
Jetzt wurden zwei Priester bei getrennten Vorfällen getötet. Dabei bewegt sich das Land offenbar am „Rande des Kollapses“, wie Beobachter mitteilen. Die zwei ermordeten Patres bestätigen die katastrophale Lageeinschätzung.
Die Warnung kam aus katholischen Kreisen. Der Generalsekretär des Katholischen Sekretariats in Abuja, Pater Zaccaria Samjumi, der Direktor für Pastorale Angelegenheiten, Pater Michael Banjo, und der Direktor der Abteilung Kirche und Gesellschaft, Pater Uchechukwu Obodoechina, erklärten in einer Erklärung, dass „der nigerianische Staat anscheinend kurz vor dem Zusammenbruch steht.“
Die Erklärung erinnerte an die weit verbreiteten „Konflikte […] unterschiedlichen Ausmaßes und unterschiedlicher Bedeutung: Angriffe von Heckenschützen im Südosten, Aufstände im Nordosten mit der damit verbundenen Ermordung unschuldiger Zivilisten“. Das Massaker in der Kirche des Heiligen Franziskus in Owo im Bundesstaat Ondo am Pfingsttag „hat den Massakern in unserem Land eine neue Dimension verliehen“, heißt es in dem Text weiter.
Zu den brutalen Angriffen auf Leib und Leben kommen Entführungen zu Erpressungszwecken, die Instabilität im „Middle Belt, Lebensmittelknappheit und steigende Inflation" sowie Streiks an den Universitäten, die die Jugendlichen „ohne Richtung und Ziel“ zurücklassen. „Ist es da ein Wunder, dass es so viele Fälle von Kriminalität, Gewalt und ungesunden Aktivitäten unter Jugendlichen gibt?“, fragten die Unterzeichner. Es scheint wie eine schreckliche Antwort auf diese Frage, dass in Nigeria innerhalb von zwei Tagen zwei Priester getötet wurden; einer im Bundesstaat Kaduna und der andere im Bundesstaat Edo.
Pater Vitus Borogo, ein Priester, der in der Erzdiözese Kaduna - im Zentrum des Landes - diente, wurde am 25. Juni „auf der Prison Farm, Kujama, entlang der Straße Kaduna-Kachia nach einem Überfall von Terroristen auf die Farm“ getötet, wie der Kanzler der Erzdiözese Kaduna in einer beim katholischen Nachrichtendienst ACIAfrika geteilten Erklärung erklärte. Laut der britischen Menschenrechtsstiftung Christian Solidarity International ist der Bundesstaat Kaduna zum „Epizentrum von Entführungen und Gewalt durch nichtstaatliche Akteure geworden, obwohl er der Bundesstaat mit den meisten Garnisonen in Nigeria ist.“
Im Bundesstaat Edo im Südosten des Landes wurde Pater Christopher Odia am 26. Juni gegen 6.30 Uhr aus seinem Pfarrhaus entführt, das an die Kirche St. Michael, Ikabigbo, Uzairue, angrenzt. Auch er wurde von seinen Entführern ermordet, wie die Diözese Auchi mitteilte. Pater Odia wurde nur 41 Jahre alt, er war Verwalter der St. Michael-Kirche und Leiter der katholischen Saint Philip Secondary School in Jattu.
Mit den zwei Morden nicht genug: The Sun, eine nigerianische Tageszeitung, berichtete, dass ein Messdiener und ein örtlicher Wachmann, der die Entführer verfolgte, während der Entführung von Pater Odia erschossen worden waren.
Die Lage in Nigeria ist für Christen extrem brisant. In dem afrikanischen Land werden mehr Christen wegen ihres Glaubens getötet als in jedem anderen Land der Welt. Allein im Jahr 2021 gab es mindestens 4.650 katholische Opfer und im ersten Quartal 2022 waren es fast 900.