Christenverfolgung in Pakistan

Kirche des Heiligen Rosenkranzes in Faisabalad
In Faisalabad im Nordosten Pakistans wurden am Mittwoch mehrere Kirchen in Brand gesteckt, nachdem Einwohner einen jungen Mann, der der christlichen Minderheit angehörte, beschuldigt hatten, Blasphemie begangen zu haben. Das ist in dem asiatischen Land eine schwere Anklage und kann sogar einen tödlichen Ausgang haben.
Aus dem genannten Grund griffen hunderte Muslime eine christliche Gemeinde im Osten Pakistans an, verwüsteten mehrere Kirchen und einen Friedhof und steckten Dutzende Häuser in Brand, nachdem sie deren Mitglieder beschuldigt hatten, ein Exemplar des Korans entweiht zu haben. Ein mit Stöcken und Steinen bewaffneter Mob stürmte am Mittwoch ein überwiegend christliches Viertel in Faisalabad. In sozialen Netzwerken verbreitete Bilder zeigten Rauch, der aus den Kirchen aufstieg, und Menschen, die Möbel in Brand setzten.
Der Angriff wurde von einer Gruppe von Muslimen initiiert, die durch Predigten und Racheaufrufe aufgeheizt worden waren. Rana Imran Jamil, Sprecher des Rettungsdienstes 1122 der Stadt, erklärte gegenüber der französischen Nachrichtenagentur Agence France-Presse oder kurz AFP: „Unter den Einwohnern wurden Fotos und Videos von verbrannten Koranseiten verbreitet, was Empörung hervorgerufen hat.“ Er berichtete, dass einige Kirchen in Brand gesteckt worden seien und dass es keine Nachrichten über Verletzte gebe.
Akmal Bhatti, ein christlicher Ortsvorsteher, sagte Reuters, der Mob habe mindestens fünf Kirchen in Brand gesteckt und Wertgegenstände aus Häusern geplündert, die von ihren Besitzern verlassen worden waren, nachdem Geistliche in den Moscheen Hasspredigten gehalten hatten, um die Leute aufzustacheln. Die Angreifer verwüsteten die Häuser von Christen, was dazu führte, dass Angehörige dieser Minderheit, die nach der letzten Volkszählung 1,27 Prozent der pakistanischen Bevölkerung ausmachte, aus der Stadt flohen.
Da die Polizei nicht in der Lage war, die Menge unter Kontrolle zu bringen, wurde die paramilitärische Polizeieinheit der Rangers hinzugezogen.
Das tödliche Vergehen der Blasphemie
Der Straftatbestand der Blasphemie wurde während der britischen Kolonialzeit geschaffen und in den 1980er Jahren von Diktator Mohamed Zia-ul-Haq verschärft. In Pakistan steht darauf die Todesstrafe, obwohl bisher noch niemand deswegen hingerichtet wurde.
Im bekanntesten Fall einer Blasphemie-Anklage gegen ein Mitglied der christlichen Minderheit wurde Asia Bibi 2010 zum Tode verurteilt, doch 2018 wurde sie schließlich vom Obersten Gerichtshof freigesprochen, was massive Proteste auslöste.
Der Tod durch Hinrichtung ist dennoch gegenwärtig. So führen Anklagen wegen Beleidigung des Islam häufig zu Angriffen und Lynchmorden an den angeblich Schuldigen: Im Februar dieses Jahres stürmte eine Menschenmenge eine Polizeistation im Osten Pakistans und prügelte einen Mann zu Tode, der der Schändung des Korans bezichtigt wurde.
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(Quellen: AFP/InfoCatolica/The Guardian – FSSPX.Actualités)
illustration: Vidéo Youtube / Holy Rosary Catholic Church Faisalabad | Churches of Pakistan