Bittere Bilanz für den Vatikan
Die Vermögensverwaltung des Apostolischen Stuhls hat den Verkauf einer Luxus-Immobilie abgeschlossen, die im Zentrum des Jahrhundertprozesses steht, der den Vatikan seit mehreren Monaten bewegt. Der Verlust bei dem Immobilien-Geschäft liegt bei über 150 Millionen Euro.
Ganz offiziell hat die Güterverwaltung des Apostolischen Stuhls (Administratio Patrimonii Sedis Apostolicae, kurz APSA) den Verkauf des Londoner Gebäudes, das im Mittelpunkt des Becciu-Prozesses steht, am 01. Juli bekannt gegeben. Das Skandalgebäude wurde für 215 Millionen Euro an Bain Capital veräußert. Ursprünglich hatte das Staatssekretariat des Vatikans über 400 Millionen Euro für ein Gebäude bezahlt, das eigentlich 151 Millionen Euro wert war. Ein herber Verlust für den Heiligen Stuhl.
Um den berechtigten Zorn vieler stets spendender Gläubiger zu besänftigen, heißt es in einer Erklärung des Vatikans zu den Vorgängen: „Die Verluste, die im Vergleich zu dem, was für den Kauf dieser Immobilie ausgegeben worden war, entstanden, wurden in die Reserve des Staatssekretariats übertragen, ohne dass dies den Peterspfennig und damit die Spenden der Gläubigen in irgendeiner Weise beeinträchtigte.“ Das Vertrauen vieler Gläubiger in die Ausgabensorgfalt des Heiligen Stuhls wurde zweifellos erschüttert.
Dabei hatte der Vatikan sich nach der sich abzeichnenden katastrophalen Entwicklung reagiert und versucht, die Transparenz des Bewertungsprozesses zu gewährleisten. So beauftragte das Wirtschaftssekretariat für den Verkauf den Immobilienmakler Savills, der ebenfalls in einem geregelten Bieterverfahren aus einem Pool mehrerer Immobilienberater ausgewählt wurde.
Zwischen September 2021 und Sommer 2022 fanden dann einige Auktionsrunden mit verbindlichen Angeboten statt. Diese wurden einzeln sorgfältig geprüft, um seriöse Käufer, die Liquiditätssituation und den angemessenen Betrag zu ermitteln und schließlich den Kaufvertrag unterzeichnen zu können.
Die Justiz des Heiligen Stuhls hat in der Angelegenheit jedenfalls noch keine Ruhe: Sie muss nun die Verantwortung derjenigen zehn Personen klären, die in das blamable und verlustreiche Geschäft involviert waren. Die Verdächtigen sind in ihren jeweiligen Rollen und Funktionen angeklagt. Alles im Rahmen eines unglaublich spannenden und historisch einmaligen Prozesses, der die internationale Presse und den Vatikan noch viele Wochen lang in Atem halten dürfte.
(Quelle: Vatican News/La Croix – FSSPX.Actualités)
Foto: © Vatican news