Frankreich: Eine neue Kommission untersucht die Foyers de charité

Quelle: FSSPX Aktuell

Die Foyers de Charité

Am 14. Januar 2025 kündigten die Foyers de charité die Einrichtung einer unabhängigen multidisziplinären Untersuchungskommission an, die ihre Geschichte aufarbeiten soll. Diese Gemeinschaften wurden in letzter Zeit von Enthüllungen über die Gründerpersönlichkeiten, die angebliche stigmatisierte Mystikerin Marthe Robin und den Priester Georges Finet, geprägt.

Die Foyers de Charité ist eine als private Vereinigung von Gläubigen päpstlichen Rechts eine kirchlich anerkannte geistliche Gemeinschaft. 

Mit Foyer bezeichnet man in der französischen Sprache ein Haus oder Zuhause, denn ursprünglich war mit Foyer der Herd gemeint, um den sich die Familie versammelt.

Die Mitglieder - Männer und Frauen - leben “nach dem Beispiel der ersten Christen in Gemeinschaft und teilen ihre Güter”. So die Internetseite der Gemeinschaft.

Die Foyers de Charité heißen mit vollem Namen Foyer de Lumière, de Charité et d’Amour („Heim des Lichts, der Barmherzigkeit und der Liebe“).“ 

2020 erschien das Buch des belgischen Karmeliten Conrad De Meester (1936-2019), der 1988 gebeten wurde, die Texte von Marthe Robin im Hinblick auf ihren Seligsprechungsprozess zu untersuchen. Die posthum veröffentlichten Notizen des Ordensmannes unterstreichen seine Überzeugung, dass Marthe Robin sich des „mystischen Betrugs“ schuldig gemacht habe. Sie habe über übernatürliche Aspekte wie Stigmata oder Nahrungsentzug gelogen und Autoren plagiiert.

Die Foyers de charité sind Gemeinschaften, die Priester und Laien zusammenbringen. Sie wurden 1936 in Frankreich von Marthe Robin und Pater Georges Finet mitbegründet. Heute haben sie fast 900 Mitglieder in 68 Häusern auf vier Kontinenten. Diese Einrichtungen empfangen jährlich mehr als 50.000 Menschen zu spirituellen Exerzitien.

Eine neu aufgestellte Kommission übernimmt die Untersuchung im Auftrag der Foyers. Die unabhängige Gruppe besteht aus zwei Historikern, einem Juristen, einer Soziologin, einem Theologen und einem Psychoanalytiker, berichtet La Croix. Die Arbeiten sollen mit einem Bericht im Oktober 2026 abgeschlossen werden.

„Es geht nicht darum, die Untersuchung über Marthe Robin zu wiederholen – das Material ist bereits umfangreich, eine Untersuchung mit einem Dossier von 14. 000 Seiten zur Heiligsprechung ist im Gange, (...) – sondern sie in ein größeres Panorama einzubetten, eine institutionelle Geschichte der Foyers, von ihrer Gründung in den 1930er Jahren bis in die 2000er Jahre“, erklärt Florian Michel, Professor für Zeitgeschichte an der Universität Paris 1 Panthéon-Sorbonne und Mitglied der Kommission.

Die Ermittler werden sich mit den derzeitigen oder ehemaligen Mitgliedern der Foyers treffen und die Aussagen all jener sammeln, die mit ihrer Funktionsweise vertraut sind. Die Hauptforschungsgegenstände werden den systemischen Aspekt des sexuellen Missbrauchs betreffen. „Gibt es eine interne Dynamik dieser Phänomene? Sind sie eine Reihe von Ergebnissen, die sich nachahmend aus einem ursprünglichen Verhaltensschema entwickelt haben, das das von Marthe Robin und Pater Finet gewesen sein soll?“, fragt Florian Michel.

Er hält es für nachweisbar, dass eine Reihe von Missbrauchstätern in Châteauneuf-de-Galaure [wo Marthe Robin lebte] eine Bestätigung gesucht haben.“ Darunter der Dominikaner Thomas Philippe (1905-1993).

„Wir werden natürlich die Ergebnisse der verschiedenen Untersuchungen wieder aufnehmen, die in den letzten Jahren veröffentlicht wurden – die der CIASE [Unabhängige Kommission für sexuellen Missbrauch in der Kirche], die über Jean Vanier, die der Brüder von Saint-Jean, da Marthe Robin in jedem dieser Berichte im Hintergrund erscheint“, erklärt Florian Michel.

Am 31. Januar 2025 hat die Kommission einen Aufruf zur Einreichung von Zeugenaussagen gestartet. Die Studie befasst sich mit Frankreich und dem Ausland, von der Gründung bis heute. Die Forschung wird sich mit den Mechanismen des Auftretens von Missbrauch sowie mit den Personen befassen, die direkt daran beteiligt waren oder diese Tatsachen vertuscht haben.

Mit diesem Ziel ruft die Kommission Personen, die von Formen des Missbrauchs oder der Misshandlung betroffen sind, auf, ihre Aussagen über das, was sie erlebt haben, zu sammeln. Der Aufruf richtet sich auch an Zeugen, die Daten über die Funktionsweise der Foyers de charité, die Arbeitsbedingungen der Angestellten und Freiwilligen, die Beziehungen zwischen den Priestern und den freiwilligen Mitarbeitern oder auch die Behandlung von gemeldeten Missbrauchsfällen liefern könnten.

Papst Franziskus erkannte Marthe Robin am 7. November 2014 den heroischen Tugendgrad zu.