Die Gnade der göttlichen Mutterschaft

Quelle: FSSPX Aktuell

Nativité du Maître de Moulins

"Die Menschheit Christi, insoweit sie mit Gott vereint ist; die ewige Seligkeit, insoweit sie Gottes Anschauung genießt; die seligste Jungfrau, insoweit sie Gottesmutter ist, besitzen dadurch eben eine unendliche Würde auf Grund des unendlichen Gutes, das Gott selber ist; und von dieser Seite her kann nichts Besseres von Gott ausgehen, weil eben nichts besser sein kann als Gott. (Summa Theologica, I, 25, 6, ad 4)

Mit diesen kraftvollen Worten vermittelt uns der heilige Thomas von Aquin eine Vorstellung von der Größe der Gnade der göttlichen Mutterschaft. In diesem Artikel der Summa Theologica stellt er die Frage: Kann Gott die Dinge besser machen, als er sie macht? Und er antwortet: Ja, denn Gottes Macht ist unendlich.

Für drei Elemente der Schöpfung macht er jedoch eine Ausnahme: die Menschheit Jesu Christi, die selige Vision der Heiligen im Himmel und die Heilige Jungfrau.

Das Lehramt der Päpste lehrt uns das Gleiche: "Die Würde der Mutter Gottes ist so hoch, dass es nichts Größeres geben kann", Leo XIII, Quamquam pluries.

Oder noch einmal:

Die erhabene Mutter Gottes, die von Ewigkeit her mit Jesus Christus auf geheimnisvolle Weise durch 'dasselbe und einzigartige Dekret' der Prädestination verbunden ist,

Pius XII, Munificentissimus Deus.

Vom selben Papst stammen die Worte:

Es besteht kein Zweifel, dass Maria, die Allerheiligste, an Würde alle geschaffenen Wirklichkeiten übertrifft, und dass sie in gleicher Weise einen Vorrang vor allem nach ihrem Sohn hat,

Ad caeli reginam.

Die Vernunft entdeckt die Grundlagen dieser wunderbaren Erhebung

Die göttliche Mutterschaft ist unmittelbar auf die Inkarnation ausgerichtet, von der alle Gnaden, alle Charismen, alle Ämter ausgehen.

Indem er Mensch wird, nimmt Gott nicht nur die menschliche Natur an, sondern auch die menschliche Mutterschaft: Er verleiht ihr einen übernatürlichen und göttlichen Charakter durch die Gnade, die er in Marias Gefühle einfließen lässt, um sie zu sich selbst und zu dem zu erheben, der sein Sohn wird.

Die eigentliche Wirkung dieser Gnade in Maria besteht darin, dass sie sich mit dem ganzen Menschen mit der "Frucht ihres Leibes" vereinigt und so zur Mutter wird und mit der Sendung ihres Sohnes "verbunden" ist.

Die der göttlichen Mutterschaft eigene Gnade ist also eine Beziehung Marias zur Person des Wortes, eine Beziehung, die ihrem Wesen eingeschrieben ist und von Erkenntnis und Liebe begleitet wird. Es ist eine Art Zutritt Marias in die Ordnung der göttlichen Personen.



Die Jungfrau Maria ist untrennbar mit der Inkarnation verbunden

Von allen geschaffenen Wesen ist Maria also die Einzige, die nach der Menschwerdung Christi, aber mit ihr, die göttliche Person als solche erreicht. Dieselbe Gnade, die die Menschwerdung Christi zur hypostatischen Vereinigung erhebt, erhebt Maria zur göttlichen Mutterschaft. Beide gehen von der gleichen Gabe aus.

Von allen geschaffenen Wesen sind allein die menschliche Natur Christi und die Mutterschaft Marias von Natur aus und unmittelbar auf die hypostatische Vereinigung hin geordnet und durch sie in ihrer eigentlichen Beziehung zu Gott begründet.

Wie der heilige Anselm sagt:

Es war in der Tat angebracht, dass diese Jungfrau mit der größtmöglichen Reinheit unter der von Gott selbst glänzte, diese Jungfrau, der Gott der Vater seinen einzigen Sohn geben wollte, den er aus seinem eigenen Herzen als wesensgleich mit sich selbst zeugt, um ihn wie sich selbst zu lieben, und um ihn ihm so zu geben, dass es ein und denselben Sohn gibt, der mit der Jungfrau und Gott dem Vater gemeinsam ist; diese Jungfrau, die der Sohn selbst auserwählt hatte, um sich wesentlich seine Mutter zu machen, diese Jungfrau, von der der Heilige Geist wollte, dass diejenige, aus der er selbst hervorging, gezeugt wird,

De conceptu virginali, c. 18