Folgt Australien dem deutschen „Synodalen Weg“?

Quelle: FSSPX Aktuell

Die Kathedrale der Unbefleckten Empfängnis in Perth

Vielleicht haben sich die Australier vom deutschen Synodalen Weg und seinen fatalen Ausprägungen gewissermaßen „anstecken“ lassen, denn obwohl der australische Kontinent rein geografisch am anderen Ende der Welt liegt, ist die Nähe sehr real, wenn man sich die Parallelen des synodalen Prozesses vor Augen führt.

Bereits die erste Synodenübersicht, die im August 2022 von der Australischen Katholischen Bischofskonferenz (ACBC) veröffentlicht wurde, zeigte eine starke Vorliebe für den Begriff der „Inklusivität“, der den deutschen Prälaten am Herzen liegt und der darauf hinausläuft, die Grundlagen der natürlichen Moral zu erschüttern. Auch in Bezug auf die Leitung der Kirche forderte das Dokument der australischen Bischöfe eine stärkere Einbeziehung von Laien und Frauen. 

Shane Mackinlay, Bischof von Sandhurst (Bundesstaat Victoria), scheint sich vom deutschen Beispiel inspirieren zu lassen, indem er einen neuen Pastoralrat einrichtet, der neben dem Prälaten aus vier Klerikern und elf Laien besteht und „an der Spitze der Orientierung und Entscheidungsfindung innerhalb der Diözese“ stehen soll. Dies ist eine Ansicht, von der der Erzbischof von Perth (Westaustralien) nicht sehr weit entfernt ist. Erzbischof Timothy Costelloe – übrigens ein entschiedener Gegner der traditionellen Messe – wurde am 15. März 2023 zum Mitglied der Vorbereitungskommission für die XVI. Ordentliche Generalversammlung der Bischofssynode ernannt, die im Oktober dieses Jahres stattfinden soll. 

Bereits bei seiner Ernennung machte der Prälat deutlich, was er vom synodalen Prozess erwartet: „Wir hören den Menschen nicht zu, um herauszufinden, ob sie ein klares Verständnis davon haben, was richtig ist, wir hören ihnen vielmehr zu, um zu sehen, wo sie in ihrem Leben stehen, das ist das Wichtigste.“ Das hat man schon einmal auf Deutsch gehört.  

Der Erzbischof wurde zu einer Leitfigur des synodalen Reformprozesses der Kirche in Australien und weltweit. Er gehörte der sogenannten „Frascati“-Gruppe an, die die weltweiten Synodendialoge zusammenfasste, bevor er in die Vorbereitungskommission für die letzte römische Phase der Synode berufen wurde. 

In dem progressiven Podcast Church's Radical Reform ging Costelloe auch auf die Kritik des verstorbenen Kardinals Pell an der Synode ein, der sie in einem posthum veröffentlichten Artikel in The Spectator als „toxischen Albtraum“ bezeichnet hatte: „Ich glaube nicht, dass es ein Albtraum ist, ganz im Gegenteil, es ist eine großartige Gelegenheit für die Kirche, voller Versprechungen für uns alle.“ 

Wäre er noch auf dieser Welt, hätte der mutige australische Kardinal seinem Mitbruder im Bischofsamt zweifellos vorgeschlagen, sich die Statistiken der Kirche in Deutschland auf dem „Synodalen Weg“ genauer anzusehen, bevor er seine Gläubigen dazu bringt, die synodale Schaumschlägerei ernst zu nehmen. 

Der Erzbischof von Perth hat dies vielleicht vorausahnend verstanden, als er sich am 16. März mit dem Papst und der Kurie traf: „Die umstrittenen Fragen können nicht alle während der Synode gelöst werden, man wird die Weisheit haben müssen zu sagen: „Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt, um dieses Problem anzugehen, sollen wir uns darüber zerreißen oder lieber die Zeit arbeiten lassen““, sagte der Prälat dem Catholic News Service. 

Costelloe stellte eine „gewisse Müdigkeit im synodalen Konsultationsprozess“ und ein „Gefühl der Unzufriedenheit“ auf Seiten der Vorbereitungskommission für die Bischofssynode fest. 

Diese Eingeständnisse zeigen den Widerstand eines Teils der Kirche gegen den deutschen Synodalweg und seinen progressiven Reformismus, aber die Befürworter der Synodalität haben nicht vor, die Flinte ins Korn zu werfen: Das Spiel hat gerade erst begonnen...