Abwanderung von Christen wird in Indien zum Problem

Quelle: FSSPX Aktuell

Hochzeit in einer Kirche in Kerala

Laut einer Studie haben sich mehr als drei Viertel der jungen Katholiken im Alter von 20 bis 32 Jahren dazu entschieden, unter anderem Kerala in Indien zu verlassen. Der Bundesstaat gilt als eine der Hochburgen des Katholizismus in Indien. Wenn sich dieser Trend fortsetzt, werden die Folgen für die Ortskirche dramatisch.

Die süd-indischen Katholiken Keralas, die sich zum syro-malabarischen Ritus bekennen, blicken auf eine Geschichte zurück, die bis in die apostolische Zeit zurückreicht. Damals kam der Apostel Thomas in ihr Land, um das Evangelium zu verkünden. 

Das Christentum hat später den zahlreichen Angriffen aus dem Ausland standgehalten und war den Römern, Arabern, Chinesen, Portugiesen, Niederländern und in jüngster Zeit besonders auch den Briten ausgesetzt. Die größte Bedrohung für die Kirche in Kerala ist jedoch Auswanderung der Gläubigen. Zwar ist das Christentum mit 18 Prozent von rund 33 Millionen Menschen immer noch die drittgrößte Religion in Kerala, doch ihr Gewicht nimmt seit zehn Jahren stetig ab. Denn im Gegensatz zu anderen religiösen Gruppen neigen die in Kerala ansässigen Christen dazu, mit ihren Familien in fremde Länder auszuwandern, um sich dort dauerhaft niederzulassen. Die nachfolgenden Generationen nehmen meist die Nationalität ihrer Wahlheimat an und halten nur selten zum Land ihrer Vorfahren Verbindung. 

So leben in den Ländern, die den Golfkooperationsrat (GCC) bilden, fast 90 Prozent der Emigranten aus Kerala, so dass eigens für sie ein Apostolisches Vikariat (bistumsähnliche Struktur, die aber vom Papst direkt abhängt) in Südarabien errichtet wurde. Dieser Migrationstrend schwächt die Katholiken, die im Land bleiben, da Familien seltener vernetzt bleiben. Das früher einmal christliches Land geht an Hindus oder Muslime über. All das führt zu einem demografischen Wandel führt, der die Kirche zunehmend belastet. Gleichzeitig wird ihr Gewicht in der Politik in der Region abgemindert.

Die indischen Bundesbehörden sehen natürlich keinen Grund, diese Entwicklung aufzuhalten, da gewissermaßen zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden: Einerseits schafft sich das Christentum selbst ab und andererseits wird die Wirtschaft des Landes gestärkt, da die ausgewanderten Arbeiter ihren Familien in Kerala Geld überweisen.

Wenn nicht bald etwas unternommen wird, um diesen Trend umzukehren, wird die Zahl der Christen in diesem Staat, der sich rühmt, aus dem apostolischen Erbe zu schöpfen, unaufhaltsam zurückgehen.