Ägypten: Kopten wollen Adoptionsrechte

Quelle: FSSPX Aktuell

Eine Franziskanerschule in Beni Suef, Ägypten

Auf Initiative mehrerer ägyptischer Parlamentarier soll der Rechtsstatus von Christen geändert werden, damit diese künftig Kinder adoptieren dürfen. Bislang verwehrt ihnen das auf islamischen Grundsätzen basierende Gesetz dieses Recht.

Werden christliche Paare demnächst dieselben Adoptionsrechte wie Muslime genießen können? Das ist die Herausforderung bei der Überarbeitung des Gesetzes, das den Status der Christen in Ägypten regelt.

Alles begann vor vier Jahren, als ein koptischer Priester auf der Schwelle seiner Kirche ein ausgesetztes Neugeborenes fand und es einem kinderlosen Paar aus der Gemeinde anvertraute. Diese ließen das Kind taufen, gaben ihm den Namen Shenuda und besorgten eine Geburtsurkunde.

Einige Jahre später zeigt eine Verwandte des Mannes, der Shenuda adoptiert hat, aus Angst, das Erbe mit dem adoptierten Kind teilen zu müssen, die ihrer Meinung nach illegale Adoption bei der Justiz an.

Tatsächlich erlaubt das ägyptische Gesetz, das sich auf die Grundsätze des islamischen Rechts bezieht, derzeit keine Adoption durch christliche Paare. Lediglich eine Form der Familienpflege wird als legal angesehen, die es den Kindern, die Adoptiveltern anvertraut werden, jedoch nicht erlaubt, ihren Familiennamen anzunehmen und Erben ihres Vermögens zu werden.

Im Februar 2022 wurde der kleine Shenuda nach einem öffentlichkeitswirksamen Verfahren dem koptischen Ehepaar weggenommen und in einem Waisenhaus untergebracht, was in ganz Ägypten eine Welle der Entrüstung auslöste.

Mehrere Anwälte, die von der Entscheidung des Gerichts bewegt waren, beschlossen, den christlichen Eltern ihre Dienste kostenlos anzubieten, während mehrere prominente Persönlichkeiten, sowohl Christen als auch Muslime, begannen, eine Änderung der Vorschriften zu fordern, die christliche Paare daran hindern, Kinder zu adoptieren, sie zu taufen und sie erbfähig zu machen.

Der Fall des kleinen Shenuda fiel in eine Zeit, in der das Gesetz über die Rechtsstellung von Christen überarbeitet wurde – eine Überarbeitung, die jedoch keine Änderung der Adoptionsfrage vorsah.

Dies könnte sich mit der Initiative von Najib Suleiman, Mitglied des Parlamentsausschusses für religiöse Angelegenheiten, ändern, der in einigen Aussagen gegenüber der Zeitung al Shorouk die Adoption von Minderjährigen als voll vereinbar mit den Regeln des Familienrechts, die Christen vorbehalten sein sollen, definiert hat.

Seit seinem Amtsantritt als ägyptischer Staatspräsident hat sich Marschall Sissi als Verbündeter der Christen gezeigt, indem er jedes Jahr an der Weihnachtsmesse teilnahm, doch der Status der Kopten hat sich nicht wesentlich verändert.

Eine Änderung des persönlichen Status der Christen im Parlament: Ein Prozess zur Änderung des Gesetzestextes zum Personalstatut der Christen wurde 2014 eingeleitet. Allerdings hat sich der Prozess bis 2021 stark verlängert. Dies vor allem wegen der Verhandlungen, die auf einen einheitlichen Text abzielen. Nun gibt es mehr oder weniger große Differenzen zwischen den verschiedenen Protagonisten, vor allem was die eheliche Trennung und die Scheidung anbelangt.

So erkennen weder die katholischen Kopten, die etwa 250.000 Mitglieder zählen, noch die orthodoxen Kopten, deren Zahl in Ägypten auf fast 20 Millionen geschätzt wird, eine religiöse Scheidung an. Während die evangelikalen Kopten, deren Zahl auf 100.000 geschätzt wird, sie wie alle Protestanten anerkennen.

Die Frage der Adoption war ursprünglich nicht in dieser Revision vorgesehen, erst der jüngste Fall des kleinen Shenuda hat eine Bewegung von Parlamentariern ausgelöst, um sie in den Entwurf aufzunehmen.

Die Adoptiveltern des jungen Shenuda wollen ihrerseits daran glauben und hoffen, dass ihnen ihr Kind bald zurückgegeben wird und sie das Kind das Gesetz Jesu Christi lehren können.