Black Friday in Großbritannien für das Recht auf Leben

Quelle: FSSPX Aktuell

Das britische Parlament

Auf der anderen Seite des Ärmelkanals sind Lebensschutzorganisationen und die katholische Hierarchie empört, da ein Gesetzentwurf, der die Sterbehilfe für Erwachsene über achtzehn Jahre ermöglichen soll, die weniger als sechs Monate zu leben haben, in Westminster eine erste wichtige Hürde genommen hat. 

„Der 29. November 2024 wird als ein sehr schwarzer Freitag für schutzbedürftige Menschen in unserem Land in Erinnerung bleiben.“ Mit Bestürzung hat Andrea Williams, Direktorin der Pro-Life-Organisation Christian Concern, davon erfahren, dass das Unterhaus in zweiter Lesung  einen Gesetzentwurf zur Legalisierung der Sterbehilfe für Erwachsene ab achtzehn Jahren mit kurzfristig lebensbedrohlicher Erkrankung verabschiedet hat.

Der Text „Terminally Ill Adults (End of Life)“ wurde mit 330 zu 275 Stimmen verabschiedet und hat damit eine erste entscheidende Hürde in Westminster genommen. Der Gesetzentwurf wurde von der Labour-Abgeordneten Kim Leadbeater eingebracht, die jedem, der es hören will, vorgaukelt, das künftige Gesetz sei das „weltweit schützendste“ Gesetz in Bezug auf den assistierten Suizid.

Calum Miller, Arzt und Forscher für Bioethik an der Universität Oxford, teilt diese Ansicht nicht. Er beklagt „eine große Erosion der Seele und des Gewissens der medizinischen Wissenschaft, die weitreichende Folgen für die Ärzte haben dürfte, die sich weigern, eine solche Handlung vorzunehmen.“

Für den praktizierenden Arzt ist das nicht verwunderlich, denn „der Rubikon wurde bereits im 20. Jahrhundert mit der Legalisierung der Abtreibung überschritten.“ Sollte das Gesetz in Kraft treten, könnte es jedoch zu einer großen Abwanderung von Gesundheitsfachkräften führen, was ein ohnehin schon angespanntes System vollends ruinieren würde.

Die katholische Bischofskonferenz von England und Wales brachte ihre Missbilligung umgehend zum Ausdruck. „Wir sind unzufrieden, dass die Abgeordneten für den Gesetzentwurf über Erwachsene am Lebensende gestimmt haben, der nun im Parlament seinen Weg fortsetzen kann. Wir sind der Meinung, dass dieser Gesetzentwurf im Prinzip fehlerhaft ist und auch einzelne Klauseln enthält, die Anlass zur Sorge geben. Wir bitten die katholische Gemeinschaft, dafür zu beten, dass die Mitglieder des Parlaments die Weisheit besitzen, diesen Gesetzentwurf zu einem späteren Zeitpunkt in seiner Entwicklung abzulehnen.“

Für Philip Egan, Bischof von Portsmouth, würde das Gesetz, sollte es verabschiedet werden, „unerträglichen Druck auf ältere Menschen und todkranke Patienten ausüben und das Vertrauen in die Angehörigen der Gesundheitsberufe untergraben.“

Ganz zu schweigen von den möglichen Auswüchsen, die der Bischof vermutet: „Ich befürchte auch, dass die Berechtigung zur Sterbehilfe immer weiter auf andere Patientengruppen ausgedehnt wird. Großbritannien hat nun eine rote Linie überschritten: Es wird nicht mehr so sein, wie es einmal war. Möge Gott uns helfen“, erklärte er.

Catherine Robinson, Sprecherin der Pro-Life-Organisation Right to Life, sagte, dass „wir unsere Anstrengungen verdoppeln müssen, um diesen Gesetzentwurf in jeder Phase zu bekämpfen und ihn zurückzuziehen, um die Schwächsten zu schützen.“ Der Entwurf kann und muss im Parlament abgelehnt werden, auch wenn noch ein langer Weg vor uns liegt“, sagte sie.

Denn obwohl der Text mit 330 zu 275 Stimmen angenommen wurde, halten die Befürworter des Rechts auf Leben den Stimmenunterschied zwar für erheblich, aber nicht für unüberwindbar: „Wir müssen 28 dieser Stimmen gewinnen – oder einige, die sich enthalten haben, müssen dagegen stimmen –, wenn man bedenkt, dass 36 Abgeordnete bereits angegeben haben, dass sie nur für den Gesetzentwurf gestimmt haben, um mehr Debatten zu ermöglichen. Es ist also ein harter Kampf, aber wir haben noch eine Chance“, hofft Calum Miller.

Im April 2025, wenn der Gesetzentwurf erneut im Unterhaus des Parlaments in Westminster behandelt werden soll, werden wir mehr wissen.