Hongkong: Die ganze Welt unterstützt Jimmy Lai, doch der Vatikan schweigt

Quelle: FSSPX Aktuell

Jimmy Lai bei seiner Verhaftung im Jahr 2020

Edward Pentin vom National Catholic Register beschreibt ausführlich den Prozess, den Peking derzeit in Hongkong gegen den Medienmogul, gläubigen Katholiken und prodemokratischen Aktivisten Jimmy Lai führt.

Der 77jährige Lai, der wegen seiner Unterstützung der pro-demokratischen Bewegung in Hongkong seit fast vier Jahren in Einzelhaft sitzt, bezeugt weiterhin seinen katholischen Glauben und seine Unschuld. Mehr noch, er zeigt eine unerschütterliche Entschlossenheit, die Wahrheit zu sagen, egal welchen Preis er dafür zahlen muss.

Lais „Verbrechen“ als Herausgeber der Zeitung Apple Daily bestand darin, über Pekings Verrat an seinem Versprechen von 1997 zu berichten. Die roten Machthaber wollten die bestehenden bürgerlichen Freiheiten in Hongkong für mindestens 50 Jahre erhalten, was eine Bedingung dafür war, dass das Vereinigte Königreich die Kontrolle über seine ehemalige Kolonie abgab.

Um diese journalistischen Enthüllungen zu unterbinden, stürmte die Hongkonger Polizei im August 2020 das Büro von AppleDaily und führte Lai kurz nach Inkrafttreten des neuen Gesetzes zur nationalen Sicherheit in Handschellen ab, um ihn bis zu seinem Prozess in Untersuchungshaft zu nehmen.

Als er zum ersten Mal vor Gericht das Wort ergriff, um sich zu verteidigen, wies er die Behauptungen der Anklage, er habe die Unabhängigkeit Hongkongs von China gefördert, energisch zurück. „Jimmy glaubt, dass wir der Wahrheit dienen sollen und dass es unsere Pflicht ist, die Wahrheit zu sagen, vor allem, wenn es sonst niemand tut, koste es, was es wolle“, sagte William McGurn, Kolumnist des Wall Street Journal, im Jahr 2022.

„Wie sonst könnte ein Mensch das komfortable Leben eines Multimillionärs in Hongkong so bereitwillig gegen die Gefängniszelle eines chinesischen Dissidenten eintauschen?“ Und weiter: „Er hätte fliehen können. Er hat Häuser in der ganzen Welt, aber er ist aufrecht geblieben und für seine Prinzipien ins Gefängnis gegangen.“

William McGurn, der in den 1990er Jahren in Hongkong lebte, freundete sich mit Jimmy Lai an und war sein Taufpate, als er zum Katholizismus konvertierte und 1997 von Joseph Zen Ze-kiun, dem damaligen Bischof von Hongkong, getauft wurde.

Der amerikanische Journalist ist der Ansicht, dass sich das Strafverfahren für Peking zu einem Fiasko entwickelt hat. „Trotz allem zeigt der Prozess nur, was in Hongkong bereits jeder weiß: Jimmy war ein unglaublich engagierter Verleger, dessen journalistisches Engagement sehr beliebt war“, schrieb er im vergangenen Monat. 

Die Haltung des Vatikans zu dem Fall ist eine „Katastrophe“

Edward Pentin betonte, dass „mehr als einhundert Politiker aus 24 Ländern Jimmy Lai in einem gemeinsamen Brief vom 19. November 2024 verteidigt haben, in dem sie China wegen seiner ‚willkürlichen Inhaftierung und seines unfairen Prozesses‘ verurteilten. Sie forderten „dringend“ die sofortige Freilassung des 77-jährigen Lai, der in Einzelhaft in einem Hochsicherheitsgefängnis in Hongkong festgehalten wird.“ Der amerikanische Journalist führt weiter aus, „dass Lai seit Dezember 2023 nicht das Recht hatte, die Heilige Kommunion zu empfangen.“

Am 20. November sagte William McGurn dem National Catholic Register, dass die Haltung des Vatikans eine „Katastrophe“ sei und fragte sich, „was es braucht, damit sie erkennen, dass [die vorläufige Vereinbarung] nicht funktioniert hat.“ Der Journalist bezog sich hier auf die dritte Erneuerung desvorläufigen Abkommens über die Ernennung von Bischöfen in China, das am 22. September 2022 zwischen dem Heiligen Stuhl und der Volksrepublik China unterzeichnet und am 22. Oktober 2024 von beiden Seiten um weitere vier Jahre verlängert wurde.

Aber, so George Weigel im National Catholic Register vom 28. August 2024: „Unter der Herrschaft des Diktators Xi Jinping besteht die Religionspolitik der Volksrepublik China in der ‚Sinisierung‘. Leichtgläubige oder politische Täuscher sehen darin eine andere Form der Inkulturation. Die ‚Sinisierung‘ ist alles andere als das: Sie ist die perverse Umkehrung der richtig verstandenen Inkulturation“, betonte er.

Er erklärte: „Der katholische Glaube in China muss mit dem ‚Xi-Jinping-Gedanken‘ übereinstimmen. Er darf die offizielle Staatsideologie nicht abschwächen oder gar korrigieren. Die katholische Praxis in China muss die hegemonialen Ziele des chinesischen kommunistischen Regimes fördern.

Wenn das katholische Zeugnis diese Ziele oder die Art und Weise, wie diese Ziele durch massive Menschenrechtsverletzungen im Inland und Aggressionen auf internationaler Ebene gefördert werden, in Frage stellt, ist das Ergebnis Verfolgung, oft durch das korrupte Rechtssystem, von dem mein Freund Jimmy Lai ein prominentes Opfer ist.“ 

Jimmy Lai wird voraussichtlich weitere vier Wochen in dem Verfahren aussagen müssen, das sich bis zum endgültigen Urteil über mehrere Monate hinziehen kann.