Bo, den „weltweiten Menschenhandel“ verdammt. Angesichtes von Millionen Menschen, die jedes Jahr als Ware verkauft würden, sprach der Kardinal von „menschlichem Kannibalismus“ und einem „moralischen Holocaust der Kommerzialisierung“.
„Kriminelle Banden, die sich auf die am meisten ausgegrenzten Gruppen der Welt stürzen, verschleppen Opfer aus 127 Ländern und exportieren sie als Ware in 137 Länder“, so Kardinal Bo. „Auch unter ihnen machen Kinder und Frauen einen großen Anteil aus ... Eines von fünf Opfern ist ein Kind. Zwei Drittel der Opfer des weltweiten Menschenhandels sind Frauen.“
Die genaue Zahl liegt durch die Natur der Materie allerdings im Dunkeln. 2018 wurden weltweit „nur“ rund 50.000 Fälle von Menschenhandel in 148 Staaten erfasst.
65 % der aufgedeckten Fälle betrafen Frauen und Mädchen. Sie werden meist Opfer sexueller Ausbeutung und Prostitution, während Jungen und Männer überwiegend Zwangsarbeit leisten müssen.
Internationale Organisationen schätzen die Zahl der Zwangsarbeiter jedoch weltweit auf über 20 Millionen. Die Opfer werden zur Arbeit gezwungen oder durch Täuschung, Schulden oder den Entzug von Ausweispapieren in Tätigkeiten genötigt, die sie nicht mehr verlassen können und für die sie oftmals nicht oder ausbeuterisch entlohnt werden.
Schon die alten Katechismen verurteilten die Ausbeutung der Armen und Schutzlosen als himmelschreiende Sünde. Eine himmelschreiende Sünde ist eine Sünde die zu Gott im Himmel um Vergeltung und Abhilfe ruf. Der Katechismus fasst unter diese Kategorie nicht nur den Mord und die „stumme Sünde“, sondern auch die Vorenthaltung des gerechten Lohnes und die Unterdrückung der Armen, Witwen und Waisen.
Charles Maung Kardinal Bo (geb. 1948) wurde 2015 zum Kardinalpriester des römischen Titels Sant’Ireneo a Centocelle kreiert. Er ist der erste Purpurträger aus seinem Heimatland Myanmar.
Seine Bischofsstadt hieß früher Rangun, sein Land ist vielen besser bekannt als Birma. Etwa 1 Prozent der 54 Millionen Staatsbürger von Myanmar sind Katholiken. Die Regierung gilt als dem Christentum feindlich gesinnt. Im Weltverfolgungsindex 2020 von „Open Doors“ rangiert Myanmar auf Platz 19 der Länder mit der schwersten Christenverfolgung.
Die Päpstliche Akademie der Wissenschaften wurde im Jahre 1603 gegründet. Unter ihre Mitglieder zählte sie unter anderem Galileo Galilei. 1847 beziehungsweise 1936 wurde sie erneuert. Sie ist keine religiöse Bruderschaft, sondern eine Wissenschaftsorganisation. Deshalb wurden auch Nicht-Katholiken aufgenommen.