Kurienreform: Nichtöffentliches Treffen und Statistenkardinäle (2)

06. Oktober 2022
Quelle: fsspx.news

Am 27. August 2022 fand im Vatikan ein Konsistorium zur Kreation von 21 Kardinälen statt. Diesem Konsistorium ging ein Treffen der 200 in Rom anwesenden Kardinäle voraus, die am 29. und 30. August die Apostolische Konstitution Prædicate Evangelium zur Reform der römischen Kurie verabschieden sollten.

Im ersten Teil dieser Artikelserie wurde erklärt, dass die Kardinäle die Kurienreform nicht diskutieren konnten und warum dies so war. Dieser zweite Teil befasst sich mit den von Franziskus ernannten Kardinälen. 

Mit der Kurienreform will Franziskus eine Kirche nach seinem Bild formen: weniger institutionell, was für ihn eine „missionarischere“ Kirche bedeutet. Eine Kirche, die weniger römisch ist, was in seinen Augen eine weniger „höfische“ Kirche bedeutet. Und in diesem doppelten Geist - weniger institutionell und weniger römisch - hat er die Kardinäle geschaffen, die das Konklave bilden werden, das mit der Wahl seines Nachfolgers beauftragt ist.

Laut der Agentur cath.ch hat der Papst seit 2013 acht Konsistorien einberufen. Insgesamt hat er 121 Kardinäle kreiert, von denen 95 zum Zeitpunkt ihrer Kreation wahlberechtigt waren, das heißt sie waren jünger als 80 Jahre. Von diesen 95 Kardinälen sind 83, also 87 Prozent, auch heute noch wahlberechtigt. Das Durchschnittsalter, in dem ein Prälat unter Franziskus zum wahlberechtigten Kardinal wurde, liegt bei 67 Jahren.

39 Prozent der seit 2013 geschaffenen wahlberechtigten Kardinäle sind Europäer. Der Anteil der europäischen Kardinäle ist zwar nach wie vor hoch, nimmt aber tendenziell mit jedem Konsistorium langsam ab. Beim Konklave von 2013 stellten Europäer 52 Prozent der Kardinäle. Heute sind es nur noch 42 Prozent.

Indem nur 39 Prozent der von Papst Franziskus ernannten, wahlberechtigten Kardinäle aus Europa stammen, verringert er de facto das Gewicht Europas im Heiligen Kollegium. Der Kontinent mit den zweitmeisten Kardinalsernennungen ist Asien (19 Prozent), gefolgt von Afrika (14 Prozent). Diese beiden Kontinente stellen heute 15 beziehungsweise 12 Prozent des Kollegiums der wahlberechtigten Kardinäle, gegenüber 9 beziehungsweise 10 Prozent im Jahr 2013.

Von den 95 unter Franziskus geschaffenen Wahlkardinälen stammen 18 aus Ländern, die zuvor noch nie im Kollegium der Wahlkardinäle vertreten waren. Das signalisiert die besondere Aufmerksamkeit des Pontifex gegenüber den Peripherien.

Neben diesen quantitativen Daten ist es sinnvoll, die Qualität der von Franziskus geschaffenen Kardinäle zu hinterfragen. Der argentinische Blog Caminante spricht in dem Zusammenhang von einem "entwerteten Heiligen Kollegium".

„Eine der schwerwiegendsten Folgen des Pontifikats von Papst Franziskus wird ein nach seinem Bild und seiner Ähnlichkeit geformtes Heiliges Kollegium der Kardinäle sein, das sich in einem einzigen Wort zusammenfassen lässt: Mittelmäßigkeit“, schreibt der Landsmann des Papstes. Er erklärt: „Franziskus hält die kompetenten Leute fern; er stößt sie ab und drängt sie in eine Ecke. Wenn wir uns auf eine der brillantesten Veränderungen konzentrieren, die er in seiner Verwaltung versprochen hat - die Sanierung der Finanzen des Vatikans -, stellen wir fest, dass er systematisch all jene vertrieben hat, die die Fähigkeit und die Kraft hatten, die Finanzen des Vatikans in Ordnung zu bringen, wie Kardinal George Pell oder Pater Ángel Vallejo Balda. Keiner von ihnen akzeptierte die Undurchsichtigkeiten, die die höchsten Kreise, einschließlich des römischen Pontifex selbst, von ihnen verlangten. Sie wurden aus Rom vertrieben, und zwar in beiden Fällen auf grausame und rücksichtslose Weise. Sie erlebten die päpstliche ‚Barmherzigkeit‘ aus nächster Nähe.“

The Wanderer fährt fort: „Papa Bergoglio umgibt sich stattdessen lieber mit Mittelmäßigen, die er leicht manipulieren kann, weil sie wissen, dass sie ihm alles verdanken, und liefern so schwer zu brechende Bande der Treue. Victor ‚Tucho‘ Fernandez, eine feierliche Nulpe, die zum Rektor der Päpstlichen Katholischen Universität Argentiniens, zum Erzbischof von La Plata und zum Verfasser päpstlicher Enzykliken aufgestiegen ist. Oder leicht erpressbare Figuren, wie im Fall des inkompetenten Edgar Peña Parra, Stellvertreter des Staatssekretärs, den eine obszöne Vergangenheit seit seinen Seminarjahren verfolgt. Und es stellt sich die Frage, warum er Bischof Gustavo Zanchetta, Bischof Giovanni Ricca oder P. Fabian Pedacchio als seine engsten Mitarbeiter ausgewählt hat: aufgrund ihrer Kompetenz in ihren Ämtern oder ihrer Weisheit als Berater? Oder eher wegen der Sammlung von Leichen, die sie in ihren Kellern liegen haben?“

Bei der  Messe, die er am 30. August 2022 im Petersdom zelebrierte, gab Franziskus den Kardinälen die Definition eines wahren Dieners der Kirche: „derjenige, der über den Plan Gottes zu staunen weiß und in diesem Geist die Kirche leidenschaftlich liebt, bereit, ihrer Sendung zu dienen, wo und wie es der Heilige Geist will.“

Nun schreibt Gott gerade auf die gekrümmten Linien der Menschen, auch auf die eines Papstes. Unfehlbar erfüllt sich sein Plan für seine eine, heilige, katholische, apostolische und römische Kirche - eine Kirche, die zweitausend Jahre alt ist und nicht sechzig Jahre, wie die Konzilsreformer glauben.