Anstatt den Glauben zu fördern, wird in Frankreich religiöses Erbe „recycelt“
Es ist wie ein Alptraum. Die Stiftung für das Kulturerbe startete kürzlich eine Kampagne, die darauf abzielt, „respektvolle Praktiken der gemeinsamen Nutzung oder Umnutzung“ des französischen religiösen Erbes zu fördern. Denn die Relikte französischer, christlicher Gläubigkeit werden durch den Schwund an Gläubigfen bedroht. Es geht also um eine Art „Umwidmung“ von Gebäuden aus kirchlichem Bestand.
Am 22. November 2022 lancierte die Stiftung für das Kulturerbe mit großem Werbeaufwand ihren neuesten Preis mit dem Namen „Sesam“, um originelle Initiativen zur Weiternutzung von bedrohten Kultstätten anzuregen. 2023 sollen fünf Preise verliehen werden, die jeweils mit 20.000 € dotiert sind. Damit sollen die einfallsreichsten Projekte belohnt werden.
Hintergrund der Kampagne: Die Stiftung hatte in der Vergangenheit mehr als 7000 religiöse Gebäude in Frankreich gerettet, doch der Rückgang der religiösen Praxis, die mangelhafte Instandhaltung der Gebäude und die ständig steigenden Baukosten machten ihre Arbeit immer schwieriger und gefährden heute die Zukunft des religiösen Erbes in Frankreich, weshalb die Idee des Sesam-Preises entstand.
Eine erste Frage stellt sich allerdings sofort: Trägt es wirklich zur Erhaltung unseres religiösen Erbes bei, wenn man die Mauern einer Kirche auf Kosten dessen, was ihre Seele ausmacht - nämlich ein christlicher Sakralraum zu sein, der per Definition von der weltlichen Dimension getrennt ist - auf Dauer erhalten will? Ganz und gar nicht. Ganz im Gegenteil, es verleiht ihm den Anstrich eines Museums einer untergegangenen Realität.
Natürlich will die Stiftung - jedenfalls auf dem Papier - ihrer Initiative einen angemessenen Rahmen geben: Die Preisträger müssen in Bezug auf „die Abstimmung und die lokale Unterstützung des Projekts, die Vereinbarkeit mit der derzeitigen oder ursprünglichen kultischen Nutzung, die Achtung der Architektur und der Qualität des Kulturerbes des Gebäudes, die Öffnung für die Öffentlichkeit und die Nutzung der Stätte, die positiven Auswirkungen auf das Gebiet“ Zusicherungen machen.
Doch diese Bedingungen sind in der Praxis recht freizügig umsetzbar, denn die Stiftung nennt als Beispiel ein ehemaliges Priesterseminar und seine Kapelle, die in „Sozialwohnungen und ein Kultur- und Gesundheitszentrum“ umgewandelt wurden. Weitere Beispiele sind die Organisation von „solidarischen“ Lebensmittelläden in den Kirchen Saint-André und Saint-Camille in Lyon; die Aufnahme alleinstehender Studenten, um in Ruhe zu lernen; die Umwidmung in einen Theatersaal, wie die Kirche Notre-Dame-de-la-Gloriette in Caen.
Eine zweite Frage bleibt ungeklärt. Inwiefern könnten etwa bestimmte Vereine muslimischen Glaubens, die sich hinter dem Deckmantel eines vorgeschlagenen Kulturprojekts verstecken, nicht in den Genuss ehemaliger, nun nicht mehr genutzter Kirchen kommen? Sozusagen durch die Hintertür.
Unabhängig davon, wie gut gemeint die Initiative der Förderer des Sesam-Preises ist, kann man die fortschreitende und organisierte Vernichtung des katholischen Erbes Frankreichs, als den letzten Akt einer von vielen unserer „Eliten“ geliebten „cancel culture“ nur zutiefst bedauern.
(Quelle: Fondation du patrimoine – FSSPX.Actualités)
Illustration: © Fondation du patrimoine