Der Vatikan schafft Geburtenanreize für seine Angestellten – Erfolg ungewiss

Der Palast des Governatorats der Vatikanstadt
Papst Franziskus hat beschlossen, den Angestellten des Vatikans einen finanziellen Anreiz zu bieten, um mehr als zwei Kinder zu bekommen. Eine Maßnahme, die in anderen Teilen Europas nicht immer die erhofften Früchte getragen hat. Die Geburtenkrise ist trotz der nicht unerheblichen finanziellen Verlockungen existent.
„Die Europäer begehen Selbstmord durch Geburtenmangel“, schrieb Raymond Aron in seinen Memoiren. In einer am 15. Januar 2025 auf ihrer Website veröffentlichten Mitteilung kündigte die Regierung des Staates Vatikanstadt an, dass die Familien von Angestellten des kleinsten Staates der Welt mit mindestens drei Kindern künftig einen Bonus von 300€ pro Monat erhalten würden.
Diese finanzielle Unterstützung wird bis zum Erreichen der Volljährigkeit der Kinder gewährt. Diese liegt nach Kirchenrecht bei 18 Jahren. Die finanziellen Zuwendungen können auch bis zum Ende der Schulzeit ausgezahlt werden. Voraussetzung ist, dass die Erziehungsberechtigten eine Bescheinigung über die Einschreibung des Kindes an einer Universität oder bezüglich einer gleichwertigen Zusatzausbildung vorlegen, die nach Abschluss der Sekundarstufe begonnen hat.
In allen Fällen stellt der Vatikan klar, dass die Zahlung der Prämie ab dem Zeitpunkt eingestellt wird, an dem die unterhaltsberechtigten Kinder 24 Jahre alt werden. Darüber hinaus hat Papst Franziskus beschlossen, dass der Vaterschaftsurlaub, für den bisher drei bezahlte Urlaubstage gewährt wurden, auf fünf Tage verlängert wird, wenn ein Kind geboren wird.
Laut der römischen Pressemitteilung zum Thema sind diese Änderungen auf eine „persönliche Initiative des Heiligen Vaters“ zurückzuführen und wurden dem Präsidenten des Governatorats [Governatorato dello Stato della Città del Vaticano ist die Staatsverwaltung der Vatikanstadt], Kardinal Fernando Vergez Alzaga, am 19. Dezember in einer Privataudienz mitgeteilt. Der argentinische Pontifex hatte klargestellt, dass er die sofortige Einführung der Prämie für alle betroffenen Angestellten wünsche.
Die von Papst Franziskus konzipierte und umgesetzte Prämie findet in Frankreich besondere Resonanz, da ein Bericht des französischen Statistikamtes INSEE die Öffentlichkeit vor einem besorgniserregenden Geburtenrückgang gewarnt hat. In Italien und Deutschland ist die Lage nicht besser.
In Italien sind die Geburten beispielsweise zwischen 2008 und 2022 um 68 Prozent zurückgegangen. Im Jahr 2022 gab es im Land 719.000 Todesfälle bei 393.000 Geburten, was 1,81 Todesfälle auf eine Geburt bedeutet. Wenn sich der Geburtenrückgang in Italien fortsetzt, kommen bald zwei Todesfälle auf eine Geburt in Italien, einem Land, das innerhalb von zehn Jahren 1,5 Millionen Einwohner verloren hat.
Das Deutsche Statistische Bundesamt (destatis) meldet: „In Deutschland lag die Geburtenrate 2023 bei 1,35 Kindern pro Frau und damit um sieben Prozent niedriger als im Vorjahr (1,46 Kinder pro Frau). Bereits 2022 war die Geburtenziffer im Vorjahresvergleich um acht Prozent gesunken. Damit verstärkte sich der bereits seit 2017 zu beobachtende und nur im Jahr 2021 im Kontext der Corona-Pandemie unterbrochene Rückgang der Kinderzahl je Frau in den vergangenen beiden Jahren deutlich.“
Es ist verständlich, dass Papst Franziskus die vielen jungen Menschen, die er auf seiner Asienreise im vergangenen September getroffen hat, bejubelte und besonders Osttimor lobte, einen in jeder Hinsicht jungen Staat, in dem die unter 18jährigen fast die Hälfte der Bevölkerung ausmachen.
Auch bei seinem jüngsten Ausflug nach Korsika war er begeistert: „Ich möchte eine Sache betonen: Haben Sie die Anzahl der Kinder gesehen? Denken Sie an andere Reisen, wo Sie sie nicht gesehen haben“, sagte Papst Franziskus, obwohl Korsika – im Gegensatz zu Osttimor – dennoch die Region mit der niedrigsten Geburtenrate in Frankreich ist.
Wird die vom Pontifex verordnete finanzielle Maßnahme die Angestellten des Vatikans davon überzeugen, mehr Kinder zu bekommen? Wenn man sich das Beispiel Ungarns ansieht, das trotz eines echten Willens in diesem Bereich Mühe hat, seine Fruchtbarkeitsrate auf über 1,5 Prozent anzuheben, ist das nicht sicher.
Eine von der Financial Times am 10. Januar 2025 veröffentlichte Studie bringt den Geburtenrückgang mit dem Scheitern des traditionellen Familienmodells in Verbindung, das – was die britische Tageszeitung verschweigt – die Kosten der progressiven Politik der letzten Jahrzehnte und die Auswirkungen der digitalen Revolution zu tragen hat, die dazu neigt, die elementaren Begriffe der ehelichen Nächstenliebe, des Engagements und der Hingabe an sich selbst zu untergraben.
Man kann sich durchaus fragen, ob die im letzten Jahr durchgeführte Kürzung der Gehaltsbeträge für Kardinäle und Oberste der römischen Kurie ausreichen wird, um die Geburtenprämie zu finanzieren, denn das jährliche Finanzdefizit des Vatikans beträgt immerhin durchschnittlich satte 50 Millionen Euro.
(Quellen: Financial Times/Servizio Informazione Religiosa – FSSPX.Actualités)
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