Fastenzeit unter Hochspannung im Süd-Sudan

Monsignore Seamus Patrick Horgan, Apostolischer Nuntius im Südsudan
Der Süd-Sudan bleibt in einer Spirale aus Gewalt, politischer Instabilität und humanitär Notlage gefangen. Ursache dafür sind Kämpfe, in denen sich ethnische und religiöse Konflikte vermischen. Die Bischöfe befürchten, dass sich dieser junge Staat, der zu 60 Prozent christlich ist und 2011 durch die Abspaltung vom muslimischen Nachbarn seine Unabhängigkeit erlangte, in der Fastenzeit 2025 noch weiter ins Chaos stürzen wird.
„Ein neuer blutiger Zeitabschnitt“ – So lautet die düstere Prophezeiung für die Fastenzeit 2025, die der Apostolische Nuntius des Süd-Sudans, Monsignore Patrick Horgan, am 9. März in der Kathedrale von Juba der religiösen Nachrichtenagentur Crux gegenüber vorausgesagt hat. Trotz der Hoffnungen, die durch die Friedensabkommen von 2018 und den Besuch von Papst Franziskus im Februar 2023 geweckt wurden, schwankt das Land zwischen einem zerbrechlichen Frieden und einer Wiederaufnahme der Feindseligkeiten.
Konflikte zwischen rivalisierenden Fraktionen, Wetterkatastrophen und der Zustrom von Flüchtlingen, die vor dem Krieg im benachbarten Sudan fliehen, verschlimmern eine bereits kritische Situation. Inmitten dieser Turbulenzen spielt die katholische Kirche, die etwa ein Drittel der 12 Millionen Einwohner repräsentiert, weiterhin eine zentrale Rolle, sowohl als spiritueller Zufluchtsort als auch als humanitärer Akteur.
Seit dem Ende des offiziellen Bürgerkriegs im Jahr 2018 hat der Süd-Sudan nie wirklich Stabilität erlebt. Das zwischen Präsident Salva Kiir und seinem Rivalen Riek Machar unterzeichnete Friedensabkommen ermöglichte einen prekären Waffenstillstand, aber die ethnischen und politischen Spannungen bestehen weiterhin.
Im Jahr 2024 kam es in mehreren Regionen, insbesondere um Bentiu herum, erneut zu Gewaltausbrüchen zwischen den süd-sudanesischen Volksverteidigungskräften und den mit Machar verbundenen Milizen.
Monsignore Christian Carlassare, Bischof der Diözese, beschreibt die Situation: „Die Menschen sind am Ende, haben nicht genug zu essen, keinen Zugang zu medizinischer Versorgung und finden dennoch die Kraft, Weihnachten mit Freude zu feiern. Es ist eine Widerstandsfähigkeit, die kaum zu verstehen ist“, erklärte der Prälat anlässlich der Weihnachtsfeiertage im vergangenen Jahr.
Die Situation im Süd-Sudan hängt mit dem Bürgerkrieg zusammen, der seit April 2013 im benachbarten Sudan wütet. Die Kämpfe zwischen den sudanesischen Streitkräften und den Rapid Support Forces von General Mohammed Doglo haben mehr als elf Millionen Menschen zur Flucht gezwungen, von denen seit Ende 2024 fast 140.000 im Süd-Sudan Zuflucht gefunden haben.
„Berichten zufolge geraten Zivilisten ins Kreuzfeuer und sind gezielten Morden ausgesetzt“, erklärt Pater John Gbemboyo, Kommunikationsdirektor der Bischofskonferenz des Südsudan, gegenüber Crux.
Um das Ganze abzurunden, betont Monsignore Carlassare in einem von Crux übertragenen Interview mit Radio Vatikan, dass das Land einem Wechsel von ungewöhnlichem Regen und Dürre ausgesetzt ist, der die Ernten und das Vieh dezimiert und das Risiko einer Verschärfung der Hungersnot birgt, einer Plage, die den Bewohnern dieses Teils Afrikas nur allzu vertraut ist.
„Wir müssen damit beginnen, uns von der Gewalt zu bekehren, die uns zerstören kann. Christen sollten nicht in diese Art von Kampf verwickelt werden“, beklagt der apostolische Nuntius und erinnert schließlich daran, dass „die Fastenzeit ein Aufruf zur Bekehrung ist, der in diesem Jahr noch mehr an Bedeutung gewinnt.“
Zur Erinnerung: Seit 2013 hat sich die katholische Kirche als wichtiger Akteur in den Friedensbemühungen etabliert. Im Jahr 2019 fand im Vatikan ein historisches Treffen zwischen Salva Kiir und Riek Machar unter der Schirmherrschaft von Papst Franziskus statt, der damals die Füße der beiden verfeindeten Brüder küsste – eine Geste, die eine Zeit relativen Friedens im Süd-Sudan einleitete.
(Quellen: Crux/Le Monde – FSSPX.Actualités)
Illustration: Facebook / Publication de Voice of St. Paul's National Major Seminary - VSP