Erzbischof Gänswein zum Nuntius für die baltischen Staaten ernannt

Die Nachrichtenseite des Heiligen Stuhls, Vatican News, berichtete über die Ankündigung des Presseamts des Heiligen Stuhls vom 20. Juni 2024, dass „der Heilige Vater Seine Exzellenz Monsignore Georg Gänswein, Titularerzbischof von Urbisaglia und emeritierter Präfekt des Päpstlichen Hauses, zum Apostolischen Nuntius in Litauen, Estland und Lettland ernannt hat.“
Wie die Catholic News Agency (CNA) feststellte, „kommt diese Ernennung nach Monaten der Spekulationen und Gerüchte in Rom und in der deutschen Kirche über die Zukunft von Erzbischof Gänswein nach dem Tod von Benedikt XVI.“ Nachdem er über ein Jahr in seiner Heimatdiözese Freiburg im Breisgau verbracht hatte, wo er keine Funktion innehatte, erhält der ehemalige Sekretär des verstorbenen früheren Papstes nun seinen ersten diplomatischen Auftrag.
Es muss dabei festgehalten werden, dass Bischof Gänswein ein angespanntes Verhältnis zu Franziskus hatte. Wie cath.ch feststellt, hatte er [Gänswein] „zu den Übergangsfiguren zwischen den Pontifikaten von Benedikt XVI. und Franziskus gehört und nach 2013 weiterhin das Amt des Präfekten des Päpstlichen Hauses bekleidet.“ Mehrere Vorfälle belasteten jedoch seine Beziehungen zum neuen Papst.
Da war zunächst die Veröffentlichung eines gemeinsam vom emeritierten Papst Benedikt XVI. und Kardinal Robert Sarah verfassten Buches über den priesterlichen Zölibat im Januar 2020. Für Papst Franziskus ergab sich scheinbar eine Möglichkeit, Druck auf Gänswein auszuüben, indem er die Verantwortung für die Publikation auf den Sekretär des verstorbenen Papstes schob. Diesem wurde wenig später, obwohl er seine Unschuld beteuerte, die Ausübung seines Amtes als Präfekt entzogen.
Einige Tage nach dem Tod von Benedikt XVI. veröffentlichte Bischof Gänswein seine Memoiren, in denen er behauptete, dass es zwischen dem argentinischen Pontifex und seinem Vorgänger Unstimmigkeiten gab. Insbesondere versicherte er, dass Benedikt XVI. das Motu proprio Traditionis custodes von 2021 „als Fehler betrachtet hätte“, so cath.ch. Kurz darauf wurde er nach Deutschland zurückgeschickt.
Der Papst hatte sich unlängst über den deutschen Prälaten beschwert. In seinem im April dieses Jahres erschienenen Interviewbuch „El sucesor“ mit Rixio Gerardo Portillo Ríos erklärte er: „Ich sage Ihnen mit Bedauern, dass sein Sekretär mir manchmal die Arbeit erschwert hat“ – so wiedergegeben von cahth.ch. Das Buch hat vor allem die Beziehung von Franziskus zum deutschen Papst zum Inhalt.
Eine baltische Nuntiatur
Die baltischen Staaten sind in religiöser Hinsicht recht kontrastreich. Litauen ist zu 88 Prozent katholisch, bei einer Bevölkerung von 2,7 Millionen Menschen. Die sonntägliche Praxis ist jedoch mit nur zehn Prozent gering zu bewerten.
Die Katholiken in Lettland, mit einer Bevölkerung von 1,9 Millionen, machen 22,7 Prozent aus, es praktizieren sonntags ungefähr sieben Prozent.
Estland ist offenbar eines der am wenigsten religiösen Länder der Welt, wenn es um die erklärte Religionszugehörigkeit geht: 58,4 Prozent der 1,36 Millionen Esten geben an, keiner Religion anzugehören. Es gibt wohl nur eine Handvoll Katholiken, sie machen weniger als 0,005 Prozent – also weniger als 6.000 Gläubige – aus. In dem Land gibt es nicht zuletzt deswegen keinen Bischof, sondern einen Apostolischen Administrator.
Vatican News berichtet, dass „der Nuntius in den drei Ländern bis letztes Jahr Monsignore Petar Rajic war, ein Kanadier bosnischer und kroatischer Abstammung, der am 11. März 2024 zum Botschafter des Heiligen Stuhls für Italien und San Marino ernannt wurde.“
(Quellen: Vatican News/CNA/cath.ch/Wikipédia – FSSPX.Actualités)
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