In Australien tritt ein Gesetz gegen das Beichtgeheimnis in Kraft

Westaustralisches Parlament
Das Gesetz betrifft Westaustralien, den größten der australischen Bundesstaaten. Es gilt seit 1. November 2022 und verpflichtet Geistliche, alle Fälle von Kindesmissbrauch zu melden, auch wenn die Informationen im Rahmen des Bußsakraments erlangt wurden.
Diese rechtlichen Veränderungen sind Bestandteil der neuen Gesetze, die von der Regierung von Mark McGowan, dem derzeitigen Premierminister des Bundesstaates Western Australia, eingeführt wurden. Das Gesetz besagt, dass Priester als schuldig angesehen werden können, wenn sie die während des Bußskraments offengelegten Informationen zurückhalten. Das Verschweigen einer solchen Meldung ist in diesem australischen Bundesstaat - wie in vielen Ländern der Welt - ein Verbrechen, das mit einer Höchststrafe von 6.000 US-Dollar geahndet wird.
Timothy Costelloe, Erzbischof von Perth, verteidigte vor einem parlamentarischen Untersuchungsausschuss in Westaustralien das Beichtgeheimnis als wesentlich für den katholischen Glauben. In Anerkennung der „schrecklichen Geschichte“ des sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche sagte der Erzbischof, er verstehe, warum die Menschen von seinem Beharren auf dem Prinzip der absoluten Vertraulichkeit des Sakraments, wie es in der Kirche praktiziert wird, befremdet seien. „Aber“, erklärte er, „die Sünden werden nicht dem Priester gebeichtet, sondern Gott. (...) Der Priester hat daher weder das Recht noch die Autorität, irgend etwas zu enthüllen, das in dieser intimen Begegnung mit Gott geschieht. (...) Die freie Ausübung eines wesentlichen Aspekts des katholischen Glaubens illegal zu machen, scheint mir etwas zu sein, das moderne säkulare Gesellschaften immer als jenseits der Grenzen ihrer Autorität verstanden haben.“
Die Ministerin für Kinderschutz, Simone McGurk, erklärte, die Regierung habe sich verpflichtet, die Empfehlungen der 2017 veröffentlichten Royal Commission on Institutional Responses to Sexual Abuse of Children (Königliche Untersuchungskommission zu institutionellen Reaktionen auf Kindesmissbrauch) umzusetzen. Die Parlamentarier hätten jedoch absichtlich eine Empfehlung des Ständigen Gesetzgebungsausschusses des Bundesstaates vom September 2020 ignoriert, in der gefordert wurde, die sakramentale Beichte aus dem Geltungsbereich des Gesetzes zur Anzeige von Kindesmissbrauch auszuschließen.
Westaustralien ist nicht der erste australische Bundesstaat, der ein solches Gesetz erlässt. Nach Victoria, Tasmanien, Südaustralien, dem Australian Capital Territory und im September 2020 Queensland ist es der fünfte von sechs australischen Bundesstaaten, der das Beichtgeheimnis in bestimmten Zusammenhängen per Gesetz lüften lässt.
(Quelle: InfoCatolica - FSSPX.Actualités)
Illustration: Nachoman-au, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons