Der Papst beim kasachischen Kongress der Religionen (2)

Pope Francis greeted by Ahmed el-Tayeb, Grand Imam of al-Azhar, signatory of the Document on Human Fraternity
Am 14. und 15. September 2022 fand in der Hauptstadt Kasachstans, Nur Sultan, der Kongress der geistlichen Führer der Welt- und traditionellen Religionen statt, an dem auch Papst Franziskus teilnahm.
Im ersten Artikel wurde diese Veranstaltung und die Unmöglichkeit für einen Katholiken, daran teilzunehmen, beschrieben. Dabei wurde bereits erwähnt, wie dürftig die Abschlusserklärung war, vor allem aber, dass sie keinen wirklichen Konsens markierte, sondern in allgemeinen Aussagen zu Punkten verharrte, die konkret von den verschiedenen Teilnehmern nicht in gleicher Weise akzeptiert wurden.
Ein Punkt ist besonders hervorzuheben, da er das „Dokument über die menschliche Brüderlichkeit“ von Abu Dhabi aufgreift und verschärft. Der vollständige Titel des Schriftstücks lautet „Dokument über die menschliche Brüderlichkeit für Weltfrieden und Zusammenleben“, das vom Heiligen Stuhl und der Al-Azhar-Universität unterzeichnet und anschließend am 21. Dezember 2020 von der Generalversammlung der Vereinten Nationen (UN) verabschiedet wurde.
Einer der Vorschläge, der bei vielen Gläubigen den meisten Protest hervorgerufen hatte, war der folgende: „Pluralismus und Vielfalt in Religion, Hautfarbe, Geschlecht, Rasse und Sprache sind ein weiser göttlicher Wille, durch den Gott die Menschen erschaffen hat.“
Dies ist ein schwerwiegender Irrtum - eine Häresie - und eine Blasphemie: Falsche Religionen der göttlichen Weisheit zuzuschreiben, bedeutet, Gott den Irrtum und das Böse zuzuschreiben.
Nachdem er, insbesondere von Bischof Athanasius Schneider, zweimal gewarnt worden war, meinte der Papst schließlich, dass es sich um den „permissiven Willen“ Gottes handele. Das muss man jedoch erklären: Gemäß der Theologie will Gott das Gute, und alles Gute entspringt diesem Willen Gottes, aber er „erlaubt“ das Böse. Somit ist alles Schlechte von Gott nur erlaubt, der niemals das Böse will. Diese Erklärung war nicht ganz befriedigend, und sie wurde auch ernsthaft widerlegt.
Es ist bemerkenswert, dass die Teilnehmer des Kongresses in der Präambel ihrer Erklärung „den Reichtum der religiösen und kulturellen Vielfalt respektieren“. Während der kulturelle Reichtum keine Schwierigkeiten bereitet, stellt der religiöse Reichtum eine ernste dar. Denn der einzige religiöse „Reichtum“ ist unser Hohepriester, Jesus Christus, und die von ihm gegründete Kirche. Es gibt keinen anderen. Es ist auch bemerkenswert, dass es einen Unterschied zwischen dem vor den Kongressteilnehmern verlesenen Text und dem gedruckten Text gibt, wie InfoCatolica erklärt.
Die verlesene Version lautet: „Wir stellen fest, dass Pluralismus im Sinne von Unterschieden in Religion, Hautfarbe, Geschlecht, Rasse und Sprache Ausdruck der Weisheit von Gottes Willen in der Schöpfung sind. Daher ist jeder Versuch, eine bestimmte religiöse Doktrin zu erzwingen, inakzeptabel“. Dies ist im Grunde genommen eine Kopie des Dokuments aus Abu Dhabi. Im gedruckten Text heißt es dagegen: „Wir stellen fest, dass Pluralismus im Sinne von Unterschieden in Hautfarbe, Geschlecht, Rasse, Sprache und Kultur Ausdruck von Gottes Weisheit in der Schöpfung sind. Religiöse Vielfalt ist von Gott zugelassen, und daher ist jeglicher Zwang gegenüber einer bestimmten Religion und religiösen Doktrin inakzeptabel.“
Damit ist der Fehler im Vergleich zum Dokument von Abu Dhabi noch schwerwiegender geworden. Zunächst ist es nämlich eine logische Inkonsequenz, von Unterschieden „nach Hautfarbe, Geschlecht, Rasse usw.“ auf die Religion zu schließen. Dies wird als Sophismus der falschen Konsequenz bezeichnet. Die Schlussfolgerung ist nicht in den Prämissen enthalten.
Ein zweiter Punkt ist, dass der für „Geschlecht“ verwendete englische Begriff „gender“ lautet. Ein Begriff, der so aber genausogut, vor allem im aktuellen Kontext, mit „Geschlecht“ im heutigen Sinne übersetzt werden kann. Dies verleiht dem Text eine sehr spezielle Bedeutung. Am gravierendsten ist jedoch die Aussage, dass „religiöse Vielfalt von Gott zugelassen ist und daher jeglicher Zwang gegenüber einer bestimmten Religion und religiösen Doktrin inakzeptabel ist“.
Zunächst einmal, weil „religiöse Vielfalt“ die einzig wahre Religion, die katholische Religion, einschließt. Hier sind mehrere Möglichkeiten zu berücksichtigen: Entweder, und das scheint der Gedanke der Verfasser zu sein, ist der Begriff „erlaubt“ als „gewollt“ zu verstehen, was ein schwerwiegender Fehler ist. Oder er meint zwar „erlaubt“, aber es ist zu beachten, dass der Katholizismus in diese Vielfalt eingeschlossen ist. Es wird ihm keineswegs ein Sonderplatz eingeräumt. Und da „erlaubt“ auf das Böse verweist, wird der Katholizismus als schlecht angesehen.
Selbst wenn der Katholizismus nicht eingeschlossen ist, was völlig irrelevant erscheint, ist es dennoch falsch zu sagen, dass das Böse nicht bekämpft werden kann, da sich „erlauben“ auf das Böse bezieht. Und selbst wenn man es manchmal nicht bekämpfen kann, kann dies nur im Falle einer vorsichtigen Toleranz geschehen, um ein größeres Übel zu vermeiden. Auf keinen Fall aber darf ihm ein Recht auf Immunität zugestanden werden, das nur dem Guten zusteht. Wie auch immer der Text also verstanden werden kann, er ist zutiefst falsch. Und doch wurde er von Papst Franziskus angenommen und unterzeichnet.
Aber hätte es bei einem solchen Kongress anders sein können? Unaufhaltsam führt dieser interreligiöse Dialog zur Schaffung einer einzigen Weltreligion, die nichts mehr mit der katholischen Kirche zu tun hat, die von Jesus Christus, dem wahren Sohn Gottes, gegründet wurde.
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(Quelle: religions-congress.org/InfoCatolica/FSSPX.Actualités – FSSPX.Actualités)
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