In England und Wales erstarkt der Katholizismus

Quelle: FSSPX Aktuell

Auch wenn der Katholizismus in England und Wales noch immer in der Minderheit ist, bestätigt die Praxis des Sonntagsgottesdienstes im Laufe der Jahre einen Aufwärtstrend, während der Anglikanismus eine schwere Krise durchläuft, die seine Existenz bedroht. 

Ein Hauch von Optimismus stärkt die Bischofskonferenz von England und Wales (CBCEW): Die neuesten Zahlen zur Sonntagsgottesdienstteilnahme zeigen, dass im Jahr 2023 jeden Sonntag 554.000 Gläubige in den Kirchen saßen. Das sind 50.000 mehr als im Vorjahr. Darüber hinaus haben einige Gemeinden ihre Zählungsergebnisse noch nicht mitgeteilt.

Der Trend zu einer Wiederbelebung des Katholizismus in diesem Teil des Vereinigten Königreichs ist seit einigen Jahren zu beobachten und lässt auf ein religiöses Wiedererwachen hoffen, auch wenn wir noch weit von den Statistiken vor der Covid-19-Pandemie entfernt sind. Zu der Zeit vor der Pandemie versammelten sich 700.000 Gläubige zur Sonntagsmesse, aber die drastischen Eindämmungsmaßnahmen, die vom Klerus eifrig mit getragen und exekutiert wurden, ließen die Kirchen leer werden.

Stephen Bullivant ist Professor für Theologie und Religionssoziologie an der University of Saint Mary in Twickenham; seiner Meinung nach sollte man einen „vorsichtigen Optimismus“ an den Tag legen, da ein Drittel der Gläubigen, die vor der Pandemie praktizierten, danach nie wieder in die Kirche gegangen sind. Der Forscher merkt jedoch an, dass der Anstieg der praktizierenden Gläubigen mit dem Zustrom neuer Mitglieder in die katholische Kirche zusammenhängt.

Diese neuen Mitglieder sind möglicherweise zunehmend enttäuscht von der anglikanischen Religion – eine Entwicklung, die sich durch den sensationellen Rücktritt von Justin Welby, dem Oberhaupt der Anglikaner in Großbritannien, Anfang 2025 bereits andeutete. Er, der den Titel des Erzbischofs von Canterbury trug, dessen Weihe jedoch von der katholischen Kirche als ungültig angesehen wurde, wie die aller Mitglieder des anglikanischen Klerus, hat den Verwerfungen nicht standgehalten, die den englischen Protestantismus irritieren. Dieser wird mindestens ebenso sehr von einer progressiven Positionierung untergraben, wie durch einige von der britischen Presse „skandalisierte“ Vorfälle.

Wie die französische Zeitung Le Figaro berichtet, nahmen beim Übergang ins Jahr 2000 noch 1,27 Millionen Anglikaner am wöchentlichen Gottesdienst teil, vierundzwanzig Jahre später waren es nur noch 693.000.

Man kann also sagen, dass immer mehr englische Protestanten, die die offiziellen Stellungnahmen ihres Klerus zugunsten der „homosexuellen Ehe“ von Geistlichen satt haben, der römisch-katholischen Kirche mit hoffnungsfrohem Blick begegnen. Seit mehreren Jahrzehnten – und insbesondere in den letzten Jahren – nehmen die Konversionen zu, sogar im Buckingham Palace!

Könnte der Katholizismus eines Tages den Anglikanismus übertreffen? Es ist denkbar: Bereits im Jahr 2009 überstieg die Zahl der praktizierenden Katholiken, die damals 861.000 betrug, kurzzeitig die der Anglikaner, die damals 852.000 waren.

Allerdings müssen die Gläubigen guten Willens, die sich der katholischen Einheit anschließen wollen, eine theologische und spirituelle Nahrung erhalten, die gehaltvoller und inspirierender ist als der aktuelle synodale Progressivismus. 

Man denke hierbei nur an die große Enttäuschung von Julien Green, als er 1969 im Fernsehen den reformierten Ritus der Messe von Papst Paul VI. entdeckte und darin genau diejenigen Gemeinsamkeiten mit ausgerechnet dem Gottesdienst fand, den er einige Jahre zuvor aufgegeben hatte.