Der Papst greift durch und reformiert den Malteserorden
Malta-Palast, Rom
Alea iacta est... In einem Dekret, das am 3. September 2022 vom Presseamt des Heiligen Stuhls veröffentlicht wurde, hat der Pontifex beschlossen, die Krise im Malteserorden zu beenden.
Vor zwei Wochen berichteten wir an dieser Stelle über etliche Briefe, die mehrere hohe Beamte des Malteserordens an den Vatikan geschickt hatten, um die laufenden Reformen abzulehnen. Noch am 26. August, wenige Tage vor dem päpstlichen Dekret, schickte Marwan Sehnaoui, der Präsident der libanesischen Rittervereinigung, ein alarmierendes Schreiben, in dem er von einem Orden sprach, der „am Rande der Implosion“ stehe. Dazu muss man wissen, dass sich die Reformdebatte mit den Maltesern darum dreht, welche Rolle die maltesischen Professritter künftig in der Ordensleitung spielen sollen. Professritter sind diejenigen, die die drei religiösen Gelübde der Armut, der Keuschheit und des Gehorsams ablegen.
Der argentinische Pontifex und sein Sonderbeauftragter, Kardinal Silvano Tomasi, wollten diesen Ordensrittern von Anfang an eine führende Rolle zuweisen. Das erklärte Ziel dieser Maßnahme war es, den spirituellen Aspekt des Ordens zu stärken. Auch auf die Gefahr hin, dass er dadurch einen Teil seiner Souveränität verliert, denn als Ordensleute müssen sich die Professritter vor ihren Vorgesetzten im Vatikan verantworten. Das ist für Marwan Sehnaoui, der dem Vertreter des mächtigen deutschen Zweiges des Ordens, Großkanzler Albrecht von Boeselager, nahesteht, undenkbar. Denn im Falle der Verkündung der Reform würde ein großer Teil seiner Macht verloren gehen.
Das Dekret vom 3. September ist dennoch unzweideutig: „Der Souveräne Militärische Hospitalorden vom Heiligen Johannes zu Jerusalem, von Rhodos und von Malta ist ein religiöser Orden, der in seinen verschiedenen Gliederungen dem Heiligen Stuhl untersteht“, erklärt Papst Franziskus in einem ex abrupto. Damit ist das Ende völlig souveräner Ambitionen eingeläutet. „Viele Maßnahmen wurden ergriffen, aber ebenso viele Hindernisse und Schwierigkeiten sind auf dem Weg aufgetreten“, betont Franziskus, für den „der Moment gekommen ist, den eingeleiteten Erneuerungsprozess in Treue zum ursprünglichen Charisma zu vollenden. […] Um die Einheit und das größte Wohl des Souveränen Militärischen Hospitalordens vom Hl. Johannes zu Jerusalem, von Rhodos und von Malta zu schützen“, hat der Pontifex beschlossen, die neue Ordensverfassung mit sofortigem Inkrafttreten zu verkünden und gleichzeitig die Auflösung des derzeitigen Souveränen Rates und die Bildung eines provisorischen Souveränen Rates zu verfügen, der von den Gegnern der Reform entlastet wird; so wird Albrecht von Boeselager aus seinem Amt als Großkanzler entfernt. Diese Absetzung wird von vielen Rittern als überstürzte Reform und als Angriff auf die Souveränität des Ordens kritisiert.
Roma locuta est, causa finita est [Rom hat entschieden, die Sache ist erledigt], lautet ein Sprichwort. Ob es sich bewahrheitet, werden wir sehen. Ein möglicherweise letztes Kapitel der maltesischen Probleme wird am 25. Januar 2023 stattfinden. An dem Tag hat Papst Franziskus ein außerordentliches Generalkapitel einberufen, das von Kardinal Silvano Tomasi und den für die Sache der Reform gewonnenen Rittern vorbereitet werden soll. Ein wichtiges Treffen, das für das Überleben des ältesten Hospitalritterordens der Welt, der in über 120 Ländern der Welt tätig ist, entscheidend sein dürfte.
(Quelle: Salle de presse du Saint-Siège/The Pillar – FSSPX.Actualités)
Foto: Willtron, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons