Eisverkauf gegen leere Kassen

Quelle: FSSPX Aktuell

Aber nicht irgendwo, sondern in Santa Maria Maggiore. Die Hitzewelle in Rom hat die ehrwürdigen Kanoniker auf die seltsamsten Ideen gebracht. Seit mehreren Wochen gibt es im Innenhof des Marienheiligtums eine Eisdiele mit Sonnenschirmen und halbgefrorenen Köstlichkeiten.

Die Verantwortlichen der Basilika beschlossen, die Einrichtung einer Eisdiele im Innenhof des heiligen Gebäudes zu erlauben. Diese Idee wurde kam zustande, um die durch die Covid-19-Epidemie und die Abwanderung der Gläubigen angeschlagenen Kassen wieder aufzufüllen. Rolandas Makrickas, der Ende 2021 von Papst Franziskus zum außerordentlichen Kommissar, donec aliter provideatur, ernannt wurde, um sich um die wirtschaftliche Verwaltung der Güter des Kapitels der Papstbasilika zu kümmern, erklärte dazu: „Wir mußten auf die besondere Komplexität der wirtschaftlichen und finanziellen Verwaltung des Kapitels reagieren, die durch die Ausbreitung der Pandemie noch verschärft wurde.“ 

Die Gelateria wurde prompt an das multinationale Schweizer Unternehmen Antica Gelateria del Corso vergeben, ohne eine Ausschreibung durchzuführen. Doch die ist in dem vom Pontifex unterzeichneten Motu Proprio aus dem Jahr 2020 vorgesehen, um Transparenz, Kontrolle und Wettbewerb bei der Vergabe öffentlicher Aufträge des Heiligen Stuhls und des Staates Vatikanstadt zu gewährleisten. Egal, die Eröffnung Eisdiele fand statt, als Papst Franziskus nach einer seiner Reisen die Basilika besuchte, um wie üblich vor der Salus populi romani, einem von den Römern hoch verehrten Marienbildnis, zu beten. Für die Antica Gelateria del Corso war dies die Gelegenheit zu einer kostengünstige PR-Maßnahme: Man spendierte dem Papst inmitten der zu diesem Anlaß aufgebotenen Fotografen ein Eis. Und zwar nicht irgendein Eis, sondern eine originelle Kreation namens Nevicata. So erinnerte man mit einer schmelzenden und süßen Eisportion an das Schneewunder, das am 5. August 358 stattfand. Damals wurde so der göttliche Wille bekundet, dass an diesem Ort ein Tempel zu Ehren der Jungfrau Maria errichtet werden sollte. In der Packungsbeilage des päpstlichen Desserts heißt es: „Glaube, Kunst, Geschichte und Tradition verschmelzen in einem frischen Zitronengeschmack, der durch eine Orangen - und Ingwersauce hervorgehoben und mit Baisers in Form von Schneeflocken bestreut wird“. 

So ist das Leben der Kirche: vielgestaltig, gelegentlich undurchschaubar. Denn noch im letzten Winter wurde die traditionelle Messe auf Anordnung des Kardinalvikars von Rom aus Santa Maria Maggiore verbannt, was den Erzbischof Makrickas jetzt im Sommer nicht daran hinderte, die Liberianische Basilika zum Eingangsbereich einer Gelateria zu machen.