Der brasilianische Kardinal Hummes ist tot. Er war ein großer Unterstützer von Papst

Quelle: FSSPX Aktuell

Kardinal Claudio Hummes

Der emeritierte Erzbischof von São Paulo, Brasilien, verstarb im Alter von 87 Jahren am 4. Juli 2022. Er hatte im März 2013 am Konklave teilgenommen, das zur Wahl seines argentinischen Freundes, Kardinal Jorge Mario Bergoglio, führte. Franziskus konnte stets mit ihm rechnen.

Obwohl es nicht dem Protokoll entsprach, bat ihn der damals frisch gewählte Papst, mit ihm auf die Loggia des Petersdoms zu kommen, um seinen ersten Segen an die Menge zu richten. Der Pontifex gestand einige Tage später, dass Kardinal Hummes ihn zu dem Namen Franziskus inspiriert hatte, als er ihm in der Sixtinischen Kapelle ins Ohr flüsterte: „Vergiss die Armen nicht.“ 

Als Delegierter für Amazonien in der brasilianischen Bischofskonferenz wurde dem 85-jährigen Prälaten die Rolle des Generalberichterstatters der Amazonas-Synode vom Oktober 2019 anvertraut. Er inspirierte diese Synode nachhaltig. Als bedingungsloser Unterstützer der von Franziskus durchgeführten Reformen sagte Kardinal Hummes in einem Interview mit La Civiltà Cattolica (2019) über seinen Freund Franziskus: „Von Beginn seines Pontifikats an hat er die Kirche ermahnt und ermutigt, aufzustehen und nicht statisch und zu sehr auf ihre Theologie, ihre Sicht der Dinge vertrauend, in einer defensiven Haltung zu verharren. […] Die Vergangenheit ist nicht versteinert, sie muss immer Teil der Geschichte sein, Teil einer Tradition, die in die Zukunft geht."  

Zu Recht sieht das Internetportal  cath.ch  der katholischen Kirche in der Westschweiz in Claudio Hummes eine „Schlüsselfigur des Pontifikats von Franziskus“ und einen „Weggefährten des Papstes“. Auf der Website katholisches.info vom 5. Juli erläutert der Vatikan-Kenner Giuseppe Nardi folgendes: „Es war Hummes, der den Erzbischof von Buenos Aires schon im Vorkonklave unterstützte und nach eigenen Angaben Jorge Mario Bergoglio im Konklave ermutigte. Die größte Sorge der geheimen Gruppe in St. Gallen und des Teams, das an der Wahl Bergoglios arbeitete, war, dass ihr argentinischer Kandidat, wie 2005, seine Kandidatur zurückziehen könnte. Kardinal Kasper hatte von Bergoglio die Zusicherung erhalten, dass dies nicht wieder geschehen würde. Doch Hummes fiel die Aufgabe zu, Bergoglio in der Sixtinischen Kapelle nicht zu verlassen. Als dieser sich der Welt als neuer Papst vorstellte, stand der „Papstmacher“ Hummes neben ihm auf der Loggia des Petersdoms.“

Giuseppe Nardi fährt fort: „In dem veränderten Klima des neuen Pontifikats gewährte Hummes im Juli 2014 der brasilianischen Zeitung Zero Hora einen tieferen Einblick in die Gedankenwelt eines „Papstmachers“, in der die „Homo-Ehe“, die Abschaffung des Zölibats und das Frauenpriestertum keine Probleme darstellen, sondern eine wesentliche Rolle spielen. Das erklärt, warum der österreichische revolutionäre Missionsbischof Erwin Kräutler in Hummes den entscheidenden Weggefährten für das Projekt der „Amazonas-Werkstatt“ fand, dessen Hauptziel die Beseitigung des „Zwangszölibats" war. Es war Hummes, der ihr die Tür nach Santa Marta und zur Amazonas-Synode öffnete. Hummes und Kräutler kontrollierten dann das Netzwerk REPAM [Pan-Amazonisches kirchliches Netzwerk], das eigens für die Synode gegründet wurde: Kräutler als Präsident für Brasilien, Hummes als Generalpräsident.

Es war Hummes, der im Sommer 2018 vor der Synode abwechselnd in rätselhaftem Tonfall ankündigte, dass die Synode „historisch sein könnte“ oder offen erklärte, dass die Synode „über verheiratete Priester entscheiden wird“, und dass diese Synode „nicht einberufen wurde, um zu wiederholen, was die Kirche bereits sagt, sondern um voranzugehen“. Tatsächlich war das große Ziel des brasilianischen Prälaten die Abschaffung des „Zwangszölibats“, wie er den priesterlichen Zölibat bereits 2010 verächtlich genannt hatte.“ 

Gut recherchiert erinnert Giuseppe Nardi daran, dass „Hummes am Rande der Amazonas-Synode eine Neuauflage des Katakombenpaktes von 1965 zelebrierte. Und am Tag vor der Eröffnung der Synode, am 4. Oktober 2019, fand das statt, was wegen der skandalösen Einführung der Pachamama als „Hexentanz im Vatikan“ bekannt ist.“ Doch der Einfluss von Kardinal Hummes auf den Papst zeigte sich auch auf politischer Ebene, wie Giuseppe Nardi berichtet: „Hummes ist es auch zu verdanken, dass Franziskus sich auffällig für Lula da Silva einsetzte. Der Papst unterstützte die Kampagne „Freiheit für Lula“, als der ehemalige Staatspräsident unter Korruptionsverdacht im Gefängnis saß; er schickte ihm Solidaritätsbotschaften in seine Gefängniszelle und empörte sich über einen angeblichen „Staatsstreich in weißen Handschuhen“, als sich die Wahlniederlage von Lulas Sozialisten im Jahr 2018 abzeichnete. […]  

Kardinal Hummes arbeitete bis zuletzt an dem Projekt einer „Kirche mit Wurzeln im Amazonasgebiet“. Die nachsynodale Exhortation Querida Amazonia brachte zwar nicht die von ihm erhoffte Abschaffung des Zölibats auch im Westen, aber immerhin ein bergoglianisches Instrument, das, wenn es unter „richtigen“ Bedingungen und mit der nötigen Medienpräsenz eingesetzt wird, viel Spielraum für die Zukunft bietet. So hat Hummes erst kürzlich wieder eifrig die Gründung der Conferencia Eclesial de la Amazonia als parallele kirchliche Struktur unterstützt. Am 10. Juli 2020 schrieb katholisches.info über diese „Revolution durch die Hintertür“: "Die Schaffung völlig neuer Institutionen ebnet den Weg für die Beseitigung der ‚lästigsten‘ Überlegungen und für eine konsequentere und direktere Verfolgung der angestrebten Ziele. [...] 

Mit dieser neuen Institution wird nahtlos an die revolutionäre Agenda angeknüpft, die einige bereits in der Schublade gesehen hatten oder zumindest sehen wollten. Die neue Institution soll die Aufgabe haben, dem Vatikan „ein wichtiges Dokument“ zu der Frage vorzulegen, wie verheiratete Männer in „priesterlosen Gebieten“ geweiht werden können. 

Es ist klar, dass die Ziele unverändert blieben und weiterhin folgende sind: Schaffung eines neuen Amazonasritus, Abschaffung des Zölibats, Zulassung verheirateter Männer zum Priestertum, Zulassung von Frauen zum Weihesakrament, vorerst als Diakonissen, und andere progressive Hinterlassenschaften. Nun ist es Kardinal Hummes, der Präsident der neuen Parallelstruktur geworden ist.“ 

Mit Hummes hat der Papst eine wichtige Unterstützung verloren. Der Verlust wird jedoch durch die Ernennungen, die Franziskus in Übereinstimmung mit Kardinal Hummes und den progressiven Prälaten der St. Galler Gruppe bereits vorgenommen hat, weitestgehend ausgeglichen.