Der Synodale Weg Deutschlands als Druckmittel für die Kirche?
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Thomas Sternberg
Dazu äußerte sich nun Thomas Sternberg, der ehemalige Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), der maßgeblich den Synodalen Weg ins Leben gerufen hat. Er gab am 2. Dezember dem Kölner Diözesanradio ein Interview über den Synodalen Prozess.
Das Interessante an dem Interview ist, warum und vor allem wie die Macher des deutschen synodalen Prozesses vorgegangen sind und welche Ziele sie damit verfolgen. Sternberg liefert erhellende Einblicke, die diejenigen allerdings nicht überraschen wird, die das Auf und Ab des Projekts aufmerksam verfolgt haben.
Thomas Sternbergs Vita im religiös-politischen Bereich ist beachtlich. Seit 1974 ist er Mitglied der Christlich Demokratischen Union Deutschlands (CDU) und ist seit vielen Jahren auf lokaler Ebene politisch aktiv. Von 2005 bis 2017 war er Mitglied des Landtags von Nordrhein-Westfalen. Von 2015 bis 2021 war er Präsident des ZdK. Er war auch Leiter einer katholischen Akademie im Bistum Münster.
An dieser Stelle ist zu betonen, dass alle Präsidenten des ZdK seit den späten 1960er Jahren und seiner Statusänderung nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil aus dem politischen Umfeld stammen. Das heißt in der Praxis, dass sie wie Politiker denken und handeln, selbst wenn es um die Kirche geht.
Im Interview mit dem Diözesanradio erklärt Sternberg, wie der Synodalweg konzipiert wurde und aus welchen Gründen. Dabei erläutert er zunächst, dass es sich als richtig erwiesen habe, „keine synodale Form zu verwenden, die kirchenrechtlich sanktioniert worden wäre und die die Möglichkeit geboten hätte, so etwas zu verbieten.“ Diese Form hätte ein partikulares oder nationales Konzil sein können.
Genau, wie der Päpstliche Rat für die Interpretation von Gesetzestexten nach der Lektüre der Statutenentwürfe im übrigen anprangerte: „Aus den Artikeln des Statutenentwurfs geht klar hervor, dass die Bischofskonferenz beabsichtigt, ein besonderes Konzil gemäß den Kanones 439-446 einzuberufen, ohne jedoch diesen Begriff zu verwenden“. Sternberg rechtfertigt diesen Vorwurf in vollem Umfang.
Dann erklärt der ehemalige Präsident des ZdK, dass der Synodale Weg aus kirchenrechtlicher Sicht „ein unverbindlicher Diskussionsprozess“ sei, nur so könne man tatsächlich „frei operieren, dann fallen auch die vorgefertigten kritischen Einwände, die in Rom vorgebracht wurden, ins Wasser“.
Er lässt dabei anscheinend wissentlich beiseite, dass das ZdK ursprünglich einen verbindlichen Prozess anstrebte, was aus dem Satzungsentwurf hervorgeht. Doch die Bischöfe machten ihm seinerzeit klar, dass dies eine unüberwindbare Grenze sei, die alles zu blockieren drohe. Die Deutsche Bischofskonferenz und das ZdK änderten ihre Meinung und entschieden sich für einen unverbindlichen Prozess. Die Bischöfe verpflichteten sich allerdings persönlich dazu, die Beschlüsse umzusetzen.
Sternberg beschreibt weiter die verfolgte Taktik. Er gibt zu, „dass wir in Deutschland nicht über die Frage der Frauenordination oder die Aufhebung des Zölibats entscheiden können“. Aber er fügt gleichzeitig hinzu, dass er „immerhin Politiker genug ist, um zu wissen, dass es Prozesse und Entwicklungen geben muss, damit Themen diskutiert werden können.“ Das Ziel sei es, „zu reden und Forderungen zu stellen“, erklärte er und schließt: „Nur durch Druck kann man eine wirkliche Veränderung erreichen.“ Hiermit gibt Sternberg völlig ungeniert zu, dass der Prozess des Synodenweges darauf abzielt, Druck auf die Kirche und Rom auszuüben.
Laut Thomas Sternberg „funktioniert“ der deutsche Synodale Weg mit „viel mehr Erfolg, als ich selbst erwartet habe“. So freut er sich über die verabschiedeten Texte, den Basistext über Frauen, Homosexualität in der Kirche und Klerikalismus ganz besonders: „Im Grunde sind diese Fragen erst durch diesen Synodalen Weg so richtig aufgebrochen und werden nun auch außerhalb Deutschlands diskutiert.“
So wird in einem bereits verabschiedeten Text gefordert, die Unmöglichkeit der Frauenordination erneut zu prüfen, obwohl Johannes Paul II. 1994 „definitiv“ erklärt hatte, dass die Kirche „keine Autorität hat, Frauen zu ordinieren“. Auch Papst Franziskus schloss sich dieser Ansicht immerhin vor kurzem an.
Darüber hinaus müsse die katholische Lehre hinsichtlich der Ablehnung von Homosexualität, die auf der Heiligen Schrift und dem Naturrecht beruht, geändert werden, so ein weiteres Dokument des Synodenwegs, das von der Mehrheit der Bischöfe angenommen wurde. Schließlich räumt Sternberg ein, dass „wenn man sich auf einen synodalen Prozess einlässt, man auch damit rechnen muss, dass man nicht gewinnt“. Das bezieht sich auf einen Text, der bei der Synodenversammlung im September nicht angenommen wurde. Im übrigen der einzige bislang.
Schlussfolgerung
Einer der Hauptprotagonisten der Konzeption und Initiator des Synodenwegs gibt ganz gelassen zu, dass diese Synode letztlich eine Angelegenheit ist, die auf politische Weise funktioniert. Es geht darum, mit allen Mitteln voranzukommen, um Rom und die Kirche immer stärker unter Druck zu setzen. Damit muss versucht werden, strukturelle Veränderungen zu erreichen, die die Kirche nur entstellen und verfälschen.
Derartige Geständnisse bestätigen, was bereits bekannt war, dennoch wird die tiefe Absicht der Initiatoren des Projekts unangenehm deutlich. Dieses ganze Unternehmen des Synodalen Wegs, hat nichts Katholisches an sich, es sollte ein für alle Mal gestoppt werden. Es ist eine Frage des Seelenheils, sich dieser Verfallserscheinung innerlich wie äußerlich zu entziehen.
(Quellen: CNA Deutsch/InfoCatolica – FSSPX.Actualités, Ex-ZdK-Präsident bleibt bei Synodalem Weg optimistisch - DOMRADIO.DE)
Illustration: Steffen Prößdorf, CC BY-SA 3.0 DE, via Wikimedia Commons