Armenien: Katholiken in Osteuropa haben einen neuen Ordinarius
Kevork Noradouguian bei seiner Einsetzung als Oberer von Bzommar – Erzpriester werden in der armenisch-katholischen Kirche mitratiert.
Die Diplomatie des Vatikans kennt keinen Urlaub. Am 21. August 2024 machte Papst Franziskus eine Ernennung von großer Bedeutung für das katholische Ordinariat der Armenier in Osteuropa. Eine Entscheidung, die in Wirklichkeit vom Staatssekretariat getroffen wurde, das die Oberhand über die Diplomatie des kleinsten Staates der Welt hat.
Pater Kevork Noradounguian wurde zum Erzbischof von Sebaste der Armenier gewählt, ein Titel, der demjenigen zusteht, der das Amt des „Ordinarius“ über die armenischen Katholiken in Osteuropa ausübt. Das Päpstliche Jahrbuch erklärt, dass Ordinariate „geografische Strukturen für orientalische katholische Gemeinschaften sind, die keine eigene Hierarchie an einem bestimmten Ort haben.“
Sie haben einen vom Heiligen Stuhl ernannten Prälaten an der Spitze, der direkt dem Heiligen Stuhl unterstellt ist und seine Jurisdiktion über die katholischen Orientalen ausübt, die keine eigenen Bischöfe haben. Dieses Ordinariat ist jedoch dem armenischen Patriarchat von Kilikien angegliedert. Der neue Bischof wird in Jerewan, der Hauptstadt Armeniens, residieren.
Noradounguian, der in Kürze zum Bischof gekrönt werden soll, übernimmt damit die Leitung einer Quasi-Diözese für die armenisch-katholischen Gläubigen in Osteuropa, in einem Gebiet, das Armenien, Georgien, Russland und die Ukraine umfasst. Mit anderen Worten: ein Terrain, auf dem sich hybride und offene Kriege inmitten globaler geopolitischer Interessen vermischen und Katholiken oft zu Kollateralopfern werden.
In der Tat sind Armenien und Aserbaidschan seit Jahrzehnten wegen eines Territorialstreits um die Region Bergkarabach zerrissen, der im September 2023 von Baku nach einem Blitzkrieg gegen armenische Separatisten, die dieses Gebiet in den 1990er Jahren erobert hatten, wieder aufgenommen wurde.
Fast alle armenischen Katholiken mussten aus der Region fliehen und sie den Muslimen überlassen. Nach dieser bitteren Niederlage trafen die armenischen Behörden die folgenschwere Entscheidung, sich von ihrem Nachbarn Russland – dem Untätigkeit vorgeworfen wurde – zu distanzieren und sich der Europäischen Union und dem Westen anzunähern.
In Georgien, wo der neue Ordinarius nun die Gerichtsbarkeit über die armenischen Katholiken ausübt, ist die Problematik anders gelagert: Die Machthaber haben beschlossen, sich Moskau etwas mehr anzunähern, mit dem Risiko, den Bruch mit Europa zu vergrößern.
Was die Ukraine betrifft, die ebenfalls unter die Regierungsgewalt von Pater Noradounguian fällt, so bringt der offene Krieg, den Russland dort führt, um die russischsprachigen Provinzen des Donbass zurückzuerobern, auch hier die armenischen Katholiken in eine mehr als heikle Lage.
Die Website der armenischen Zeitung Nor Haratch enthält die Biografie des neuen Bischofs. Er wurde 1968 in Aleppo (Syrien) geboren und am 20. August 1995 für das Institut des Patriarchalischen Klerus in Bzommar (Libanon) zum Priester geweiht. Er war Vizerektor des Kleinen Seminars, Vikar der Pfarrei Bourj Hammoud, Rektor des Kleinen Seminars, dann des Kleinen und Großen Seminars, Verwalter und Generalökonom des Instituts.
Danach war er Pfarrer der armenisch-katholischen Gemeinde in Moskau, Rektor der Kirche San Nicola da Tolentino und Rektor des Päpstlichen Armenischen Kollegs in Rom, Apostolischer Administrator ad nutum Sanctae Sedis des armenisch-katholischen Patriarchats von Jerusalem und Amman sowie Pfarrer der Pfarrei der katholischen Armenier in Lyon, Frankreich (2015-2023).
Sicher wurde der neue Erzbischof von Sebaste der Armenier nicht zufällig ausgewählt: Der Prälat ist mit Russland und den russischen Behörden vertraut, da er sich mehrere Jahre lang um die an den Ufern der Moskwa angesiedelte armenische Gemeinde gekümmert hat.
Seine Biografie zeigt, dass er mit den komplexen Problemen des Nahen Ostens vertraut ist. Zweifellos werden seine Ortskenntnisse und seine Kenntnis der wichtigsten politischen und religiösen Akteure der Region für den Heiligen Stuhl von Vorteil sein, um das Überleben der armenisch-katholischen Minderheit zu sichern und vielleicht den Frieden in der Region voranzubringen.
(Quellen: Salle de presse du Saint-Siège/Nor Haratch – FSSPX.Actualités)
Illustration: Nor Haratch