
Der Papst hat die Emeritierung von Kardinal Óscar Andrés Rodríguez Maradiaga angenommen. Und das fünf Jahre nach Erreichen des kanonischen Ruhestandsalters von 75 Jahren. Der honduranische Kardinal wird nun emeritierter Erzbischof der Metropolitanerzdiözese Tegucigalpa (Honduras). Da er am 29. Dezember 80 Jahre alt wurde, wird er nicht mehr am nächsten Konklave teilnehmen.
Der einflussreiche Kardinal, der seit 2013 Koordinator im Kardinalsrat ist, gilt als einer der engsten Berater des Pontifex.
Kardinal Oscar Maradiaga ist ein Salesianerpriester und wurde 1970 geweiht. Im Jahr 1993 übertrug ihm Johannes Paul II. die Diözese Tegucigalpa, die er 30 Jahre lang behielt. Von 1995 bis 1999 wurde Maradiaga zum Leiter der einflussreichen CELAM, der Bischofskonferenz der lateinamerikanischen Länder, ernannt, wo er mit Jorge Mario Bergoglio, dem Erzbischof von Buenos Aires, zusammentraf. Am 1. Februar 2001 wurde er zum Kardinal kreiert und war damit der erste Kardinal seines Landes.
Er meinte stets, dass er der Befreiungstheologie nahesteht, ohne sich mit deren doktrinären Auswüchsen zu identifizieren. Nach seiner Wahl machte Papst Franziskus ihn zu einem seiner engsten Berater und ernannte ihn zum Mitglied des Kardinalsrats, der ihn bei seiner Reform der römischen Kurie unterstützen soll. „Es gibt keine Äußerungen von Erzbischof Maradiaga oder dem Vatikan, die darauf hindeuten, dass er sich trotz seines Rücktritts von seinem Bischofssitz von dieser Rolle zurückziehen wird“, so die Website LifeSiteNews.
Die gleiche Online-Seite erinnert daran, dass Kardinal Maradiaga seit Jahren Berichte über finanzielle Vertuschung und Missbrauch vorliegen, auf die er sich stets geweigert hat zu antworten. LifeSiteNews führt aus: „Vielleicht mehr als für seine finanziellen und politischen Machenschaften ist Maradiaga den Beobachtern des Vatikans wegen seines mutmaßlichen Schutzes homosexueller Seminaristen bekannt geworden.“
Die Website Rome Reports fasst eine Einschätzung von Bischof Maradiaga über das derzeitige Pontifikat wie folgt zusammen: Franziskus habe „treu die Vereinbarungen aus den sogenannten ‚Vorkonklave‘-Treffen befolgt, bei denen die Kardinäle eine Reihe von Maßnahmen festgelegt haben, die vom nächsten Pontifex ergriffen werden sollten. Dazu gehörte die Einrichtung des Kardinalsrats als beratendes Gremium, eine der ersten Maßnahmen von Papst Franziskus.“
Franziskus ernannte Pater José Vicente Nácher Tatay (58), Pfarrer von San Vicente de Paúl in der Stadt San Pedro Sula und Regionaloberer der Kongregation der Mission (Lazaristen) in Honduras, zum Leiter der Erzdiözese Tegucigalpa.