Frankreich: Einstellung der Geburtenförderung und eine überalterte Gesellschaft

Quelle: FSSPX Aktuell

Am 17. Januar 2023 wurde die demografische Bilanz des französischen Nationalen Instituts für Statistik und Wirtschaftsstudien (INSEE) für das Jahr 2022 veröffentlicht. Dabei zeigt diese Bilanz in Frankreich für das Jahr 2022 einen besorgniserregenden Rückgang der Geburtenzahlen.

Am 1. Januar 2023 zählte Frankreich 68 Millionen Einwohner. Die Bevölkerung wuchs im Jahr 2022 um 0,3 Prozent. Doch während im Jahr 2021 ein Anstieg der Geburtenrate zu verzeichnen war, wurde im Jahr 2022 ein Rückgang der Geburtenrate festgestellt. Und laut INSEE trug der Wanderungssaldo zu fast 75 % zum Bevölkerungswachstum bei, das auf 161.000 Personen geschätzt wurde. 

Im Jahr 2022 wurden in Frankreich 723.000 Babys geboren, das sind 19.000 weniger als im Vorjahr. Das Jahr 2021 zeigte eine höhere Anzahl und beendete so den Trend nach sechs vorangegangenen aufeinanderfolgenden Jahren mit sinkenden Geburtenzahlen. Dieser Anstieg setzte sich jedoch nicht fort, und im Gegenteil, die Geburtenrate im Jahr 2022 ist „historisch niedrig“ und „die niedrigste seit 1946“, so die Verfasser des INSEE-Berichts. 

Die Zahl der Kinder pro Frau lag bei 1,80, während sie 2021 noch bei 1,84 lag. Das Durchschnittsalter bei der Mutterschaft steigt stetig an. Frauen bekamen ihr erstes Kind im Jahr 2022 durchschnittlich im Alter von 31 Jahren, während sie es zwanzig Jahre zuvor im Alter von 29 Jahren bekamen. 

Obwohl Frankreich weiterhin die höchste Geburtenrate in Europa hat, liegt diese unter der Reproduktionsrate von etwa 2,1. Diese Rate, die etwa zehn Jahre lang überschritten worden war, begann 2014 durch die Einstellung der Geburtenförderung abrupt zu sinken. 

Parallel zum drastischen Rückgang der Geburtenrate steigt auch die Zahl der Todesfälle. So starben in Frankreich im Jahr 2022 667.000 Menschen, das sind 5.000 Todesfälle mehr als im Vorjahr. 

Laut INSEE hat diese Zahl mehrere Ursachen: Neben den Grippe- und Covid-19-Epidemien hat die Hitzewelle, die Frankreich in diesem Sommer dreimal heimsuchte, stark dazu beigetragen, die Statistik nach oben zu treiben. Zum anderen haben die Generationen der „Babyboomer“ nun ein besonders hohes Alter erreicht, was zu zahlreichen Todesfällen führt. 

In Frankreich sind 21,3 % der Einwohner 65 Jahre oder älter. Dieser Anteil steigt seit über dreißig Jahren an und die Alterung der Bevölkerung beschleunigt sich seit Mitte der 2010er Jahre, als die geburtenstarken Jahrgänge der Babyboomer in dieses Alter kamen. Dies gilt im übrigen für alle Länder der Europäischen Union. Im Jahr 2021 werden die Menschen im Alter von 65 Jahren oder älter 20,8 % der EU-Bevölkerung ausmachen, gegenüber 17,8 % im Jahr 2011. Ihr Anteil liegt in Italien, Finnland, Griechenland, Portugal und Deutschland bei über 22 %. 

Zu einer Zeit, in der die Rentenreform in Frankreich starke soziale Bewegungen auslöst, wiegt die Einstellung der Geburtenpolitik mit der damit einhergehenden Alterung der Bevölkerung und dem Rückgang der Erwerbstätigen im Verhältnis zu den Rentnern in der aktuellen Situation besonders schwer. Ähnlich könnte es in China aussehen, wo die seinerzeit offiziell initiierte demografische „Eiszeit“ – Ein-Kind-Politik – die Wirtschaft für lange Zeit belasten wird.