Hongkong: Kardinal Zen vor Gericht
Les quatre accusés au procès : Hui Po-keung, Cardinal Joseph Zen, Denise Ho and Margaret Ng devant le tribunal de West Kowloon
Kardinal Zen, der ehemalige Erzbischof von Hongkong, war Anfang Mai wegen eines angeblichen Verstoßes gegen das Gesetz für die nationale Sicherheit von chinesischen Sicherheitsbehörden verhaftet worden. Dem 90-jährigen Kardinal wird vorgeworfen, einen Fonds zur Unterstützung pro-demokratischer Demonstranten nicht ordnungsgemäß registriert zu haben.
Ebenfalls in diesem Zusammenhang verhaftet wurden die Sängerin Denise Ho, die Anwältin Margaret Ng und Hui Po-keung als führende Persönlichkeiten der Pro-Demokratie-Bewegung. Die Verhaftung Zens und seiner Begleiter löste in vielen westlichen Ländern Empörung aus, die China vorwarfen, die einst versprochenen Freiheiten in Hongkong zu beenden.
Jospeh Zen stellte sich nun am 24. Mai 2022 einer Gerichtsbehörde, wo er seine Anklage in Gegenwart von Diplomaten aus mehreren europäischen Ländern, darunter Deutschland, Frankreich, Schweden und Italien, entgegennahm. Obwohl Zen und seine drei Mitstreiter wegen "Verschwörung zur Absprache mit ausländischen Kräften" festgenommen worden waren, führte das Gericht als Klagegrund lediglich den Vorwurf der fehlenden Registrierung des eingangs genannten Fonds gelten. Mit diesem Fonds sollten teilweise Gerichts- und Arztkosten von Personen finanziert werden, die bei den großen pro-demokratischen Demonstrationen 2019 festgenommen wurden.
Für den trotz seines hohen Alters noch rüstigen Kardinal und die übrigen Angeklagten hätte der Anklagepunkt der Verschwörung möglicherweise nach dem von Peking 2020 verhängten Nationalen Sicherheitsgesetz eine lebenslange Haft zur Folge. Die Reduzierung des Vorwurfs, der sich nicht aus dem Gesetz zur nationalen Sicherheit ableiten lässt, würde bei einer ersten Verurteilung allerdings eine vergleichsweise geringe Geldstrafe von 10.000 Hongkong-Dollar (1.190 Euro) nach sich ziehen. Alle Angeklagten plädierten am Dienstag auf nicht schuldig, obwohl sich die anklagende chinesische Staatsanwaltschaft zuversichtlich zeigt.
Nach seinem Erscheinen vor Gericht zelebrierte der Kardinal in Anwesenheit von Hunderten katholischen Gläubigen eine Messe, die den Kirchen auf dem chinesischen Festland gewidmet war. Dort können Millionen Gläubige ihre Religion unter dem Regime der offiziell atheistischen Kommunistischen Partei nicht frei ausüben, da die von den Behörden tolerierten, religiösen Einrichtungen und Aktionen streng kontrolliert werden.
In seiner Predigt kritisierte Kardinal Zen das Abkommen zwischen dem Vatikan und China, welches die Ernennung von Bischöfen durch Peking mit Zustimmung des Papstes ermöglicht, als "unklug", obwohl es von "guten Absichten" ausgehe. Zen betonte: Man müsse die Gläubigen, die sich in der dem Pekinger Regime unterworfenen „offiziellen“ Kirche befänden, und die Gläubigen der Untergrundkirche, die in den Augen der chinesischen Behörden illegal sei, wiedervereinigen. Aber "es scheint, dass die Zeit noch nicht reif ist", betonte er und spielte damit auf den christlich-chinesischen Untergrundklerus an, der sich weigert, sich den Behörden zu unterwerfen.
Der Prozess wird im Übrigen am 19. September eröffnet. Ein diplomatisch „pikanter“ Zeitpunkt, da gerade dann auch die Erneuerung des China-Vatikan-Abkommens verhandelt wird.
(Sources : cath.ch/L’Express/South China Morning Post – FSSPX.Actualités)
Illustration : © South China Morning Post