
Ein Weltjugendtag zu viel? Zu viel Geld für den Weltjugendtag? Diese Debatte bewegt derzeit die Gemüter in Portugal. Und dies wenige Monate vor dem Ereignis, dessen Kosten in vielerlei Hinsicht exorbitant erscheinen. Fatal für die Befürworter, dass die Diskussion vor dem Hintergrund der drohenden Rezession stattfindet und Europa von einem Krieg heimgesucht wird.
Die Medien berichteten, der Weltjugendtag (WJT), der vom 1. bis 6. August 2023 in Portugal stattfinden soll, habe bislang über 160 Millionen Euro verschlungen. Das gibt den linken Parteien die Gelegenheit, über „Weltjugendtage der Verschwendung“ zu spotten.
Am meisten wird dabei jedoch über den Altar und das dazugehörige Gebäude diskutiert, in dem die päpstliche Abschlussmesse stattfinden soll. Immerhin soll die imposante dreistöckige Kulisse für zweitausend Personen mehr als fünf Millionen Euro kosten.
Der Präsident der portugiesischen Republik, Marcelo Rebelo de Sousa, ein praktizierender Katholik, wandte sich sogar an den Heiligen Stuhl und bat um mehr Sparsamkeit: „Die Gläubigen hoffen, dass all dies wirklich den Gedanken des Papstes entspricht, der sich der Einfachheit und der Armut verpflichtet fühlt“, so das Staatsoberhaupt.
Im Vatikan wehrt man sich gegen die Verantwortung für die Organisation des Ereignisses: „Die Organisation dieses Ereignisses ist lokal und der Heilige Stuhl wurde nicht zu den eingesetzten Summen konsultiert“. Genau das erklärte Matteo Bruni, Direktor des Presseamtes des Heiligen Stuhls, und schob damit den Ball zurück. Auch auf Seiten der portugiesischen Kirche spürt man Unbehagen. Der Weihbischof von Lissabon, Americo Aguiar, gesteht: „Ich muss zugeben, dass mir diese Zahlen weh tun.“ Der Prälat, der die Organisation des Weltjugendtags leitet, hat versprochen, das Budget nach unten zu korrigieren und „unwesentliche“ Ausgaben zu streichen.
Die mediale Polemik im Vorfeld des Ereignisses zeigt jedenfalls, dass der Weltjugendtag von der Politik zunehmend als Mittel betrachtet wird, um Touristen und Investoren langfristig anzuziehen: „Der Weltjugendtag ist ein großes internationales Projekt, das das ganze Land mobilisieren wird“, erklärt beispielsweise der Bürgermeister von Lissabon, Carlos Moedas. Er sieht vor allem eine „Investition“, die zeigt, wie künftige Veranstaltungen zu organisieren sind, die nichts mit Religion zu tun haben werden. Der Bürgermeister macht keinen Hehl daraus, dass er sein ganzes politisches Gewicht in die Waagschale zur Organisation des gigantischen Weltjugendtags gesteckt hat. Eine für ihn auf jeden Fall interessante „Investition“, denn die Kirche trägt 80 Millionen Euro bei, während die Stadtverwaltung 35 Millionen Euro in Infrastrukturen investiert, die später für Projekte wiederverwendet werden, von denen vor allem die Stadt profitieren wird.
Die Bürgermeisterin von Madrid, Isabel Diaz Ayuso, freut sich auch heute noch, dass der Weltjugendtag, der 2011 in ihrer Stadt stattfand, einen saftigen Gewinn von 350 Millionen Euro eingebracht hat. „Der Weltjugendtag kann Lissabon zu einem globalen Epizentrum machen“, sagt Isabel Diaz Ayuso, die sich bereits die wirtschaftlichen Vorteile für ganz Spanien vorstellt.
Für die Portugiesen stellt sich die dagegen mittlerweile Frage, ob der Weltjugendtag 2023 wirklich eine gute Idee ist. Doch eines scheint sicher, für alle Austragungsorte gilt: Praying is business....