Das Dämonische hat gesiegt, wenn es geleugnet wird
Sankt Wolfgang und der Dämon
Viele Priester und Bischöfe glauben nicht mehr an den Teufel, was für diesen die beste Tarnung ist. Denn wenn er nicht existiert, warum sollte man gegen ihn kämpfen? Warum sollte man sich vor ihm schützen? Und schließlich stellt sich auch die Frage: Gibt es überhaupt eine Hölle? Denn die Hölle ist der Ort, an den die aufständischen Engel nach ihrer Sünde gestürzt wurden und an dem die Verdammten bis in alle Ewigkeit bestraft werden. In der Heiligen Schrift werden die gefallenen Engel, die sich weigerten, Gott zu gehorchen, als Dämonen bezeichnet. Viele Wahrheiten, von denen einige Dogmen sind, werden allerdings durch die Weigerung, an die Existenz gefallener Engel zu glauben, erschüttert oder gar verworfen.
Doch der Dämon zeigt sich auf gewöhnliche und alltägliche Weise in den Versuchungen, zu denen er die Seelen drängt, damit sie Sünden begehen. Natürlich ist auch unsere eigene, durch die Erbsünde angelegte Neigung zum Bösen eine wichtige Quelle für unsere Versuchungen und Sünden. Ebenso wie die Welt, also die bösen Menschen, die hier auf Erden das Werk des Bösen und des Teufels verrichten.
Der Teufel manifestiert sich aber auch in einer Form, die viel seltener ist, nämlich durch physische Angriffe auf Menschen. Diese Manifestationen können verschiedene Formen annehmen: Erstens äußerlich, indem er sich an die Gegenstände um uns herum heftet, was als Verseuchung bezeichnet wird. Zweitens innerlich, aber nur in geringem Maße unsere Psyche angreifend, was als Besessenheit bezeichnet wird und drittens auf eine viel tiefere innere Art und Weise: Durch eine besondere Erlaubnis Gottes kann der Dämon direkt auf unsere Glieder einwirken, ohne jedoch das Herz unserer Seele besetzen zu können, was ebenfalls als Besessenheit bezeichnet wird.
Unser Herr Jesus Christus hat seiner Kirche eine Macht anvertraut, um gegen diese drei Wirkungsweisen des Teufels zu kämpfen. Diese Macht wird durch das Exorzistat verliehen, und jeder Priester besitzt sie. Aber aus Gründen der Vorsicht sowie der Erfahrung der Kirche hat sie die Ausübung dieser Macht auf bestimmte Priester beschränkt. In der Regel gibt es einen pro Diözese, dem die Aufgabe übertragen wurde, den Teufel bei diesen außergewöhnlichen Erscheinungen zu bekämpfen.
Nun hat Bischof Joseph Bonnemain, der Bischof von Chur, die Stelle des Exorzisten in seiner Diözese de facto abgeschafft. Bonnemain, der über eine medizinische Ausbildung verfügt, will keinen neuen Exorzisten in Chur ernennen. Der ehemalige Exorzist der Diözese war im Februar 2020 im Alter von 76 Jahren verstorben. Seine Tätigkeit hatte ihn über die Grenzen der Diözese hinaus bekannt gemacht. So hatte er 2008 an einer vielbeachteten Debatte über den Exorzismus in der Sendung „Club“ des Schweizer Fernsehens (SRF1) teilgenommen.
Der Bischof von Chur ist dagegen davon überzeugt, „dass es nicht notwendig ist, mysteriöse Ursachen finden zu wollen“, wenn es um mutmaßliche Fälle von dämonischer Besessenheit geht. Dies sei der Grund, weshalb er keinen neuen Exorzisten für seine Diözese ernenne. Im regionalen Radiosender SRF Ostschweiz sagte er: „Wir sind alle Menschen, die Stärken und Schwächen in sich tragen. Jeder, der sich in einer schwierigen sozialen, beruflichen oder gesundheitlichen Situation befindet, kann sich behandeln lassen. Dafür gibt es die klassischen Lösungen: medizinische, psychologische und psychotherapeutische.“
Natürlich hat der Bischof recht, wenn er der Überzeugung ist, dass man nicht „überall den Teufel sehen“ dürfe, aber alleine die Möglichkeit einer dämonischen Besessenheit oder Obsession abzulehnen, hieße, die Existenz des Teufels schlicht und einfach zu leugnen. Dies hieße, sich wehrlos dem Feind unserer Seelen hinzugeben.