Gen-Experimente in Großbritannien

Quelle: FSSPX Aktuell

Die seit 2015 im Vereinigten Königreich genehmigte Forschung an der Kerntransfertechnik, die als Mitochondrienspendebehandlung vorgestellt wird, wird vom Newcastle Fertility Center durchgeführt. 

Bereits 2018 genehmigte die britische Behörde für Fortpflanzung und Embryologie (Human Fertilisation and Embryology Authority / HFEA) die ersten Versuche von In-vitro-Fertilisationen mit dieser Technik. Ein Verfahren, das zwar die Krankheit, an der die Mutter leidet, nicht behandelt, aber auch nicht ohne Risiko für das Kind ist. 

Mitochondrien sind mikroorganische Strukturen, die in fast allen menschlichen Zellen vorkommen und den größten Teil der Energie einer Zelle erzeugen. Diese „Kraftwerke“ der Zellen werden bei der Befruchtung überwiegend von der Eizelle eingebracht und sind daher hauptsächlich mütterlichen Ursprungs. Gelegentlich weisen Mitochondrien genetische Anomalien auf, die zu schweren und unheilbaren medizinischen Störungen führen. Um zu verhindern, dass eine Mutter, deren Mitochondrien defekt sind, diese Anomalie an ihr Kind weitergibt, werden die Mitochondrien der Mutter durch Mitochondrien einer Spenderin ersetzt. 

Bisher konnten Frauen mit defekten Mitochondrien dabei auf eine Eizellspende zurückgreifen. Bei der Mitochondrienspende tragen die Embryonen die DNA des biologischen Vaters, die DNA der biologischen Mutter und die mitochondriale DNA der Spenderin. 

Bis heute gibt es allerdings keine Garantie dafür, dass das so gezeugte Kind tatsächlich frei von der Krankheit ist, deren Trägerin seine Mutter ist. Der Professor für Genetik Dagan Wells von der Universität Oxford räumte auf Anfrage des Guardian ein, dass die klinischen Erfahrungen mit der Technik des Mitochondrientransfers zwar ermutigend seien, die Zahl der Fälle aber immer noch zu gering sei, um sich von der Sicherheit und Wirksamkeit der Technik zu überzeugen. 

Die Mitochondrien können nämlich zum Zeitpunkt des Kerntransfers am Eizellkern haften bleiben, sich vermehren oder sogar die Oberhand über die gesunden Mitochondrien gewinnen. Dies bedeutet, dass in vitro der Embryo ausgewählt werden muss, der einen Anteil an abnormalen Mitochondrien von weniger als zehn Prozent aufweist, aber auch, dass während der Schwangerschaft mithilfe von pränatalen Tests überprüft werden muss, ob es nicht zu einem „Umschwung“ kommt. 

Diese Technik stellt zwei moralische Überschreitungen auf zwei verschiedenen Ebenen dar. Die erste ist die der In-vitro-Fertilisation im Allgemeinen, die aus mehreren Gründen zu verurteilen ist: Erstens die moralisch fragwürdige Gewinnung männlicher Keimzellen und zweitens alle Folgen wie etwa die mehrfache Vernichtung von Embryonen, die im Verlauf dieser angewendeten Technik offenbar notwendig sind. 

Die zweite Übertretung ist dieser Technik eigen: Von der In-vitro-Fertilisation über den pränatalen Test bis hin zur Embryoselektion ist die Technik des mitochondrialen Transfers von Manipulationen geprägt, die derzeit noch nicht gründlich erforscht sind und die im Hinblick auf die Würde, das genetische Erbe und die Gesundheit dieser Kinder, die zu Versuchsobjekten werden, wichtige ethische Fragen aufwerfen. 

Es gibt mittlerweile zahlreiche Arbeiten zur Epigenetik, die gezeigt haben, dass die verschiedenen Manipulationen, die mit der In-vitro-Fertilisation einhergehen, für verschiedene genetische Krankheiten verantwortlich sind. Eine vollständige Auflistung dieser Krankheiten wird derzeit zusammengestellt.