Die apostolische Reise nach Kasachstan hatte auch eine politische Dimension

Quelle: FSSPX Aktuell

Le Palais de l’indépendance à Nour Sultan

Führt der Weg nach Peking und Moskau über Kasachstan? Vielleicht. Die Diplomatie des Heiligen Stuhls versuchte jedenfalls während des Besuchs des Pontifex in der kasachischen Hauptstadt Nur Sultan in diese Richtung voranzukommen.

So nutzten Papst Franziskus und die vatikanische Diplomatie den Aufenthalt in Kasachstan, um viele Gesten des guten Willens zu zeigen. Die sollte die Beziehungen zu Russland wieder zu verbessern. Der orthodoxe Patriarch von Moskau war nämlich seinerzeit wenig erfreut, als er auf dem Rückflug von Kanada vom Bischof von Rom als „Messdiener Putins“ bezeichnet wurde. Wurden also die Missverständnisse ausgeräumt? Nach der freundlichen Haltung des Gesandten von Patriarch Kyrill, Metropolit Antonius von Wolokolamsk, zu urteilen, ist dies durchaus möglich. Der orthodoxe Prälat: „Die Möglichkeit eines Treffens [des Patriarchen] mit dem Papst besteht natürlich weiterhin, und wir sind von seiner Bedeutung überzeugt, aber dieses Treffen muss gut vorbereitet werden.“ 

Später, im Flugzeug auf dem Rückflug von Kasachstan in den Vatikan, versicherte der Pontifex, dass er die Beziehungen zum Kremlherrn aufrechterhalten wolle, auch auf die Gefahr hin, viel Kritik zu ernten: „Ich schließe den Dialog mit einem Land im Krieg nicht aus, egal wer es ist, selbst wenn es der Aggressor ist“, betonte Franziskus, wobei er sich hütete, Russland zu erwähnen. Und er fügte hinzu: „Der Dialog wird so geführt. Er kann unangenehm riechen, aber wir müssen ihn machen. Immer einen Schritt nach vorne, eine ausgestreckte Hand, immer! Sonst verschließen wir die Tür zum Frieden. Manchmal gibt es Menschen, die den Dialog nicht akzeptieren: Pech gehabt! Aber der Dialog muss immer geführt werden, zumindest angeboten werden, und das ist gut für diejenigen, die ihn anbieten; es hilft ihnen zu atmen.“ 

Die Beziehungen zu China gestalten sich für die vatikanische Diplomatie etwas schwieriger. Zuletzt berichtete die Nachrichtenagentur Reuters aus vatikanischer Quelle, dass Papst Franziskus den in Nur Sultan anwesenden Präsidenten Xi Jinping zu einem Gipfeltreffen mit dem kasachischen Staatschef treffen wollte. Peking lehnte den römischen Vorschlag jedoch höflich ab und erklärte, dass es „die Einladung zu schätzen wisse“ und die Worte des Papstes „wohlwollend und herzlich“ seien, dass es aber im Terminkalender des Herrschers des Reichs der Mitte „keine freien Zeitfenster“ gebe. 

Kardinal Pietro Parolin, Sekretär des Heiligen Stuhls und Chefdiplomat des Vatikans, hatte kurz vor dem Kongress der führenden Vertreter der Weltreligionen selbst beruhigende Worte gefunden und seine Bereitschaft erklärt, die diplomatische Vertretung in Hongkong zu schließen: „Wir warten auf ein Signal aus Peking, das noch nicht gekommen ist“, erklärte er. Auf die Frage nach der Nuntiatur in Taiwan antwortete Erzbischof Parolin, dass sich „im Moment nichts ändert“, und ließ damit die Tür für weitere Entwicklungen mit Peking offen. 

Im Flugzeug auf dem Rückflug von Kasachstan verteidigte der Papst nicht ohne Humor den „Weg des Dialogs“ mit China: „Es dauert Jahrhunderte, China zu verstehen! Es gibt eine bilaterale chinesisch-vatikanische Kommission, die gut und langsam vorankommt“, sagte der Papst und meinte: „Weil das chinesische Tempo langsam ist. Sie hingegen haben eine Ewigkeit Zeit, um voranzukommen. Es ist ein Volk von unendlicher Geduld“. Auf die Frage nach dem Schicksal von Kardinal Zen, einem langjährigen Gegner der Kommunistischen Partei Chinas, dessen Prozess am 19. September 2022 in Hongkong eröffnet wurde, blieb Papst Franziskus sehr ausweichend. „Kardinal Zen wird in diesen Tagen vor Gericht gestellt wird, nicht wahr?“, gab sich der Papst unverbindlich. Und fügte hinzu: „Er drückt seine Empfindungen aus, nämlich dass es dort [in Hongkong] Einschränkungen gibt.“ Ob diese Einschätzung der Sache der Kirchenfreiheit in China dient?